Foto-Workshop Teil 3 Farbspielereien mit Gimp
Selbst die teuerste Kamera erzeugt nicht automatisch perfekte Bilder: Eine falsche Blende, widrige Wetterbedingungen oder ungünstige Lichtverhältnisse können die Bildqualität negativ beeinflussen. Doch mit der freien Fotobearbeitungssoftware Gimp lassen sich nicht nur solche Mankos beheben - wie in Teil eins des Workshops gezeigt - oder Experimente mit Schwarz-Weiß-Effekten anstellen ( Teil zwei), sondern auch kreative Farbspielereien anstellen. Und darum geht es in Teil drei.
Lustige oder künstlerische Effekte kann man erzielen, indem man einzelne Farben einfach gegen andere austauscht. Gimp bietet dazu eine Menge praktischer Befehle - manche arbeiten mit Verschiebungen entlang des Farbkreises, andere wiederum verwenden das HSV-Farbmodell (Hue, Saturation, Value) als Basis.
Am besten eignen sich für solche Manipulationen Bilder mit großen einfarbigen Flächen. Für die Screenshots zu diesem Artikel haben wir uns ein Bild der Harzer Schmalspurbahn als Beispiel ausgesucht, das viel rot enthält. Bei allen nun beschriebenen Verfahren sollten Sie zunächst die Hintergrund-Ebene duplizieren, um immer den Vergleich zum Original zu haben.

Viele rote Flächen: An der Aufnahme der Harzer Schmalspurbahn sollen Manipulations-Möglichkeiten von Gimp gezeigt werden
Foto: c'tFarbspiele und Farbentausch
Die erste Möglichkeit, Farben auszutauschen, bietet der Dialog "Farben/Farbton/Sättigung". Welche Farbe Sie ändern, hängt von der Einstellung im oberen Bereich des Dialogs ab: Standardmäßig ist "Alle" aktiviert, sodass Sie alle Farben gleichzeitig ändern. Möchten Sie nur eine Farbe verschieben, markieren Sie sie über das Optionskästchen.

Manipulation: Über den Dialog zu Farbton und Sättigung lassen sich leicht Farbänderungen in Bildern erreichen; mit diesen Einstellungen werden die Rottöne lila.
Foto: c'tSie können aber auch mehrere Schritte hintereinander vornehmen, ohne den Dialog zu verlassen: zum Beispiel die Helligkeit für alle Farben zusammen verstärken und anschließend eine Farbe selektieren und deren Sättigung verändern.
Mit dem Regler "Farbton" (Hue) durchlaufen Sie den Farbkreis: entweder - 180 Grad nach links oder + 180 Grad nach rechts. Mit "Helligkeit" (Value) erhöhen (+100) oder reduzieren (-100) Sie den Helligkeitswert und mit "Sättigung" (Saturation) reduzieren oder erhöhen Sie die Farbintensität; hiermit durchlaufen Sie den Farbkreis vom Rand zur Mitte hin (Radius).
Bei dem Foto oben wurde Rot markiert und der Farbton nach links verschoben, geringfügig die Helligkeit reduziert und die Sättigung heraufgesetzt. Mit der erhöhten Überlagerung kann man die bei der Farbänderung entstandenen Flecken reduzieren.
Farben drehen - aus Rot wird Grün
Ein weiteres interessantes Werkzeug für Farbänderungen finden Sie über das Menü "Farben > Abbilden > Farben drehen". Der Dialog sieht auf den ersten Blick etwas komplizierter aus, als er ist. Alles, was Sie tun müssen, ist, im oberen Farbkreis die Quellfarbe, also jene Farbe, die Sie verändern möchten, mithilfe der Pfeile zu markieren und im unteren Farbkreis zu definieren, welche Farbe Sie stattdessen gerne hätten.

Farbwechsel: Mit dieser Einstellung im Dialog "Farben drehen" tauscht Gimp Rot gegen Grün aus.
Foto: c'tIm Fall des Bildes von der Harzer Schmalspurbahn wurde der rote Bereich ausgewählt und bei der Zielfarbe Grün eingestellt. Farbflecken vermeiden Sie bei dieser Variante, indem Sie den Quellbereich etwas erweitern.

Die Funktion "Farbe drehen" erlaubt den besonders einfachen Austausch einer Farbe gegen eine andere.
Foto: c'tDer Kanalmixer
Etwas komplexer als die bisherigen Werkzeuge ist der Kanalmixer. Sie finden ihn unter "Farben/Komponenten/Kanalmixer". Über den Ausgabekanal legen Sie fest, welcher der drei RGB-Farbkanäle verändert werden soll. Mit den Reglern darunter verschieben Sie innerhalb des oben ausgewählten Kanals die Farbanteile. Wenn Sie "Leuchtkraft" darunter aktivieren, übersteigt die Gesamtsumme der Kanäle nie die 100 Prozent und das Ergebnis ist dadurch weniger künstlich. Fügen Sie beispielsweise dem Grünkanal Rot hinzu und entziehen ihm Blau komplett, wird Rot zu Grün und Blautöne gehen Richtung Lila.

Der Kanalmixer: Er bringt einen Vorschaubereich mit, in dem Sie einen Eindruck vom Ergebnis bekommen
Foto: c'tSie können auch mehrere Kanäle gleichzeitig verändern. Sie müssen dazu nur die einzelnen Ausgabekanäle nacheinander auswählen und bearbeiten; die Einstellungen in den vorherigen bleiben erhalten. Bei dem Beispiel unten rechts wurde zuerst dem Blaukanal Rot hinzugefügt und Blau entzogen und anschließend im Rotkanal Rot abgeschwächt und Grün und Blau verstärkt.

Phantasiewelten erschaffen: Im Kanalmixer können Sie auch nacheinander mehrere Kanäle bearbeiten.
Foto: c'tWenn Sie den Kanalmixer erneut öffnen, aber von Neuem beginnen wollen, klicken Sie zunächst auf die Schaltfläche "Zurücksetzen".
Dieser Workshop hat Ihnen eine ganze Reihe Techniken der Fotoverbesserung und -manipulation mit Gimp vorgestellt, von denen einige zum täglich Brot der Bildbearbeitung gehören. Mit Gimp ist jedoch noch viel mehr möglich: Bilder verfremden, Logos erstellen, Morphing-Sequenzen basteln und und und. Eine gute Anlaufstelle für Informationen dazu ist die Programmhilfe und die Homepage des Projekts unter www.gimp.org , auf der man neben dem Handbuch auch eine ganze Reihe Tutorials findet.