Knips-Ratgeber Bessere Fotos von unterwegs

Sommerzeit, Reisezeit, Fotozeit: Wer in den Ferien fremde Gefilde erkundet, will schöne Schnappschüsse mit nach Hause nehmen. SPIEGEL ONLINE erklärt, worauf Reisefotografen achten sollten, damit packende Bilder gelingen.
Von Heico Neumeyer

Wenn einer eine Reise tut, dann bringt er meist ein paar Speicherkarten voller Bilder mit. Doch mitunter frustrieren die Ergebnisse: Der Vordergrund erscheint zu hell oder zu dunkel, tolle Gegenden sehen langweilig aus.

Himmelsspektakel: Bei Sonnenuntergängen hilft eine gezielte Belichtung auf mittlere Helligkeit am Himmel

Himmelsspektakel: Bei Sonnenuntergängen hilft eine gezielte Belichtung auf mittlere Helligkeit am Himmel

Foto: Heico Neumeyer

SPIEGEL ONLINE verrät, wie mit Ihrer Digitalkamera bessere Urlaubsbilder gelingen. Wir liefern Tipps zu Kameraeinstellungen und Technik. Es geht aber auch um konkrete Motive wie Porträts und Landschaftsfotos.

Ob Sie eine flunderflache Kompaktkamera oder kiloschweres Spiegelreflexgerät mitnehmen, spielt dabei keine Rolle: Packende Bilder gelingen mit jeder Ausrüstung.

Spotmessung, Histogramme, Polfilter: SPIEGEL ONLINE erklärt Schritt für Schritt die wichtigsten Helfer für Urlaubs-Knipser.

Kameraeinstellung nach Maß

Aktuelle Digitalkameras zeichnen oft zwölf oder 14 Millionen Bildpunkte auf (zwölf bis 14 Megapixel). Doch schon zwölf Megapixel bedeuten je nach Gerät etwa 3000x4000 Bildpunkte. Das reicht pi mal Daumen für 30 mal 40 Zentimeter große Abzüge.

Die braucht man nur selten. Stellen Sie die Kamera darum auf rund fünf Megapixel um: Das ergibt, je nach Modell, 2592x1944 Bildpunkte. Sie können Ihre Aufnahme also immer noch 26x19 Zentimeter groß drucken - in bester Qualität.

Meist druckt man eh nur 15x10 Zentimeter; und da bieten fünf Megapixel genug "Fleisch", um noch überflüssigen Bildrand zu kappen. Fünf Megapixel reichen auch für Bilderschauen am PC oder Fernseher.

Fünf-Megapixel-Dateien verbrauchen weit weniger Speicherplatz als zweistellige Megapixel-Kolosse - weniger als ein Drittel in unserem Beispiel. Sie müssen also Ihre Speicherkarten weitaus seltener wechseln oder überspielen, auch die Datenübertragung kostet weniger Zeit.

Pixel-Koloss: Die Zwölf-Megapixel-Bilddatei links belegt gut dreimal mehr Platz auf Ihrer Speicherkarte als die Fünf-Megapixel-Variante.

Pixel-Koloss: Die Zwölf-Megapixel-Bilddatei links belegt gut dreimal mehr Platz auf Ihrer Speicherkarte als die Fünf-Megapixel-Variante.

Foto: Heico Neumeyer

Präzise belichten per Spotmessung

Selbst sogenannte intelligente Belichtungsautomatiken vermurksen manche Aufnahme. Denn die Kameras messen die Helligkeit der gesamten Bildfläche und destillieren daraus einen mittleren Lichtwert. Der aber passt vielleicht gar nicht zu Ihrem Hauptmotiv rechts unten.

Abhilfe bietet die praktische Spotmessung, zu finden an den meisten Spiegelreflexgehäusen wie auch bei einigen Kompakten. Dann misst die Kamera gezielt nur noch einen kleinen Teil des Hauptmotivs und ignoriert alles andere. So geht's:

  1. Stellen Sie die Kamera auf Spotmessung um.
  2. Richten Sie das Messfeld der Kamera auf einen mittelhellen Motivteil, zum Beispiel auf Gras, blauen Himmel oder Haut; messen Sie keine weiße Wand und keine schwarze Silhouette an.
  3. Drücken Sie den Auslöser halb, um den aktuellen Messwert zu speichern.
  4. Halten Sie den Auslöser halb gedrückt und schwenken Sie die Kamera auf den gewünschten Bildausschnitt.
  5. Drücken Sie den Auslöser durch. Sie fotografieren die Szene mit dem maßgeschneiderten Spotmesswert.

Beim dritten Mal dauert das kaum länger als übliches Fotografieren - doch die Bilder werden besser.

Punktgenau: Bei kontrastreichen Motiven lohnt sich die Spotmessung, hier auf einen mittelhellen Teil des Gebirges.

Punktgenau: Bei kontrastreichen Motiven lohnt sich die Spotmessung, hier auf einen mittelhellen Teil des Gebirges.

Foto: Heico Neumeyer

Checken Sie das Histogramm

Zeigen Sie in der Bildwiedergabe das Histogramm an. Ihre Kamera enthüllt mit dieser Balkengrafik, ob die Aufnahme den möglichen Helligkeitsumfang von Schwarz bis Weiß ausnutzt. Türmen sich ganz rechts die Balken besonders hoch (siehe oberes Bild), sind größere Bildpartien undifferenziert weiß, also stark überbelichtet. Diese Zonen hebt die Kamera oft blinkend hervor (hier die Taube), denn solche "ausgefressenen" Bereiche wirken entstellend. Fotografieren Sie noch einmal mit einer kürzeren Belichtung.

Hohe Ausschläge links außen im Histogramm signalisieren komplett schwarze Bildpartien. Wiederholen Sie eventuell mit einer längeren Belichtung.

