Lahme Rechner Tiefer legen wirkt nicht

Windows-Nutzer kennen das: Im Laufe der Zeit steigt die gemessene und gefühlte Zeit, bevor das System tut, was man will. Wer da zum Tuning-Programm greift, sei aber schlecht beraten, sagt Axel Vahldiek, Windows-Experte der "c't": Ersatzteile seien billiger und effektiver.

Das Problem kennen viele PC-Besitzer: Der Rechner arbeitet einfach zu langsam. Es dauert gefühlte Ewigkeiten, bis sich ein Pogramm öffnet oder auf die Befehle des Anwenders reagiert.

Schnelle Abhilfe versprechen Tuning-Programme aus dem Internet. Doch was bringen sie wirklich? Nicht viel, urteilen die Experten der Computerzeitschrift "c't" nach einem Test derartiger Programme: Außer einem vereinfachten Zugriff auf bestimmte Konfigurationen bringen sie nichts.

Axel Vahldiek, Windows-Experte der Zeitschrift, sagt, eine Beschleunigung sei weder zu messen noch zu fühlen - und wenn, dann sei es "ein reiner Placebo-Effekt". Windows zu beschleunigen sei ohnehin nahezu unmöglich. Schließlich setze Microsoft die Voreinstellungen ohnehin so, dass Windows möglichst schnell läuft.

Ein Schuss, der nach hinten losgeht

Tools, die den Arbeitsspeicher freiräumen, sind laut Vahldiek Unfug - und manchmal sogar kontraproduktiv. Wenn beim Aufräumen Programme aus dem Speicher fliegen, die noch gebraucht werden, wird Windows sogar verlangsamt statt beschleunigt.

Auch von der Defragmentierung der Registrierung hält er nichts. Solche Maßnahmen hatten lediglich vor Windows XP ihre Berechtigung. Inzwischen hole Windows die Registrierung nicht mehr vollständig in den Arbeitsspeicher, sondern nur kleine Häppchen davon. Was nicht notwendig sei, werde gar nicht erst geladen. Die Defragmentierung sei daher einfach unnötig.

Durch Tuning-Programme seien lediglich Konfigurationseinstellungen leichter erreichbar, die sonst in der Systemsteuerung versteckt seien, sagt Vahldiek. Doch daran sollte man nicht leichtfertig herumbasteln. Ein Beispiel dafür sei eine Einstellung, durch die der Computer schneller herunterfährt. Manche Programme benötigten jedoch einen bestimmten Zeitraum, um in der Registrierung Einträge vorzunehmen. "Wenn man denen dazwischen fährt, kann es passieren, dass der Rechner hinterher gar nicht mehr läuft", warnt der Experte.

Generell können Änderungen an den Konfigurationseinstellungen deutliche Nebenwirkungen haben, die nicht immer voraussehbar sind.

Ein Beispiel dafür ist eine Funktion, die dafür sorgt, dass die Auslagerungsdatei gelöscht und überschrieben wird. Dadurch dauert das Herunterfahren wesentlich länger - und meist ist diese Sicherheitsmaßnahme gar nicht notwendig. "Solche Schalter gibt es viele", betont Vahldiek.

Eine Sache für sich sei das Deaktivieren von Diensten: Einige werden von Windows benötigt - und wenn sie deaktiviert werden, gehen bestimmte Windows-Funktionen nicht mehr. Vahldiek: "Wenn man da nicht Bescheid weiß, ist der Ärger groß."

Das wirkt: Autostarts minimieren

Was den Rechner wirklich beschleunigt - und zwar in Tests um bis zu 25 Prozent - ist das Aufräumen bei den Autostarts. Von selbst gestartete Programme, die eigentlich gar nicht benötigt werden, sind echte Geschwindigkeitsbremsen. Sie laufen im Hintergrund mit und blockieren den Arbeitsspeicher und den Prozessor. Viel besser ist es, diese Programme erst dann zu starten, wenn man sie wirklich braucht. Das dauert auch nur unwesentlich länger.

Windows XP hat ein bordeigenes Konfigurationsprogramm für den Autostart: Unter Start auf Ausführen gehen, msconfig eingeben und im dann geöffneten Menü die Systemstarts deaktivieren, die man nicht braucht. Erleichtert wird die Auswahl, wenn man unter Dienste auf "Alle Microsoft-Dienste ausblenden" geht. Die meisten übrig gebliebenen Dienste sind überflüssig - außer Sicherheitsprogramme wie Virenscanner. Ein Brennprogramm oder der Media Player müssen hingegen nicht automatisch gestartet werden.

Noch besser: Schnellere Komponenten, schlanke Programme

Anstatt Geld für Tuning-Programme auszugeben, sollte man sich eher mehr Arbeitsspeicher oder einen schnelleren Prozessor leisten, rät Vahldiek. Wer auf ein Tuning-Programm trotz allem nicht verzichten will: Von Windows gibt es ein kostenloses Tool namens "TweakUI".

Generell sollte man schlanke Programme nutzen. Meist reicht ein einfaches Textverarbeitungsprogramm statt des ganzen Office-Pakets.

Und zum Anschauen von Fotos reicht ein einfaches Bildbetrachtungsprogramm. Ältere Versionen eines Programms sind übrigens oft an ältere PCs angepasst und rennen auf moderner Hardware oft schneller als die neueste Version.

Sandra Schipp, ddp

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