EeeBox Das Nicht-Netbook für den Schreibtisch

Mit dem EeePC hat Asus eine ganz neue Geräteklasse aus der Taufe gehoben. Jetzt folgt ein Mikro-Desktop mit ähnlicher technischer Ausstattung - und schickem Design. Der nächste Knüller, der auf dem PC-Markt für Bewegung sorgen könnte?

Viel weiß man bei Asus Deutschland bisher nicht zu sagen über die EeeBox, den neuesten Ableger der EeePC-Familie. Bisher existiert das Produkt nur auf der US-Web-Seite der Firma, und offenbar erkundet Asus das öffentliche Interesse an der Modellvariante in Asien und Italien - dort wurden die Medien mit ersten, wenn auch mageren Informationen gefüttert. In Italien wird die EeeBox in Kürze in den Handel gehen, ob und wann das in Deutschland der Fall sein wird, ist dagegen nicht bekannt: Vor dem Herbst, heißt es bei Asus, passiere da wohl gar nichts.

Nur soviel ist bisher bekannt: Anders als beim EeePC arbeitet in der EeeBox ein Atomchip von Intel mit 1,6 GHz. Das Grundmodell ist mit einem Ein-GB-Arbeitsspeicher ausgerüstet sowie einer 80 GB kleinen Festplatte - das alles erinnert eher an die EeePC-Konkurrenten von Acer und Co. als an den EeePC selbst. In Amerika geht die Box mit Windows XP versehen in den Verkauf, obwohl Microsofts bewährtes Betriebssystem eigentlich nach dem 30. Juni nicht mehr auf Desktop-PC für Privatanwender installiert werden sollte.

Aber trotz des anderen Designs ist die EeeBox noch immer so etwas wie ein Netbook, und für die vergibt Microsoft weiter XP-Lizenzen. Die Box hat nur eben eine andere Bauform: Trotzdem ist sie wie die Netbooks ein Funktionsreduzierter Rechner für Grundaufgaben, Entertainment und Web-Nutzung. Mit dem EeePC-Netbooks teilt die Box auch den Kleinwuchs: Gerade einmal 22 Zentimeter breit ist sie, 17 cm hoch und 2,7 cm dünn. Aus den abgespeckten Maßen macht Asus ein Verkaufskonzept. Die schicke, flache Box lässt sich, wenn man will, sogar einfach hinten an einen Monitor anhängen.

Damit ist eine mögliche Zielgruppe beschrieben: Die EeeBox ist ein Rechner für Menschen, die einen PC für Grundaufgaben suchen, der chic genug ist, einen Schreibtisch nicht zu verschandeln. In einer möglichen Linux-Version wäre so etwas ein Idealgerät für PC-Einsteiger.

Die könnten für den Kaufpreis, der hier zu erwarten ist (in Italien sollen EeeBoxen je nach Konfiguration zwischen 250 und 300 Euro kosten) natürlich etwas weit hässlicheres, aber leistungsstärkeres bekommen: Herkömmliche Desktops mit vergleichbaren Leistungsdaten bekommt man bei PC-Versendern ab etwa 150 Euro. Die sind allerdings so klobig, dass sie nach einem festen, regelrechten PC-Arbeitsplatz verlangen.

PC mit Doppelfunktion: Streaming-Client für Web-TV

Die EeeBox kann sich Asus dagegen durchaus im Wohnzimmer vorstellen: DVI sei dank, lässt sich der Kleinstrechner zur Not auch an viele neuere Flachbildfernseher anschließen. Asus schlägt vor, stattdessen den "PC-Monitor zum Fernseher" zu machen.

Spätestens an diesem Punkt wird die Sache richtig interessant. Wie die Netbooks kommt auch die Box mit einem schnellen Ethernet-Anschluss sowie integrierter schneller W-Lan daher. Sie lässt sich darum auch als Streaming-Box für Videos und anderes Entertainment aus dem Web einsetzen. Asus bewirbt die Box unter anderem damit, dass sie HD-Videos verarbeite: Über die eingesetzte Grafiklösung ist allerdings bisher nichts bekannt. Mit der Technik des EeePC ist HD kaum drin, doch für ein gutes TV-Bild herkömmlicher Qualität reicht die Technik auch schon beim mobilen Kollegen der Box.

Mit der Box materialisiert ein Phantom, über das bereits im letzten Jahr spekuliert wurde: Pläne, den EeePC-Netbooks eine vergleichbare Desktop-PC-Baureihe an die Seite zu stellen, gab es angeblich von Anfang an. Im Vergleich zu den EeePCs und Netbooks scheint die Box weit tauglicher, wirklich neue Zielgruppen zu erschließen. Netbooks finden ihren Absatz vor allem als Zweit- und Unterwegsrechner.

Die EeeBox ist dagegen auch für Senioren und echte Neueinsteiger interessant: Weil man sich Bildschirm und Tastatur frei dazu auswählen kann, leidet das Konzept nicht unter den ergonomischen Schwächen der Netbooks mit ihren Mini-Tastaturen und den die Augen stressenden Kleinstdarstellungen. Vergleichbar kleines und schickes hatte bisher nur Apple im Angebot - eine Konkurrenz, deren Produkte sich nicht nur leistungsmäßig von der EeeBox absetzen, sondern vor allem auch beim Preis.

Unter dem Strich ist das ein Konzept, das aufgehen könnte. Immer mehr PC-Nutzer wünschen sich einfache, leicht zu bedienende Maschinen ohne Installationsärger und Kompatibilitätsprobleme, die sie nur für ganz bestimmte Zwecke nutzen. Büroanwendungen, Internet und Entertainment sind das, was ein PC für sie mindestens können muss - und es sind die Säulen, auf denen das EeeBox-Konzept fußt. Einwandfreie Funktion vorausgesetzt, erscheint es zudem als ungewöhnliche preisgünstige Lösung, Web-Entertainment ins Wohnzimmer zu tragen, wo die Box - ganz im Gegensatz zu vielen Media-Center-PC-Boliden - aufgrund ihrer Maße wie ihres Stylings noch nicht einmal unangenehm auffallen würde.

Den PC-Markt wird die Box dabei kaum in ähnlicher Weise erschüttern, wie dies die Netbooks beim Laptop-Markt schafften: Die Preise sind hier so sehr im Keller, dass sowieso viel Leistung für wenig Geld zu haben ist. Wer sich einen regulären Arbeitsplatz für den PC gönnt, braucht und wünscht sich wohl auch gar keine EeeBox.

Neue Impulse könnte Asus neuester Zwerg dagegen beim Thema digitales Home-Entertainment bringen. Wenn es die Taiwanesen diesmal schaffen, ihre Waren auch zu liefern, könnten sie sich durchaus erneut ein ganz eigenes Marktsegment erobern. Beim Überraschungserfolg EeePC gelang das bekanntlich nicht: Monate anhaltende Lieferprobleme sorgten dafür, dass die Konkurrenz nicht nur aufschloss, sondern Asus - auch technisch - überholte.

pat

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