Reeperbahn Festival Das war der Samstag
Hasskommentare im Internet, Turbo-Comic-Zeichner und Musik von Judith Holofernes: Lesen Sie den vierten und letzten Tag des Reeperbahn Festivals im Protokoll.
- Sie geht. Tatsächlich. Keine Zugabe. Verschwitzte glückliche Gesichter. Gucken, ob noch Bier im Becher ist. Neues holen. Weiter geht's.
- "Du bist so normal, aber das ist mir egal", singt sie zu einer Melodie von Buddy Holly. "Man kann ja nicht aus seinem Fan-Sein eigene Musik machen." Und jetzt was eigenes: der Titel "M.I.L.F." Oha. "Judith Holofernes möchte wiederum mit Titeln wie diesem all jenen Kritikern und Kritikerinnen entgegentreten, die ihr entsexualisierte Bravheit und Biederkeit attestieren", schrieb die Berliner Zeitung dazu.
- Was ist eigentlich ein „Incubator“? Die Besucher des Reeperbahn Festivals wissen es…… eher nicht ganz so genau. "Erklär mir mal" geht in die letzte Runde.
- Estefaniiia schreibt bei gutefrage.net: "Wieso hassen mich denn alle?" Ein anderer User antwortet: "Ich hasse dich doch gar nicht, du bist mir völlig egal." 11 Leute fanden diese Antwort hilfreich.
- Während Ray den Musiker Liam Finn interviewt, gibt es einen Nebenschauplatz: Auf der Seite der Bühne mixen die Single-Lady und der Single-Mann Cocktails. Und flüstern sich ab und zu was zu.
- Kevin Blank von der Gruppe Gamestorm hat gerade vier Leute in diesen Container gesperrt. 20 Minuten lang müssen sie da drin Aufgaben lösen, um wieder befreit zu werden.
- Liam Finn und seine Band kommen aus Neuseeland. Hier eine Kostprobe.
- "Du bist so häßlich, geh sterben" - Reporter Björn Stephan hat ein Interview mit der Bloggerin Kathrin Weßling geführt. Sehr zu empfehlen, denn seit 17.15 zitiert sie zusammen mit anderen Autoren in der "Love & Hate Mail Lesung" aus den fiesesten Kommentaren und dunkelsten Seiten des Internets.
- Bei unserer nächsten Reeperbahn Session können Sie von Ray Cokes und der Hate-Mail-Lesung entspannen. Exklusiv und exqusit: Lena Deluxe mit "Reeperbahn"
- Die Autoren sind da, ein Mann stellt frisch gekühltes Astra auf die Bühne. Und eine Frau verteilt Schnipsel mit online-Kommentaren drauf. Auf meinem steht: "Ihr seid so hässlich, dass ich immer wieder sterbe, wenn ich euch beide sehe."
- "May I ask you: Are you into boys or girls?" Ray Cokes spielt Herzblatt. Eine Single-Lady darf sich einen Mann im Publikum aussuchen.
- "Are you regulars?"
Einstimmige Antwort: "Yes!" Das Stammpublikum quatscht laut mit Ray auf der Bühne. Jetzt rennt Ray zur Tür, um Jesus einzulassen. Der Livestream folgt ihm vor die Tür. - Die Lounge füllt sich langsam, fast alle Plätze sind belegt. Durch einen schmalen Gang in der Mitte der Lounge quetschen sich die Hotelgäste mit ihren Rollkoffern. Die Autoren der "Love & Hate Mail Lesung", Kathrin Weßling, Jannes Vahl und Johanna Wack könnten jetzt kommen. Wir wären soweit.
- Die Bühne ist leer und leicht in Nebel gehüllt. Wir werden vorab schon darauf hingewiesen, dass wir "Nein" sagen sollen, wenn Ray Cokes fragt, ob er uns einen Trick vorführen solle. Das fängt gut an.
- Warum haben Sie sich für Finnland als Partnerland entschieden, Herr Schulz? "Weil wir Finnland seit vielen Jahren als aktiven Partner erleben und uns das Jahr sehr gefallen hat. Wir wollten auf einen sehr sicheren und zuverlässigen Partner setzen." Auf die Frage, ob Kooperationen mit der Buchmesse geplant seien, wo Finnland ebenfalls Partnerland ist? Schulz sagt: "Nein, dergleichen ist nicht geplant."
