Jogging-Tacho-Test Wenn der linke Fuß schneller läuft als der rechte
Ich beneide Autofahrer. Nicht nur, dass sie, im weichen Sitz sitzend, mit einer leichten Fußbewegung steile Berge erklimmen, ohne aus der Puste zu kommen. Sollte die Landschaft langweilig werden, können sie sich an bunten Armaturenbrettern ergötzen, die alles und jedes anzeigen: Geschwindigkeit, Drehzahl, Straßenkarten, Verkehrsinfos.
Auch Radsportler entlocken ihren Fahrradcomputern unglaubliches: nicht nur Geschwindigkeit, Höhe, Puls, sondern auch Trittfrequenz und sogar die aktuelle Leistung. Profis kurbeln mit einem speziellen Kettenblatt die Berge hoch, das jederzeit die Kraft misst, mit der der Fahrer in die Pedale tritt. Der Radcomputer errechnet daraus Drehmoment und Leistung - mit erstaunlicher Präzision: Das System der deutschen Firma Schoberer registriert sogar, wenn der Luftwiderstand sinkt, weil der Fahrer besser auf dem Rad sitzt und weniger stark treten muss.
Von derartigen Finessen kann der ambitionierte Läufer nur träumen. Zugegeben: Der Luftwiderstand spielt bei den meisten Joggern keine entscheidende Rolle, bei mir schon gar nicht. Aber viel mehr Informationen als Herzfrequenz, Rundenzeit und einen geschätzten Wert für den Energieverbrauch zeigen aktuelle Pulsuhren kaum an.

Joggingtachometer: Laufen mit System
Doch es geht noch mehr: Der Jogger kann sich zusätzlich einen Tachometer umschnallen - ja, richtig gehört, einen Jogging-Tachometer.
Zum Beispiel den sogenannten Foot-Pod, den die Firma Suunto mit ihrer Pulsuhr t6 anbietet. Oder das Pendant von Polar - die S625X. Beide Hersteller nutzen die gleiche Tacho-Technik: kleine, feuerzeuggroße Sender, die einfach am Laufschuh befestigt werden und ihre Daten zur Uhr am Handgelenk funken.
"Ich fühlte mich wie ein Wunder der Physik"
In dem Fußsender befindet sich ein Beschleunigungssensor. Je schneller ich renne, umso schneller rasen die Beine über den Waldweg, umso mehr werden die Sensoren beschleunigt (und beim Aufsetzen abgebremst) und umso höher ist die berechnete Geschwindigkeit.
Wer solcher Wundertechnik misstraut, schnallt sich einen GPS-Empfänger der Firma Timex um den Arm. Solange die Sicht zu den Satelliten im All nicht von dichtem Wald oder hohen Gebäuden verdeckt ist, funktioniert das erstaunlich gut.
- Pulsuhrenhersteller Microsport
- Pulsuhrenhersteller Polar
- Pulsuhrenhersteller Sonic Instruments
- Pulsuhrenhersteller Suunto
- Pulsuhrenhersteller Timex
- Homepage Schoberer Rad Messtechnik (SRM)
Ich wollte es ganz genau wissen und bin gleich mit allen drei Joggingtachometern gleichzeitig losgerannt. Am linken Fuß den Polar-Sender, rechts Suuntos Foot-Pod, am linken Arm die Uhren von Suunto und Polar, am rechten Oberarm der GPS-Empfänger, am Handgelenk die Timex-Uhr Ironman T5E671. Hinzu kamen noch drei Pulsgurte um die Brust. Derart behangen läuft es sich zwar nicht unbedingt besser - zumindest aber informierter.
Man fühlt sich mitunter wie ein Wunder der Physik. Der rechte Fuß joggt mit 10,6 km/h, der linke mit 10,7 - und der Oberarm mit 10,5 Kilometern pro Stunde. Politiker philosophieren vom Europa der zwei Geschwindigkeiten - ich erlebe mich selbst gleich mit dreien.
