Fototrends auf der CES Der Megapixel-Wahn ist vorbei
Wer quetscht mehr Megapixel auf einen kleinen Bildsensor? Das große 'M' war früher das schlagende Werbe-Argument für neue Kompaktknipsen. Heute heißt es eher: Wer kommt näher ran? Wer schießt mehr Fotos in der Sekunde? Wer bietet mehr Weitwinkel?
Das absurde Rennen um die höchste Megapixel-Zahl scheint vergessen - eine gute Nachricht. Denn unter dem aberwitzigen Wettkampf, die höchste Auflösung auf den kleinen Fotosensoren der Kompaktkameras unterzubringen, litt die Bildqualität bei vielen Kompaktkameras. Je mehr Bildpunkte auf einer kleinen Oberfläche unterkommen, desto weniger Licht erreicht jeden einzelnen Bildpunkt. Darum muss das Signal verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen durch das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.
Die aufregendsten Kompaktkameras auf der CES in diesem Jahr haben nur sechs, neun oder elf Megapixel. Das sind keine Rekorde, das reicht aber locker für A3-Ausdrucke. Dafür machen die neuen Kompaktkameras Fotos, die man mit solchen Modellen bislang nicht machen konnte.
Superzoom, Weitwinkel-Kompaktknipsen und Billig-HD-Kameras SPIEGEL ONLINE zeigt die Fototrends der CES:
Kompaktkameras mit Extrem-Zoom
Das Wettrennen um das stärkste Zoomobjektiv in einer kompakten Kamera hat auf der CES Olympus gewonnen. Das eingebaute Objektiv der Kamera SP-590UZ hat einen erstaunlich hohen Brennweitenbereich. Hintergrund: Je höher die Brennweite, desto näher wird das abgebildete Objekt herangezoomt. Die Brennweite verändert auch die Bildwinkel der Aufnahme. Hier spielen aber auch die verschiedenen Aufnahmeformate (sprich: wie groß ist das auf den Sensor der Kamera einfallende Bild) eine Rolle. Deshalb geben Hersteller meistens die sogenannte kleinbildäquivalente Brennweite (Equiv.135) an.

Aktueller Brennweitenmeister der Kompakten: SP-590UZ von Olympus
Foto: OlympusDie Kleinbildbrennweite der Olympus SP-590UZ beträgt 26 bis 676 mm. Das entspräche einem 26-fachen Zoomfaktor. Laut Olympus kommt kein eingebautes Objektiv einer Kompaktkamera so nah ran. Wie gut die Bildstabilisierung bei diesen Vergrößerungen arbeitet, müssen Tests zeigen.
Interessant ist das Modell auf jeden Fall als Konkurrenz für die anspruchsvollen Kompaktkameras von Canon (Powershot G10) und Panasonic (Lumix LX3). Wie bei diesen kleineren Kameras lassen sich auch bei der größeren SP-590UZ alle erdenklichen Einstellungen (Blendenöffnung, Verschlusszeit, ISO-Stärke bis 1600) manuell einstellen. Außerdem speichert die Kamera auf Wunsch Aufnahmen auch im Rohdaten-Format RAW.
Die SP-590UZ soll in Deutschland von Mitte März an erhältlich sein. Preisempfehlung des Herstellers: 399 Euro.

Die Konkurrenz von Kodak: Die Z980 kommt nicht ganz so nah heran. Entscheidend wird am Ende aber immer die Qualität der Bilder sein - und die müssen die Kameras in Tests erst einmal zeigen
Foto: KodakKodak stellt auch eine Superzoom-Kompaktknipse vor allerdings kommt die Kodak Z980 nicht so ran wie die Olympus, der optische Zoom soll die Motive maximal um den Faktor 24 vergrößern. Mit weiteren Details zu Lichtstärke und Ausstattung hielt Kodak sich auf der CES noch zurück, in den Vereinigten Staaten soll das Gerät noch im Frühling in den Handel kommen, Preisempfehlung 399 Dollar. Die Kodak Z980 soll in Deutschland ab März für 409 Euro zu kaufen sein.
Weitwinkel-Objektive
Der Weitwinkel-Bereich einer Kamera ist gewissermaßen das Gegenstück zum Tele: Je größer er ist, umso mehr Gestaltungsspielraum haben Fotografen dabei, aus nicht allzu großer Entfernung Menschengruppen oder Bauwerke möglichst komplett aufzunehmen. Bei Kompaktkameras beginnt die Kleinbild-Brennweite in der Regel bei 28 Millimetern, bei günstigeren Kamera manchmal sogar darüber.
Einen für Kompaktkameras außergewöhnlich großen Weitwinkelbereich hat die 2008 eingeführte Edel-Kompaktkamera Panasonic LX3 mit einer Kleinbild-Brennweite von 24 bis 60 Millimetern. Sie bekommt nun Konkurrenz.