- Im Leadership-Panel wird zuerst die Geschichte der Whatsapp-Gründer vorgelesen. Moderne Märchenstunde, Leadership-Träume.
- Festivaldirektor Axel Schulz hat noch eine kleine Überraschung parat: "Das Reeperbahn Festival wird 2015 zum ersten Mal ein Partnerland einladen. Es wird Finnland sein." 2015 werde das Festival zum zehnten Mal stattfinden. Schulz sagt, es werde vom 23. bis 26. Septemver 2015 stattfinden. Tickets gebe es ab Montag im Handel.
- Mangels sagt: "Wir fangen sehr früh an, uns um unsere Künstler zu kümmern. Manchmal kennen wir nur zwei, drei Songs, weil es nicht mehr Songs gibt. Oft haben die noch kein Label. Nur eine von zehn Bands wird es schaffen. Aber für mich ist wichtig, wie die Geschichte hinter der Band ist."
- Einwurf aus dem Publikum von einem Mann, der Künstler für einen Klub in Köln bucht: "Noch billiger als DJs sind Comedians, die brauchen nichts, nur ein Mikrofon. Und die Leute lieben sie."
- Hier soll heute das Projekt „Up the Wall“ beginnen: eine gemeinsame Ausstellung aller OZM-Künstler in den Räumen der Galerie, die dann langsam nach außen wächst. Die Maler gehen „up the Wall“: Die Außenfassade der OZM Art Space Gallery wird als gemeinsame Aktion in unterschiedlichen Stilen gestaltet und am Ende von einem Künstler zusammengeführt. (Foto: Sarah Levy)
- Oh, jetzt endlich, kommt die Zukunft hereingeschneit in Person eines Panel-Besuchers. "Kann es sein, dass der Trend dazu hingeht, dass man auf Festivals mehr DJs sieht als Bands weil es billiger ist, eine Person zu bezahlen anstatt fünf?" Ernie und Mangels sind sich einig. Nein, nein, das täusche. Die Zeit der Bands sei noch lange nicht vorbei.
- Ohne Umfragen geht es also nicht. Aber da ist sie wieder, die Mitnahme-Mentalität: Damit die Leute mitmachen, müsse man ihnen einen Gewinn versprechen, sagt Theede. Konzertkarten zum Beispiel.
- Wieder eine Frage ins Publikum. Wer von euch kann von diesem Job leben? Viele verlegene Gesichter, drei, vielleicht vier vorsichtige Hände. Fehlt nur noch, dass jetzt irgend jemand anfängt, von den guten alten Zeiten zu schwärmen. Weißt du noch, damals bei den Stones?
- Es geht jetzt um die wahrscheinlich älteste Diskussion im Musik-Business. Wie können Agenten, die Bands betreuen, große Konzerte für Bands organisieren? Der Moderator fragt Ernie: "Würdest du auch ein Konzert mit einer Band veranstalten, die kein Mensch kennt, aber deren Musik dir gefällt?" Ernie nickt, ja, vielleicht. Mangels lacht laut auf, als würde er ihm kein Wort glauben.
- "Wie viel verdient ihr so pro Abend mit euren Künstlern?", fragt der Moderator in die Runde. "Unter 500 Euro?" Ein paar zaghafte Hände in der Luft. Einer sagt, ich verdiene 5000 Euro. Und jetzt fühlt sich auch ein Mann mit Schiebermütze in der ersten Reihe berufen, sich zu melden. 14.000 Euro pro Abend, sagt er. Mangels ist verblüfft. Wie machst du das? Corporate, sagt die Schiebermütze. Die Firmen bezahlen viel, viel besser.
- Für Künstleragenturen ist es unerlässlich, mehr über die Motivation der Fans zu erfahren, sagt Musikmanagement-Professor Theede. Es brauche mehr gezielte Umfragen, zum Beispiel um zu erfahren, wie bekannt eine Band bereits ist - und welche Kanäle dazu beigetragen haben. Zum Üben erstellen die Zuhörer jetzt einen eigenen Fragebogen.