Tachos erstaunlich genau
Wie schon gesagt: Am schnellsten ist man mit dem Suunto t6 unterwegs. Das sagt jedoch wenig, weil sich die Geschwindigkeitssensoren von Suunto und Polar noch kalibrieren lassen, also einstellen auf den eigenen Laufstil. So könnte man sie genauer, aber auch sich selbst schneller oder langsamer machen. Nur die Timex Ironman 100 erweist sich als unbestechlich - GPS-Satelliten lügen nicht.
Die drei Uhren zeigen nicht nur die aktuelle Geschwindigkeit, sondern auch die zurückgelegte Strecke an. Nach einer Stunde gemütlichen Laufens standen auf der Suunto t6 10,6 Kilometer, auf der Polar S-625X 10,5 Kilometer und auf der Timex 10,4 Kilometer.
Auch beim Laufen lagen die angezeigten Geschwindigkeiten immer nahezu gleichauf. Die versprochene Genauigkeit von 99 Prozent stimmt tatsächlich. Nur wenn man plötzlich abbremst oder antritt, erweist sich die GPS-Uhr als relativ träge, während die Beschleunigungssensoren schnell mitbekommen, wenn der Läufer Fersengeld gibt.
Mit einem Joggingtachometer entdeckt man erstaunliches: Beispielsweise laufen viele Jogger einen kleinen Berg kaum einen Stundenkilometer langsamer hoch als runter - der Unterschied wird oft viel größer eingeschätzt. Und zwölf Stundenkilometer sind gar nicht so schnell wie man als Gelegenheitsläufer glaubt, der immer dieselbe Strecke läuft ohne zu wissen, wie lang sie eigentlich ist.
Am zuverlässigsten funktionierte übrigens der Suunto-Tacho. Das Polar-Gerät zeigte beim Laufen mitunter kurzzeitig eine viel zu hohe Geschwindigkeit an, etwa 25 km/h - offenbar war die Funkverbindung zwischen Fußsensor und Uhr gestört. Suunto codiert nach eigenen Angaben die Funksignale zusätzlich, so dass derartiges kaum passieren kann.
Der GPS-Empfänger schlug sich auch unter Bäumen wacker. Man sollte ihn jedoch am besten schon fünf Minuten vor dem Loslaufen einschalten, um einmal sauber die eigene Position bestimmt zu haben. Wer den Sensor einschaltet und sofort losläuft, kann das Pech haben, dass stundenlang keine Positionsbestimmung gelingt - der Tacho funktioniert dann nicht.
Wie war die Mittagspause?
Die Trainingscomputer von Polar und Suunto speichern bei jedem Lauf permanent Puls, Luftdruck und Zeit - Timex verkauft einen solchen Speicher als Zubehör. Nach dem Laufen kann am Computer die Kurvendiskussion beginnen: Wie war ich am Berg im Vergleich zur Vorwoche? Wie schnell geht der Puls im Intervalltraining zurück?
Die Log-Funktion dokumentiert nicht nur abendliche Schwitzeinlagen - wer will, kann damit auch seine täglichen Wege aufzeichnen, etwa den Weg zum Mittagessen. Die Fahrstuhlfahrt (Höhenmesser!), das 20-minütige Sitzen am Tisch (Geschwindigkeit gleich Null), der Gang in die Cafeteria - all dies lässt man hinterher gemütlich am PC noch einmal Revue passieren.
Fazit nach einigen Wochen Joggen mit Geschwindigkeitsanzeige: Es ist ein nettes Spielzeug, zumindest für den Gelegenheitsläufer. Ambitionierte Sportler werden vor allem die Auswertung am PC schätzen. Die Kurven decken schonungslos jedes Formtief und jede Schwächephase auf. Das Übereinanderlegen der Kurven verschiedener Tage macht Trainingsfortschritte sichtbar.
Aber auch das ist klar: Der genaueste Tacho hilft nur wenig, wenn die Puste weg ist.
Beim Joggen bleibt der Puls weiterhin das Maß aller Dinge.