Glühbirnenverbot Wärmer die Dioden nie blinkten

Rund eineinhalb Jahrhunderte machte die Glühbirne unsere Nächte zum Tag. Bald hat sie ausgedient: Auch die EU folgt ab 2009 dem internationalen Trend zum Glühbirnenverbot. Das hat auch für die Weihnachtsbeleuchtung in den Städten Konsequenzen.

Wenn ab dem kommenden Jahr die klassische Glühbirne nach und nach vom Markt verschwindet, dürfte sich auch so Einiges in deutschen Städten verändern. Am ehesten wird dies wohl in der Weihnachtszeit zu beobachten sein, wenn sich die meisten Innenstädte Jahr für Jahr in ein Lichtermeer verwandeln. In vielen Kommunen wird darüber nachgedacht, wie man sich für das Zeitalter nach der Glühbirne wappnen kann.

So hat sich in Hannover City-Manager Achim Balkhoff schon einige Gedanken gemacht: Für die rund 20.000 Glühbirnen, die in der niedersächsischen Landeshauptstadt Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit angeknipst werden, muss mittelfristig Ersatz her, wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP sagt. "Wir brauchen neue Ideen, aber sicherlich wird das Ganze einen Vorlauf von ein bis anderthalb Jahren haben." Dabei geht es vor allem um den Einsatz energiesparender Beleuchtung - das eigentliche Ziel des schrittweise in Kraft tretenden EU-Glühbirnenverbots ab 1. September 2009.

Langfristig sollte das Hannoveraner Konzept nach Ansicht des City-Managers ohnehin überdacht werden. "Meine Idee geht von der Weihnachtsbeleuchtung hin zu einem Winterlicht", erläutert Balkhoff und meint damit eine Ausweitung der Beleuchtungszeit auch in die "dunklen" Monate Januar und Februar. Dies trage auch dazu bei, dass sich die dann angeschafften teureren Energiesparleuchten schneller bezahlt machten. Derzeit schlägt die Weihnachtsbeleuchtung nach Worten Balkhoffs mit rund 100.000 Euro jährlich zu Buche.

LEDs: Teuer in der Anschaffung, billig im Betrieb

Auch in Nürnberg mit seinem weltberühmten Christkindlesmarkt stehen Änderungen bevor: "Allerdings haben wir keine Panik", gibt sich Günter Morsbach, Sprecher von Erlebnis Nürnberg, der Vereinigung der Innenstadthändler, gelassen. 100.000 Glühbirnen sorgen im Nürnberger Zentrum Jahr für Jahr für eine festliche und gemütliche Atmosphäre. Einen krassen Wechsel werde es in Nürnberg aber nicht geben, betont Morsbach.

Wie sich die energiesparende Technik in der Weihnachtszeit macht, können in diesem Jahr New-York-Touristen in Augenschein nehmen.

Rund 30.000 kleine Leuchtdioden (LED) wurden mit mehreren Kilometern Kabel am berühmten Weihnachtsbaum nahe des Rockefeller Centers in Manhattan installiert, der auch im ökologischen Sinn ganz und gar grün ist: Gefällt wurde die Fichte mit Handsägen, und in Sachen Energie haben sich die Macher ebenfalls etwas ausgedacht: Den Strom für die Dioden sammeln Solarzellen auf dem Dach des Rockefeller Centers. Nach dem Fest wird der Baum öffentlichkeitswirksam recycelt.

Einem solchen generellen Bewusstsein für Effizienzsteigerung können sich die Kommunen auch in Deutschland künftig nicht verschließen, wie Bernd Düsterdiek vom Deutschen Städte- und Gemeindebund findet. "Grundsätzlich ist die Entscheidung der EU in Sachen Glühbirnen positiv - vor allem für den Klimaschutz", sagt der Leiter des Referats für Städtebau und Umwelt. "Aber das kostet natürlich auch Geld." Doch unterm Strich rechne sich das für die Kommunen: "Es ist eine gute Sache. Außerdem muss man ja auch nicht bei Null beginnen. Technisch gibt es ja schon gute Möglichkeiten, auf andere Leuchten umzurüsten", betont er.

Dem pflichtet erwartungsgemäß auch Jürgen Waldorf vom zuständigen Fachverband im Branchenverband ZVEI bei. "Gerade die Halogenlampen gibt es in allem Formen - auch zum Reinschrauben in bereits vorhandene Fassungen", sagt der Geschäftsführer des Fachverbands Elektroleuchten. Herausforderungen habe die Industrie vor allem noch bei den LED-Leuchten zu meistern. "Hier wird es darum gehen, höhere Lichtleistung zu einem vernünftigen Preis anbieten zu können", betont Waldorf.

Trotz der Vorgaben aus Brüssel dürften Revolutionen im kommenden Jahr in deutschen Innenstädten aber ausbleiben. Gleichwohl wird gehandelt: So ist für Nürnberg ein Test vorgesehen. "In einer Straße werden wir 2009 nur LED-Leuchten anbringen und uns anschauen, wie das aussieht", kündigt Günter Morsbach von der Vereinigung der Innenstadthändler an. Erst dann werde über weitere Maßnahmen entschieden.

Daniel Rademacher, AP

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