Apple iMac oder Korea-Klon?
Klein, bunt und schnell: Schon heute ist der iMac von Apple ein Design-Klassiker. Seit letztem Herbst erobert der kultig-kompakte Internetrechner die Herzen von Neukunden, die zwar gerne ins Netz wollen, jedoch Computer schon immer zu häßlich für ihren Schreibtisch fanden.
Allerdings ist die Design-Idee des Nobelherstellers Apple zu gut und zu erfolgreich, um nicht auch kopiert zu werden. Die bunten Rundungen des Rechners haben unter Elektrogeräten eine regelrechte Modewelle ausgelöst - in der Palette nötiger und unnötiger iMac-Accessoires dürfen mittlerweile weder der Handstaubsauger noch das Bügeleisen im iMac-Look fehlen.
Nun ist eine Firma zu weit gegangen: Apple hat den Computerhersteller Future Power verklagt, weil sein auf der PCExpo in New York vorgestellter Rechner E-Power dem iMac nun doch ein bißchen zu ähnlich sieht.
Der E-Power ist wie der iMac ein Kompaktcomputer, der Monitor, Rechner und Modem in einem Gehäuse vereint. Auch die stromlinienförmige Tranzparenz-Ästhetik des E-Powers dürfte iMac-Besitzern vertraut vorkommen. Aber während Apple seine Rechner in den Fruchtfarben erd- und blaubeere, weintraube, mandarine und limone ausliefert, kommen die Computer des Rivalen in fünf gediegenen Edelsteintönungen (amethyst, rubin, topaz, smaragd und saphir) daher - eine Ohrfeige für Apples Designabteilung.
Dazu bietet der vermeintliche Klon sogar ein Floppy-Laufwerk - ein archaisches Feature, das Apple bei seinem Internetrechner wegrationalisiert hatte. Mit 799 Dollar soll der Preis des E-Power trotzdem um etwa dreißig Prozent niedriger sein als beim iMac. Future Power, ein vom koreanischen Daewoo-Konzern unterstütztes Joint-Venture, will den E-Power ab September in den USA ausliefern - wenn Apple das nicht vorher per Unterlassungsklage verhindert.
"Es gibt eine Menge von originellen Designs, die Future Power und Daewoo für ihre Computer hätten entwickeln können", sagte Apple-Chef Steve Jobs, "aber statt dessen haben sie sich entschieden, Apples Design zu kopieren." Auf seinem ureigenen Feld läßt der Nobelhersteller jedoch nicht mit sich spaßen: "Wir haben eine Menge Geld und Arbeit investiert, um unser preisgekröntes Design zu entwickeln und zu vermarkten, und wir beabsichtigen, es mit allen gesetzlichen Mitteln zu verteidigen."
Daewoo bestreitet jedoch, den iMac kopiert zu haben: "Unser Produkt basiert auf einem völlig anderen Konzept als der iMac", erklärte das Unternehmen und wies darauf hin, daß der E-Power im Gegensatz zum Apple-Rechner mit Intel-Technologie ausgestattet ist. "Wir verstehen die Klage nicht."
Was Steve Jobs besonders ärgern dürfte: Der E-Power läuft mit Microsofts Betriebssystem Windows. Und damit haben die Computerbauer aus Cupertino schon schlechte Erfahrungen gemacht: In einem Prozeß warfen sie der Gates-Firma vor, mit der Windows-Benutzeroberfläche das "Look and Feel" des Apple-Systems MacOS zu imitieren. Allerdings verlor Apple das Verfahren - kein gutes Omen für die Klage gegen den E-Power.