Kommunikation Mit sechs E-Mails bis ans Ende der Welt
Leicht haben es sich die Forscher nicht gemacht. Sie verfolgten den E-Mail-Verkehr von genau 61.168 Freiwilligen aus 166 Ländern. Die Teilnehmer sollten eine E-Mail so lange weiterleiten, bis diese einen von 18 vorbestimmten Empfängern erreichte. Name, Beruf und Wohnort waren bekannt.
Und so sandten die Versuchsteilnehmer ihre elektronische Post an Bekannte, von denen sie jeweils annahmen, dass sie näher am Zielobjekt dran waren. Auf diese Weise entstanden 24.163 E-Mail-Ketten, die Duncan Watts von der Columbia University in New York mit seinen Mitarbeitern auswertete. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt im Fachblatt "Science".
Das Ergebnis: Im Durchschnitt waren sechs Weiterleitungen nötig, um den Empfänger zu erreichen.
So nahm Beispielsweise eine der beschriebenen E-Mail-Ketten ihren Ursprung in Eastbourne in Großbritannien. Ein britischer Offizier sandte die Nachricht zu einem Onkel im ugandischen Kampala, von wo aus sie zu dessen Internet-Freundin Karina nach Moskau gelangte. Karina war mit Zinerva aus Novosibirsk zur Schule gegangen, der nächsten Station der Mail. Zinerva wiederum hatte mit dem "Zielobjekt" Olga studiert, die ebenfalls in Novosibirsk wohnt. Eine fünfte und somit letzte E-Mail beendete die Kette. Das Experiment im Internet bringt allerdings keine ganz neue Erkenntnis. Bereits in den sechziger Jahren hatte der Sozialpsychologe Stanley Milgram in seiner sogenannten "Small-World-Hypothese" herausgefunden, dass jeder Mensch über durchschnittlich sechs Bekannte mit jedem anderen Menschen auf der Welt bekannt ist.
Die Welt ist eben klein.