Neuer Vorstoß SPD-Ministerin will mehr Computerspiele verbieten
Zu viele Minderjährige nutzten Computerspiele, die nur für Erwachsene freigegeben sind, so die Diagnose der Ministerin. Ihr Vorschlag zur Abhilfe: Das Prüfverfahren, während dem Spiele eine Freigabe für Nutzer ab einem bestimmten Alter erhalten, müsse besser werden.
Und besser scheint in diesem Sinne aber auch zu heißen, dass mehr Spiele überhaupt nicht in den Verkauf gelangen. "Spiele, in denen Gewalt verherrlicht und Menschen am laufenden Band getötet werden, gehören verboten", sagte Kolb. Nicht gemeint sein soll mit ihrer Forderung hingegen, dass die Jugendschutzexperten der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) schlechte Arbeit leisten. Die Prüfer hätten nämlich gar nicht die Möglichkeit, umfassender zu prüfen.
Im vergangenen Jahr wurde für 3000 Computerspiele eine Zulassung beantragt. Die 50 Tester der USK haben dann für jedes Spiel fünf bis zehn Tage Zeit. "Bedenkt man, dass ein geübter Spieler 70 bis 100 Stunden an einem Computerspiel sitzt, so kann man sich vorstellen, dass den Testern gar nicht genügend Zeit für ein Spiel bleibt", kritisierte Kolb.
Die USK widerspricht dieser Aussage entschieden. Ruben Schwebe, einer der beiden hauptamtlichen USK-Tester sagte SPIEGEL ONLINE: "Wir spielen alle Titel komplett durch. Wir wissen nicht, wie die Ministerin zu der gegenteiligen Einschätzung kommt. Uns hat sie nicht zu unserer Arbeit befragt."
In höhere Spiellevel, in denen die dargestellte Gewalt zunehme, gelangten die Prüfer gar nicht. Aus ihrer Sicht ist das fatal: Denn nach der einmal erteilten Zulassung sei es nicht mehr möglich, juristisch gegen später bekanntgewordene Fakten vorzugehen und das Spiel vom Markt zu nehmen.
Hersteller sollen Fragebögen ausfüllen
Kolb plädierte aber nicht nur dafür, den Experten mehr Zeit zu geben. Sie möchte auch Hersteller stärker in die Pflicht nehmen. Die sollen Fragebögen ausfüllen, in denen sie Auskunft über den Inhalt des Spiels geben, seine Handlung, seine Aufgaben und über gewalttätige Szenen. Dann könnten die Tester gezielter suchen und die Gutachter besser entscheiden. Bislang stellen Hersteller in Deutschland nur das Spiel zur Verfügung und zahlen eine Gebühr. In anderen Ländern sind sie zum stärkeren Mitwirken verpflichtet.
Eine intensivere Prüfung vor der Festsetzung einer Altersbeschränkung allein scheint der Ministerin nicht zu genügen. Die Zulassung sei für die Hersteller "eine Art Persilschein. Das Spiel wird offensiv beworben, und das wecke das Interesse von Kindern und Jugendlichen". Sie nannte es erschreckend, dass einer Umfrage zufolge zehn Prozent der Zehnjährigen "Grand Theft Auto IV" als ihr Lieblingsspiel bezeichneten. Von der USK ist das Spiel ab 18 Jahren freigegeben.
Kolb kündigte an, sie wolle die Jugendminister der Länder für ihr Anliegen gewinnen, denen der Jugendschutz obliegt. "Die Justiz kommt erst am Ende", sagt die Ministerin. "Wenn wir aber dort kein Gehör finden sollten, werde ich das Thema in die Justizministerkonferenz einbringen."