Crossbot Evangelisch suchen

Google findet fast alles - und manchmal ist das ein Problem. Viele Sachquellen werden unter "populären" Seiten verschüttet. Markus Eisele hat im Auftrag der Evangelischen Kirche eine christliche Suchmaschine gebaut - und erklärt im Interview, wo da der Sinn liegt.

SPIEGEL ONLINE:

Herr Eisele, wer oder was ist Crossbot?

Markus Eisele: Crossbot ist eine Suchmaschine für den christlichen Raum und für alle Menschen, die Interesse an christlichen Inhalten haben. Es ist zudem der meines Wissens einzige tragfähige Katalog für christliche Inhalte im Internet.

SPIEGEL ONLINE: Wie kommt man auf so eine Idee?

Eisele: Wir sind darauf gekommen, weil wir gesehen haben, dass es mittlerweile über zwei Millionen christliche Seiten im Internet gibt. Die Kirche gehört wirklich zu den ganz großen Informationsanbietern.

SPIEGEL ONLINE: Und wozu braucht man da Crossbot, wo es doch Google gibt?

Eisele: Ein guter Punkt. Wir haben beobachtet, dass natürlich die meisten Leute über Google suchen, bestimmte Dinge in Google aber immer mehr marginalisiert werden. Kleine Anbieter, oft ganz wertvolle Angebote, kommen einfach nicht mehr oben auf den Suchlisten vor - und wir wissen ja, wie Leute mit Suchlisten umgehen. Die ersten Ergebnisse müssen stimmen, in die Tiefe taucht man nicht mehr ein.

SPIEGEL ONLINE: Ein Fall von Notwehr also?

Eisele: Unsere Suchmaschine ist der Versuch, wertvolle Angebote im Internet für die daran Interessierten auffindbar zu halten. Sie ist zudem auch ein Knoten im Netz: Wir haben als Kirche ja an ganz verschiedenen Ecken und Enden im Web investiert. Seelsorge-, Kommunikations-, Informations-Portale eröffnet, die aber bislang alle nicht so richtig miteinander verknüpft waren. Jeder hatte so seine Linklisten, aber nichts Systematisches: Es gab keine Seite, von der aus man auf einfache Weise zu anderen Seiten gelangen konnte. Das wird jetzt anders.

SPIEGEL ONLINE: Also mehr Yahoo! als Google. Sucht Crossbot dann nur innerhalb des Kataloges?

Eisele: Nein. Crossbot ist zunächst einmal ein Katalog, in den tatsächlich eine Redaktion entsprechende Seiten aufnimmt. Da wird Qualitätssicherung betrieben. Daneben ist Crossbot eine Crawler-Suchmaschine, die im Katalog und frei im Web sucht. Auch die fragt Webseiten erst einmal auf so genannte bad words ab, bevor sie auf einer Ergebnisliste dargestellt werden. Das sind wir unseren Nutzern schuldig, dass wir wissen, was in diesen Seiten wirklich steckt. Die Resultate wandern in die Datenbank, die einmal pro Woche voll indiziert wird. Die aktiven Seiten, die sich regelmäßig verändern, werden täglich aktualisiert.

SPIEGEL ONLINE: Ein ganz erheblicher Aufwand. Wie groß ist Ihre Redaktion?

Eisele: Zurzeit arbeiten sieben Leute an Crossbot, aber nicht alle beschäftigen sich ausschließlich damit. Für zwei Mitarbeiter ist Crossbot ein Fulltime-Job.

Eisele: Wie lang haben Sie für den Aufbau des Datenbestandes gebraucht?

SPIEGEL ONLINE: Für die über 300.000 im Katalog indexierten Seiten haben wir seit April gebraucht.

SPIEGEL ONLINE: Das beschreibt, was drin ist. Was ist denn nicht drin durch Ihre "bad words"?

Eisele: Es gibt eine Reihe von Dingen, die wir ausschließen wollten. Sexistische Inhalte zum Beispiel: Da können wir auf eine entsprechende Liste unseres technischen Partners Abacho zurückgreifen, von denen die Crawler-Technologie kommt. Wenn Sie Crossbot ausprobieren, werden Sie überrascht sein, zu was für Themen man alles etwas findet. Auf der anderen Seite wäre es natürlich ein Eigentor, wenn da Dinge hochkämen, die absolut nicht hineingehörten.

SPIEGEL ONLINE: Da scheint Ihnen ja auch einiges gelungen zu sein: Selbst wenn man nach krassen Worten sucht, bekommt man als Ergebnis Sachliches geboten.

Eisele: Es gibt viele Punkte, da sind wir weit besser als Google. Wissen Sie, was man erhält, wenn man bei Google nach "Beerdigung" sucht?

SPIEGEL ONLINE: Nein.

Eisele: Da kriegen Sie SPIEGEL ONLINE: "Die Beerdigung des Netscape-Browsers".

SPIEGEL ONLINE: Kein schlechtes Ergebnis.

Eisele: Finden Sie? Wenn man das Wort bei Crossbot eingibt, kommt man jedenfalls zu ganz anderen Ergebnissen. Bei der Suche nach christlichen Themen sind wir einfach deutlich besser.

SPIEGEL ONLINE: Und wie geht es weiter? Wo wollen Sie hin?

Eisele: Wir hoffen, innerhalb eines Jahres auf eine Million Suchabfragen im Monat zu kommen. Wenn es so weitergeht wie in unseren ersten paar Tagen, werden wir dieses Ziel früher erreichen. Dadurch dass wir Crossbot auch als Searchengine für die eigene Website anbieten, gehen wir davon aus, dass unsere Suchmaschine mittelfristig zum Bestandteil der meisten institutionellen und auch privaten Websites wird, die sich mit dem Christentum beschäftigen. Unsere Reichweite wird relativ hoch sein.

SPIEGEL ONLINE: Wer bezahlt das alles?

Eisele: Die Anfangsfinanzierung kommt von der EKD, aber richtig funktionieren kann es auf Dauer nur, wenn wir Sponsoren gewinnen.

SPIEGEL ONLINE: Trennen Sie eigentlich nach katholisch und evangelisch?

Eisele: Im Katalog ist es zum Teil getrennt, wo das nahe liegt: Bei Institutionen, Gemeinden und so weiter. Ansonsten wird da nichts getrennt. Crossbot soll keine Anbieter-orientierte, sondern eine themenbezogene Suchmaschine sein.

SPIEGEL ONLINE: Hätte es da nicht nahe gelegen, Crossbot zur ökumenischen Suchmaschine zu machen?

Eisele: Wir haben mit der katholischen Kirche ja schon einmal ein Projekt gemeinsam umgesetzt, buchreligion.de. Wir sind da jederzeit offen.

Die Fragen stellte Frank Patalong

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