- Yan Mangels erzählt jetzt Erfolgsgeschichten. Wie war das damals bei der Band Katzenjammer? "Ich sah sie und wusste sofort, aus denen kann man etwas machen." Mangels brauchte dann nur eine halbe Stunde, bis er den ersten Slot auf einem Festival für Katzenjammer buchte.
- Wie viele von euch arbeiten als Promoter?, fragt der Moderator. Ein Drittel der Hände geht hoch. Ein bisschen ist das hier also auch Nachhilfe für Nachwuchspromoter. Mangels ist schon seit 20 Jahren dabei. Und Ernst Hartz, den der Moderator Ernie nennt (man scheint sich zu kennen), schon seit 35 Jahren.
- Liebe Leser, es ist Samstagmittag und ich bin wieder für Sie unterwegs. Heute erst mal im Schanzenviertel unweit von St. Pauli und der Reeperbahn. Dort startet um 13 Uhr ein großflächiges Kunstprojekt, bei dem es sich lohnen soll, immer mal wieder heute reinzuschauen. Danach geht's ab auf die sündige Meile, mal schauen, welche Überraschungen der letzte Tag des Reeperbahnfestivals so bietet. Bis gleich!
- Beantworten werden uns diese Frage heute zwei namhafte Männer des deutschen Musik-Business: Ernst Ludwig Hartz, der unter anderem in Köln und Bonn Konzerte veranstaltet und schon Künstler wie Elton John, Phil Collins oder David Bowie betreut hat. Und Yan Mangels von der Booking-Agentur "FKP Scorpio" aus Hamburg, die bislang mehr als 10.000 Konzerte, Festivals und Shows veranstaltet hat.
- Hallo aus dem Arcotel, Björn Stephan hier. Wie bringe ich meine Musik auf die Straße? Irgendwie mutet diese Frage komisch an, nachdem wir in den vergangenen Tagen so viele Konzerte gesehen haben. Aber bestimmt haben auf den Konzerten einige im Publikum ihre Hälse gereckt und gedacht, da möchte ich auch mal stehen. Also, wie geht das denn nun?
- Musikmanagement im Workshop. Früher waren Bandmanager selber große Rock n' Roller. Heute ist das alles strukturierter. Da gehen sie an die Uni und lernen aus Büchern, wie man junge Talente berühmt macht. Als Musikmanager B.A.
- Fazit von den Canvas-Anwendern: Was ist nun eigentlich genau das Canvas Business Modell? Auf den Kern heruntergebrochen: Auf einem großen Blatt Papier versucht ein diverses Team die unterschiedlichen Geschäftsbereiche, Werte, Kundenwünsche, Partner oder Erlösquellen zu visualieren. Alles auf einer Übersicht, damit die Zusammenhänge klar werden. Im Arcotel ist jetzt Schluss. Ich verabschiede mich und denke auf dem Weg zurück in die Redaktion schon mal darüber nach, wo gleich das Flipchart hingestellt wird.
- Fazit aus der Spinnup-Sitzung: Wer unbedingt bei einem Major Label unterschreiben will, für den ist Spinnup eine gute Möglichkeit, denen auch aufzufallen. Aber: Hier wird auch nach deren Regeln gespielt, denn das ist der Grund, warum sie nicht auf bereits existenten Plattformen suchen. Hier sind die Leute bereit, sich mit dem Label "gemeinsam weiterzuentwickeln", also formbar.
- Frage aus dem Publikum: "Wieso sollen wir Symbole benutzen?" Antwort Harlinghausen: "Sätze sind fix. Sie sind unveränderlich. Wenn wir Symbole nutzen, hat jeder eine eigene Interpretation. Damit lässt sich weiterarbeiten."
- Auf der Website kann man online ausprobieren, selbst einen Canvas aufzuzeichnen. Vielleicht zurück in der Redaktion die Verlagsbranche neu erfinden? Wäre ein Anfang. Oder eher das Meisterstück.
- Ein Bonbon für alle Indie-Fans, exklusiv, brandneu und richtig gut!
Gestern ist Jens Friebes neues Indie-Disco-Album „Nackte Angst zieh dich an wir gehen aus“ erschienen. Am selben Tag war er bei uns in der Reeperbahn Session exklusiv zu Gast mit seinem Song "Sei einfach nicht du selbst". Film ab!