Elfmeterschießen Handy wird zur Kick-Konsole
Dass Handykameras auch zu etwas anderem taugen, als damit unscharfe Fotos oder kaum erkennbare Videoschnipsel im Briefmarkenformat aufzunehmen, beweist ein das kleine Paderborner IT-Institut C-Lab. Die Informatiker entwickelten ein Fußballspiel für Mobiltelefone, bei dem die Kamera den eigenen Fuß des Spielers aufs Display bringt.
Geschossen wird wie beim richtigen Fußball, indem man den Fuß in Richtung des virtuellen, auf dem Display eingeblendeten Ball bewegt. Tor und Keeper befinden sich in der oberen Hälfte des geteilten Displays, unten wird das Kamerabild mit dem Fuß des Spielers eingeblendet.
Die Software analysiert die Fußbewegung und errechnet daraus, wie scharf und in welche Richtung der Ball fliegt. Augmented Reality (erweiterte Realität) nennen Informatiker derartige Anwendungen, bei denen reale und virtuelle Bilder zusammen treffen. Auf Außenstehende wirkt ein Handy-Kicker reichlich seltsam: "Ich stehe da und fuchtle mit den Beinen rum", sagte Marko Weiße, bei C-Lab zuständig fürs Marketing.
Das Elfmeterschießen läuft ausschließlich auf Handys mit Symbian-Betriebssystem, wie dem Siemens SX1, dem Motorola A 925 und dem Nokia 7610. Als Java-Anwendung wäre es nicht schnell genug, erklärte Weiße. In der jetzt vorliegenden Version gibt es drei verschieden starke Tormänner - vom Anfänger bis zum Profi. Der Keeper sucht sich nicht einfach eine Ecke aus, sondern reagiert auf die Fußbewegung.
"Im Profimodus muss man schon ganz schön tricksen, um den Elfer zu verwandeln", sagte Weiße gegenüber SPIEGEL ONLINE. Anders als in der Bundesliga darf der Ball auch vorm Abschuss leicht geführt werden, etwa zunächst nach links und dann nach rechts. "Ich kann auch den Rand des Handydisplays als Bande nutzen", verrät Weiße.
Gespielt wird so lange, bis Schütze oder Torwart 20 Punkte zusammen haben. Punkte gibt's für jedes Tor, der Keeper bekommt einen Punkt, wenn der Ball ins Aus geschossen wird. Bei Abprallern kann nachgeschossen werden.
Wer das Spiel selbst mal ausprobieren will, muss sich noch etwas gedulden. C-Lab will das mobile Elfmeterschießen Partnern zur Vermarktung anbieten. Dabei sind unterschiedliche Modelle denkbar: "Ein Verein könnte das Spiel kaufen", erklärte Weiße, "und wir würden Farben und die Bandenwerbung im Hintergrund nach seinen Wünschen gestalten". Ob das Spiel verschenkt oder verkauft werde, sei Sache des Vereins.
Bei C-Lab denkt man sogar schon über eine weitere Variante nach. Zwei Spieler könnten gegeneinander antreten, ihre Handys würden die Daten beispielsweise via Bluetooth austauschen - echte Fouls inklusive.
Holger Dambeck