Flash statt Festplatte Apple plant Laptop-Revolution

Der US-Computerkonzern Apple entwickelt Berichten zufolge noch für dieses Jahr ein Notebook, in dem Speicherbausteine die Festplatte ersetzen. Es wäre eine Revolution - und Steve Jobs der Konkurrenz mal wieder weit voraus.

Der Analyst Shaw Wu von American Technology Research gibt sich sicher: "Unsere Quellen belegen, dass Apple in der zweiten Jahreshälfte ein Produkt auf den Markt bringen wird, um das starke Wachstum der MacBooks voranzutreiben." Kernelement des neuen Geräts seien Flashbausteine, die anstelle einer Festplatte zum dauerhaften Speichern der Anwenderdaten genutzt werden sollen. Damit könnte ein solches Laptop kleiner und leichter gebaut werden und würde länger ohne Strom aus der Steckdose auskommen als bisherige Modelle.

Bereits mit dem 2005 eingeführten MP3-Player iPod nano beschritt Apple Neuland. Bei diesem Gerät wurde die sonst bei iPods übliche Mini-Festplatte durch sogenannten Flashspeicher ersetzt. Dieser Speichertyp funktioniert ähnlich wie der Arbeitsspeicher in einem Computer. Allerdings bleiben darin abgelegte Daten auch nach Trennung von einer Stromquelle erhalten.

Seinerzeit sorgte der enorme Erfolg des iPod nano für eine anhaltende Verknappung auf dem Markt für Flashspeicher. Einige Hersteller Flash-basierter MP3-Spieler zogen sich sogar mit der Begründung aus dem Markt zurück, Apple würde sämtliche Bestände an Flashspeicher aufkaufen.

Vieles spricht dafür

Gegenüber den sonst in Notebooks verbauten Festplatten hat Flashspeicher einige gewichtige Vorteile. So sorgt der vollständige Verzicht auf bewegliche Teile dafür, dass derartiger Speicher im Betrieb weit weniger Strom benötigt als rotierende Festplatten. Zudem erzeugen Flashspeicher kaum Wärme, müssen also auch nicht gekühlt werden. Für den mobilen Einsatz besonders wichtig: Flashspeicher ist vollkommen unempfindlich gegenüber Erschütterungen.

Schon auf der Cebit 2006 kündigten einige Hersteller Flash-basierte Festplattenlösungen an. Der auf Flash-Speicher spezialisierte Hersteller Sandisk etwa, zeigte ein sogenanntes Solid-State-Laufwerk (SSD) mit 32 Gigabyte-Kapazität. Ein ebensolches hatten auch die Südkoreaner von Samsung im Gepäck. Sie demonstrierten auf ihrem Messestand sogar bereits ein funktionsfähiges Windows-Laptop auf Basis dieser Festplatte.

Standbesucher und Journalisten zeigten sich damals vor allem von der enormen Geschwindigkeit des Laufwerks beeindruckt. Innerhalb von nur 18 Sekunden startete der Mobilrechner ein komplettes Windows-Betriebssystem - mit herkömmlichen Festplatten braucht man dafür ein Vielfaches der Zeit. trotz der enormen Geschwindigkeit war der Laptop-Prototyp flüsterleise, kein Laufwerksgeräusch und keine Lüftersurren störte die Ruhe.

Das Problem ist der Preis

Gegen den Einsatz von Flash-Medien in Notebooks sprach bisher vor allem der hohe Preis. Mit einem Preis von 600 US-Dollar ist die 32 GB-Flash-Platte von Sandisk geradezu ein Sonderangebot. das Samsung-Modell soll rund doppelt so teuer sein. Die Firma Adtron plant, ihre ebenfalls vor einem Jahr angekündigten SSD-Festplatten dieser Tage in den Handel zu bringen. Das Modell mit 96 Gigabyte Kapazität soll dabei allerdings zu einem Preis von 8000 US-Dollar angeboten werden. Eine vergleichbar große Notebook-Festplatte herkömmlicher Bauart kommt dagegen auf einen Preis von rund 150 Euro.

Wohl aufgrund dieser Preisbarriere setzen etablierte Festplattenhersteller derzeit eher Hybrid-Lösungen, bei denen Flashbausteine als Puffer zwischen rotierender Festplatte und Arbeitsspeicher eingesetzt werden. Erste derartige Systeme will beispielsweise der südkoreanische Hersteller Samsung auf der diesjährigen Cebit zeigen.

Samsungs Halbleiter-Chef Chang Gyu-Hwan vertrat allerdings bereits auf der letzten Cebit die Ansicht, dass der Markt für Flash-Laufwerke bis zum Jahr 2010 ein Volumen von 4,5 Milliarden Dollar erreichen werde. Damit dürften auch die ohnehin fallenden Preise drastisch nachgeben.

Apple schweigt - wie immer

Derzeit gibt es keine Angaben seitens Apple, ob an den Gerüchten um ein Flash-basiertes Macintosh-Notebook etwas dran ist - oder wann der Konzern plant, etwas Derartiges auf den Markt zu bringen. Sollte Apple allerdings tatsächlich noch in diesem Jahr derartige Notebooks veröffentlichen wollen, müsste das Unternehmen schon jetzt feste Lieferverträge mit Flash-Herstellern wie Samsung schließen.

Ganz ähnlich war das Unternehmen vor der Einführung des iPod nano vorgegangen und hatte sich auf diese Weise Preise gesichert, die weit unter dem marktüblichen Niveau lagen. Sollte das auch dieses Mal gelingen, könnte Apple tatsächlich der Coup gelingen, das erste Serien-Notebook ohne magnetischen Festplattenspeicher marktreif zu machen. Der Preis dafür dürfte allerdings dennoch im Premium-Segment angesiedelt sein.

mak

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