Histogramm-Check: Das obere Bild ist überbelichtet, es zeigt zuviel reines Weiß, die Taube erscheint ohne Detailzeichnung.

Histogramm-Check: Das obere Bild ist überbelichtet, es zeigt zuviel reines Weiß, die Taube erscheint ohne Detailzeichnung.

Foto: Heico Neumeyer

Mehr Knack mit dem Polfilter


Bei sonnigen Außenaufnahmen schrauben Sie einen Polfilter vors Objektiv: Dieses raffinierte Stück Optik macht blauen Himmel blauer und hebt Wolken knackig heraus. Wasser und Glas wirken transparenter, Spiegelungen verschwinden - insgesamt ein prächtiger Effekt. Die Sonne sollte schräg von hinten scheinen.

Die meisten Kompaktkameras bieten zwar nicht das erforderliche Filtergewinde. Doch von Kamerahersteller oder Zubehörfirmen bekommen Sie Filteradapter für viele Taschenkameras.

Blauer Himmel: Der Polfilter betont im rechten Bild den Himmel und schluckt die Spiegelung im Wasser.

Blauer Himmel: Der Polfilter betont im rechten Bild den Himmel und schluckt die Spiegelung im Wasser.

Foto: Heico Neumeyer

Nicht knausern beim Bildausschnitt

Zoomen Sie nicht zu eng ans Motiv heran, nehmen Sie lieber etwas zu viel auf. Überflüssige Außenbereiche können Sie immer noch wegschneiden - in der Kamera oder ganz leicht auch am PC. Das Foto wird besser, wenn Sie den endgültigen Ausschnitt nicht schon bei der Aufnahme, sondern erst in der Nachbearbeitung festlegen.

Besser abschneiden: Fotografieren Sie ein bisschen zu viel und legen Sie den endgültigen Bildausschnitt erst später fest.

Besser abschneiden: Fotografieren Sie ein bisschen zu viel und legen Sie den endgültigen Bildausschnitt erst später fest.

Foto: Heico Neumeyer

Reiseporträts ohne Stress

Sie wollen Bewohner ferner Ländern entspannt porträtieren, sprechen aber kein Khmer oder Quechua. Dann helfen ein paar Lockerungsübungen:

  1. Fotografieren Sie sich demonstrativ selbst. Zeigen Sie das Ergebnis herum.
  2. Präsentieren Sie das Ergebnis vor allem Kindern. Signalisieren Sie Ihr Interesse an ein paar Aufnahmen.
  3. Lassen Sie die Kinder selber ein paar Aufnahmen machen.
  4. Fotografieren Sie Selbstauslöser-Porträts mit sich und den Einheimischen; diese Bilder zeigen Sie sofort vor.
  5. Sobald Sie selber auslösen: Verzichten Sie zunächst auf den Blitz. Wenn möglich, fokussieren Sie mit dem Kameramonitor statt mit dem Sucher. So verstecken Sie sich nicht hinter einem Sucher und können Ihre Modelle nett anlächeln.

Bitte lächeln: Mit etwas Geduld und Einfühlungsvermögen kommen Sie zu entspannten Reiseporträts.

Bitte lächeln: Mit etwas Geduld und Einfühlungsvermögen kommen Sie zu entspannten Reiseporträts.

Foto: Heico Neumeyer

Fantastische Landschaften

Weite Landschaften oder Strände wirken im Foto mitunter öde. Beleben Sie den Vordergrund zum Beispiel mit einer Pflanze, einem Schild oder einer Muschel. Für hohe Tiefenschärfe von vorn bis unendlich verwenden Sie das Landschaftsprogramm Ihrer Kamera oder einen hohen Blendenwert wie f8 oder f16, nicht f2,8 oder f4.

Fotografieren Sie Landschaften aus der Froschperspektive - der weite Himmel dramatisiert das Bild. Mit Hilfslinien im Sucher oder auf dem LCD richten Sie den Horizont wirklich horizontal aus.

Land Art: Tiefer Kamerastandpunkt und Details im Vordergrund peppen Landschaften auf.

Land Art: Tiefer Kamerastandpunkt und Details im Vordergrund peppen Landschaften auf.

Foto: Heico Neumeyer

Wenn bei Capri die rote Sonne...


Sonnenuntergänge irritieren die Belichtungsautomatik mit drastischen Kontrasten. Hier lohnt sich eine Spotmessung (siehe Teil 3) auf einen mittelhellen Bereich am Himmel - also nicht direkt auf den Sonnenball, aber auch nicht auf eine schwarze Silhouette.

Sie wollen eine Person klar erkennbar vor dem Himmelsspektakel zeigen? Schalten Sie den Blitz zu und messen Sie per Spot aufs Gesicht.

Himmelsspektakel: Bei Sonnenuntergängen hilft eine gezielte Belichtung auf mittlere Helligkeit am Himmel

Himmelsspektakel: Bei Sonnenuntergängen hilft eine gezielte Belichtung auf mittlere Helligkeit am Himmel

Foto: Heico Neumeyer

Serien-Täter

Porträts, Landschaft, Sonnenuntergänge - solche Motive ermüden manchmal. Bringen Sie ungewöhnliche Serien mit aus dem Urlaub. Fotografieren Sie zum Beispiel Kaffeetassen, skurrile Schilder oder zottelige Hunde.

Reihenweise: Fotoserien bringen Abwechslung in die Urlaubsbilder - lichten Sie zum Beispiel Hunde oder Kaffeetassen ab.

Reihenweise: Fotoserien bringen Abwechslung in die Urlaubsbilder - lichten Sie zum Beispiel Hunde oder Kaffeetassen ab.

Foto: Heico Neumeyer

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