Datenkommunikation Nasa testet erfolgreich Weltall-Internet
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat erstmals ein System für interplanetarische Internet-Kommunikation getestet. Das bereits seit Beginn der siebziger Jahre entwickelte DTN-Verfahren setzt wie das Internetprotokoll TCP-IP auf dem Versand von Datenpäckchen auf, die erst auf Empfängerseite zu einer vollständigen Datei zusammengesetzt werden. Solche Formen von Paketversand sind störungsresistenter als Eins-zu-Eins-Verbindungen, wie man sie von der klassischen Telefonie her kennt.
Für DTN gilt das noch mehr als für TCP-IP. Das Kürzel steht für Delay-Tolerant Networking (auch: Disruption-Tolerant Networking) und beschreibt ein Netzwerkmodell, das Verzögerungen und Unterbrechungen im Datenfluss abpuffert, indem es Daten an Relaisstellen zwischenspeichert und erst dann weitergibt, wenn die Adressatenstelle Empfangsbereitschaft signalisiert.
Das ist ideal für den Datenversand im All: Sonden, Satelliten, potentiell auch Raumschiffe sind nicht immer erreichbar: Im Funkschatten eines Planeten oder Mondes bricht die Kommunikation mit ihnen ab. Die Nasa arbeitet bereits seit mehreren Jahren an einem DTN-System, das Satelliten und Sonden als Relaisstationen nutzen und dazu dienen soll, Steuerbefehle zuverlässig zuzustellen oder größere Datenmengen wie etwa Fotos oder Filme in Datenpäckchen aufgeteilt zu verfunken.
Zu den Vätern des Systems gehört Vint Cerf, heute einer der technologischen Vordenker von Google, der auch schon an der Entwicklung von TCP-IP direkt beteiligt war. Cerf gilt als einer der Väter des Internet.
Beim ersten, erfolgreich verlaufenen Test mussten die Datenpakete mehrere Relaisstationen auf einem Kommunikationsweg von 32,4 Millionen Kilometer überbrücken. Als Versendestation für Testfotos diente die Raumsonde Epoxi, die seit Januar 2005 unterwegs ist, um Kometen zu erforschen.
"Dies ist der erste Schritt zur Einrichtung einer vollkommen neuen Kommunikationsmöglichkeit im All, eines interplanetarischen Internets", sagte der Projektverantwortliche bei der Nasa, Adrian Hooke. Die Tests zogen sich, beginnend im Oktober, über einen Zeitraum von rund vier Wochen hin.
Zurzeit besteht die Keimzelle des "interplanetaren Internets" (Nasa-PR) aus zehn teilnehmenden Stationen. Als Außenstation dient die Epoxi-Sonde, die sich fortlaufend von der Erde entfernt und im Oktober 2010 die Bahn des Kometen Hartley 2 kreuzen soll. Die anderen neun Teilnahmestationen liegen weniger weit entfernt: Sie stehen am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, von wo die Experimente koordiniert werden, und simulieren verschiedene Typen von Sonden und in der Raumforschung eingesetzten Modulen und Robotern.
pat/AFP