"Made in Austria" Anonym im World Wide Warenhaus

Online-Shopping ohne Bank, Kreditkarte und persönliche Daten wird demnächst Realität. Das österreichische Unternehmen Paysafecard will den Internet-Einkauf mit einer Wertkarte revolutionieren.
Von Barbara Mayerl

Die Idee ist nicht neu, aber frisch adaptiert. "Zahle jetzt, kaufe später" - das Prepaid-Geschäftsmodell aus dem Mobilfunkbereich wurde von findigen Unternehmern für das Internet adaptiert. Die Paysafecard AG stellte in Wien Wertkarten als Online-Zahlungsmittel vor, die ab 16. Oktober in Österreich vertrieben werden - und bald auch in Deutschland.

Über ein dichtes Netz, das aus Postämtern, Fotofachhandel und Buchhandels-Filialen besteht, sollen die Karten im Wert von umgerechnet 40, 70 und 140 Mark vertrieben werden. Um Dienstleistungen oder Waren aus dem Netz zu bezahlen, reicht die Eingabe eines 16-stelligen PIN-Codes. Der Kunde bezahlt den tatsächlichen Wert und hat darüber hinaus keinerlei Kosten. Nicht einmal eine Bankverbindung ist erforderlich. Der schlimmste Fall von Missbrauch wäre das Aufbrauchen des restlichen Guthabens, und sogar dagegen kann man sich wahlweise mit einem Passwort schützen.

Ausgegeben werden zwei Modelle: Die blaue Classic-Karte und die rote "unter 18"-Karte. Letztere ist für die jugendlichen Webshopper gedacht, die damit bei nicht-jugendfreien Shops außen vor bleiben.

"Alles was mit Wetten, Waffen und Erotik zu tun hat, kann nicht bezahlt werden," versichert Armin Sageder, Vorstandssprecher des Unternehmens. Mit über 50 österreichischen Internet-Shops hat das Unternehmen bereits Kooperationsvereinbarungen getroffen.

Ab November in Deutschland

Die Paysafecard wird demnächst auch nach Deutschland kommen, eine Tochterfirma sitzt bereits in Düsseldorf. Armin Sageder hält sich allerdings noch bedeckt zu Kooperationspartnern, verrät im Gespräch nur so viel: "Wir werden zumindest eine große deutsche Bank und eine große Medienkette als Partner haben".

Fest stehen zumindest die Nominalwerte der deutschen Karten, mit 50, 100 und 200 Mark. Auf Umsatzprognosen will sich Sageder noch nicht einlassen, aber rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft will man in Deutschland "dick da" sein.

Frust macht kreativ

Selbstverständlich gibt es zu jeder Gründeridee die passende Anekdote: Armin Sageder, studierter Physiker und Mastermind des Projekts, reiste vergangene Weihnachten zum Kilimandscharo. Als er zurückkehrte, musste er feststellen, dass sich jemand den Code seiner Kreditkarte zu eigen gemacht hatte. Die mühevolle, frustrierende Beweisführung gegen das Kreditkartenunternehmen war schließlich die Initialzündung für das anonymisierte Zahlungsmittel.

Im Brainstorming mit Kollegen reifte die Idee von Jahresende bis April so weit, dass bald alle ihre gutdotierten Jobs hinschmissen und sich voll dem Projekt verschrieben und ein Unternehmen gründeten. Ein neues Paymentprotokoll wurde ausgetüftelt, das laut Sageder "herrlich simpel ist und extrem einfach bei den Webshops zu implementieren ist". Als Technologiepartner konnte Big Blue an Land gezogen werden, die auf RS/6000-Rechnern das Hosting der verschlüsselten Transaktionen übernehmen.

Mittlerweile hat der Funke auch bei prominenten österreichischen Wirtschaftskapitänen und Banken voll gezündet, die das Projekt dieser Zahlungsidee "Made in Austria" unterstützen wollen.

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