IT-Lesetipp Zwei Kilo Know-how, bitte!
Sie kennen diesen Typen wahrscheinlich: Irgendwann im Lauf der letzten Jahre ist er scheinbar urplötzlich von einem ganz normalen Menschen zu einem IT-Kauderwelsch radebrechenden Nerd mutiert. Jetzt sitzt er in der Kantine mit EDV-Leuten und Sysops, und sie erzählen sich Witze, deren Pointe niemand versteht.
Sie hingegen quälen sich seit Jahren mit den Tücken der Büroelektronik, und trotzdem wächst ihr Wissen nicht schnell genug, um den mit jeder neuen Hard- und Softwaregeneration auftretenden frischen Problemen Herr zu werden. Ihr Wissen reicht, die Probleme von gestern zu lösen, während Ihr Freund, Bekannter und Kollege längst dabei ist, neue zu schaffen: Was, fragen Sie sich da natürlich, hat er, was Sie nicht haben?
Möglicherweise ein Buch.
Scott Muellers grässlich betitelte "PC-Hardware Superbibel" zum Beispiel. "Das komplette Referenzwerk", wie es im Untertitel heißt, erscheint bereits in 16. deutscher Auflage - sowas gibt es.
Hier in Kürze die wichtigsten "technischen Daten":
Gewicht: 1842 Gramm
Seitenzahl: 1248
Länge des Inhaltsverzeichnisses: 23 Seiten
Kurzum: Dieser Schmöker hat genau das richtige Kaliber, als Wurfgeschoss Einbrecher abzuschrecken und ansonsten natürlich alle Leser, die wegen mangelndem Vorwissen eine latente Angst vor IT-Themen quält. Doch müssen die wirklich Angst haben vor der "Superbibel"?
Ein Buch für Amateure, die keine mehr sein wollen
Nein, aber sie sollten ein wenig Respekt mitbringen. Mueller ist ein sachlicher, mitunter aber etwas trockener Erklärer, der jedoch stets leidlich verständlich bleibt. Ein Volleinsteiger in die Thematik wird sich in der "Superbibel" mitunter so fehl am Platz fühlen wie ein IT-Vollprofi: Für beide ist das Buch nicht gemacht.
Die Zielgruppe ist letztlich durch den DVD-Beileger zum Nachschlagewerk bestens beschrieben: Da erklärt Mueller (in drei Stunden Videos!) unter anderem haarklein und kenntnisreich, wie man sich aus diversen Zutaten selbst einen Rechner montiert. Zielgruppe ist also eine PC-Nutzerschaft, die genügend Ahnung und Traute mitbringt, so ein Unternehmen anzugehen, aber noch nicht so viel weiß, dass sie das ohne "Gebrauchsanweisung" und Tipps könnte.
Wenn Sie sich jetzt angesprochen fühlen, dann kennen Sie wahrscheinlich auch Begriffe wie "Adressbus", "Sockel 7" oder "DIMM"; haben zudem Abkürzungen wie ATX, SCSI oder SDRAM schon mal gehört; erkennen wahrscheinlich sogar die meisten Grundbausteine eines PC, wenn Sie sie sehen - können aber nicht wirklich erklären, wie und warum sie funktionieren und was womit harmoniert.
Die "Superbibel" weiß das alles, erklärt es, führt es in langen Tabellen auf. Sie erklärt Grundbegriffe, Abkürzungen oder gibt Tipps für Prozessor-Übertaktungen. Kurzum: Sie ist wie ein Lexikon des 19. Jahrhunderts, in denen man ja nicht nur die Namen verschiedener Brot- oder Biersorten nachschlagen konnte, sondern auch, wie man die produziert.
Kein Einstiegswerk für PC-Novizen also, sondern eines für Menschen, die auf dem Weg vom reinen Nutzer zum Problemlöser sind. Ein Buch für angehende und noch nicht ganz professionelle "Macher", ein Nachschlagewerk, kein "Schmöker". Nicht ganz billig, aber lohnend für die, die wirklich vorhaben, am PC "tätig" zu werden oder verstehen wollen, was da drinnen nun alles tickt und summt - und wie man das abstellt.
Frank Patalong
Schott Mueller
"PC-Hardware Superbibel"
Verlag Markt+Technik
16. Auflage, April 2005
ISBN 3-8272-6794-3
Preis: 59,95 Euro