Blechkameraden Toyotas Fiedel-Robbi
Menschen aus Fleisch und Blut wird man so bald nicht durch Roboter ersetzen können. Das zumindest legt die Vorstellung nahe, mit der der japanische Toyota-Konzern Pressevertreter beeindrucken wollte. Ein riesiger weißer Blechkamerad mit schwarzen Alien-Augen fiedelt auf einer Geige herum und wiegt dazu dezent die Hüften.
Das sieht zwar alles recht nett aus, wirkt aber doch so statisch und eintrainiert, dass ausgerechnet diese Werbeveranstaltung eindeutig klarmacht: Roboter mögen vieles können, von Musik sollten sie ihre Blechfinger lassen.
Robina übt schon mal Autogramme zu schreiben
Aber musizierende Robbis scheint Toyota auch nicht im Sinn zu haben. Vielmehr sollte die musikalische Einlage wohl demonstrieren, wie genau sich die künstlichen Gliedmaßen mittlerweile steuern lassen. Als weiteren Beweis für die verbesserte Beweglich- und Empfindlichkeit der Mensch-Maschinen wurde der "weibliche" Roboter "Robina" auf die Bühne geholt. Sie zeigte, dass sie feinfühlig genug ist, um ihren Fans per Filzschrift ein Autogramm aufs Papier zu schreiben.
Und genau um solche Fingerfertigkeiten geht es den Toyota-Ingenieuren wohl, wenn sie ihre auf Hochglanz polierten Geräte der Öffentlichkeit zeigen. Schließlich, so Toyota-Chef Katsuaki Watanabe in Tokio, sollen Roboter künftig Teil des Kerngeschäfts des Konzerns werden. bereits ab 2010 will das Unternehmen sogenannte "Partner-Roboter" vermarkten.
Der Schritt hin zum Roboterproduzenten sei ein logischer, meint Watanabe. Schließlich habe man als Pkw-Hersteller reichlich Erfahrung mit Produktionsautomaten sammeln können. Die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz, Unfallschutzsystemen und Sensoren gehöre zu den üblichen Aufgaben der Toyota-Entwicklungsabteilung.
Als erstes Vermarktungsziel haben sich die Japaner offenbar das Gesundheitswesen ausgesucht. Gezeigt wurde ein Mobilitäts-Roboter, der irgendwo zwischen Elektro-Rollstuhl und Treppenlift angesiedelt ist. Mit einer Versuchsperson an Bord absolvierte das per Autopilot gesteuert Vehikel ein paar Runden über einen Test-Parcours, der mit Hindernissen gespickt war.
Roboter ein Japan-Trend?
Mit seinen Bemühungen um die Robotik ist der Autohersteller in Japan in guter Gesellschaft. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist Hondas Asimo, der auf Veranstaltungen rund um die Welt als springender, laufender und Treppen steigender Werbeträger für das Unternehmen genutzt wird. Ex-Konkurrent Sony hat seinen knuddeligen Roboterhund Aibo trotz dessen Werbewertes unterdessen aufgegeben. Das Unternehmen widmet sich lieber der Entwicklung eines automatisierten Fahrzeugs.
Dass in die Entwicklung wirklich eigenständiger und sicherer Roboter noch reichlich Zeit, Geld und Arbeit investiert werden muss, wurde erst vor zwei Wochen bei einer Robo-Präsentation deutlich. Damals leistete sich Hitachis Vorzeige-Roboter EMIEW 2 vor versammelter Presse einen gewaltigen Fauxpas. Der per PC ferngelenkte 80-Zentimeter-Blechmann verlor während seiner Vorstellung den Kontakt zum Leitstand und krachte gegen einen Tisch.
Zu Schaden kam dabei niemand. Nur das Image der knuddeligen Bedien-Automaten bekam ein paar Kratzer ab: Wer würde seinen Haushalt schon einem Robbi anvertrauen, der ständig Gefahr läuft, das Porzellan zu zerdeppern?
mak