WB 500: Flexibilität statt Muskelspiele
Foto: SamsungSamsung stellte auf der CES die Kompaktkamera WB500 vor, die eine Brennweite von 24 bis 240 Millimetern bietet und damit im Zoom-Bereich deutlich mehr Gestaltungsfreiheit als die LX3. So flexibel ist man mit Kompaktkameras selten.
Die Samsung WB500 wird außerdem volle manuelle Kontrolle über alle Aufnahmedetails bieten, dazu einen HD-Videomodus (720p, 30 Frames je Sekunde im Youtube-gerechten H.264-Format). Die Kamera wird von Januar an in Deutschland für 349 Euro verkauft werden.
HD-Kameras in der Netbook-Klasse
Die Flip HD hat 2008 in den Vereinigten Staaten bei Videokameras etwas ähnliches geschafft wie die Netbooks im Mobilrechner-Segment: Die Flip HD ist klein, leicht, billig, nicht übermäßig komfortabel, aber für die gängigen Anwendungen völlig ausreichend ausgestattet. Die in Deutschland noch immer nicht verfügbare Flip HD (4 Gigabyte, Youtube-gerechte H.264-Kodierung, 1280 x720 Auflösung, 30 Frames je Sekunde für 229 US-Dollar) war ein enormer Erfolg nach Weihnachten waren die Geräte in den meisten Läden von US-Elektroketten ausverkauft.

ZX1: Taschen-HD-Kamera für die Generation Youtube
Foto: KodakNun wagt sich Kodak als erster großer Hersteller in dieses Segment vor. Die Video-Kamera ZX1 entwickelt das Flip-Konzept weiter: Für ungefähr 190 Euro soll diese Handtaschen-Videokamera im Frühjahr in die Läden kommen. Das Gerät ist so simpel zu bedienen wie die Flip HD.
Die ZX1 nimmt Videos mit einer Auflösung von 1280x720 Pixeln bei 60 Frames in der Sekunde auf. Anders als die Flip HD akzeptiert die Kodak-Kamera SD-Karten als Wechselspeicher und unterstützt Speicherplatz von bis zu 32 Gigabyte. Die Kodak-Kamera soll in Deutschland Ende März zu kaufen sein - Preisempfehlug: 189 Euro.
Extrem-Zeitlupen-Kameras extrem billig
Ein Jahr ist es her, dass Casio die Foto- und Videobranche mit seiner Extrem-Zeitlupen-Kamera EX-F1 durcheinanderbrachte: Das gerade mal 800 Euro teure Gerät schießt 60 Fotos oder 1200 Video-Frames in der Sekunde - mehr als viele Profigeräte, mehr als genug für extreme Zeitlupenaufnahmen.
Nun treibt Casio diese Entwicklung noch weiter: Auf der CES zeigte die Firma zwei Kompaktkameras, die 30 Fotos in der Sekunde schießen oder Videos mit 1000 Frames in der Sekunde aufnehmen - dann allerdings nur in einer Auflösung von 224 x 56 Pixel.

Zuwachs in Casios populärer Exilim-Baureihe: 30 Bilder pro Sekunde
Die teurere der Kameras, die EX-FC100 hat einen 9-Megapixel-Sensor und einen fünffach Zoom, sie soll in den Vereinigten Staaten 400 Dollar kosten. Die EX-FS10 hat nur einen dreifach Zoom und sechs Megapixel, wird dafür 50 Dollar billiger sein. Wann die Kameras nach Deutschland kommen, teilte Casio nicht mit.
Aber eines steht fest: Sobald sie erscheinen, werden auf Youtube eine Menge Zeitlupen-Clips von explodierenden Glasflaschen und platzenden Wasserbomben auftauchen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes war zu lesen, die gezeigte Casio Exilim könne 1000 Frames pro Sekunde in HD-Auflösung aufnehmen. Das ist nicht korrekt - bei dieser Bildfrequenz wird die Auflösung auf 224x 56 Pixel reduziert. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.