Mensch gegen Maschine Kramniks letzte Chance
Ganz nüchtern betrachtet sieht die Bilanz der bisherigen Spiele gar nicht schlecht aus, wenn man sie aus Wladimir Kramniks Perspektive betrachtet. Bisher hat er in jedem Spiel - mit Ausnahme der zweiten Partie, die Kramnik ausgerechnet zu einem Zeitpunkt durch einen dummen Fehler verlor, als er erstmals gegen den Rechner zu gewinnen schien - seine Minimalziele erreichen können. Er bot der Rechenkraft des Computers erfolgreich Paroli.
In der fünften Partie jedoch müsste er mehr schaffen, wenn er am Ende gewinnen will. Es bleiben zwei Spiele, in denen er theoretisch ausgleichen und in Führung gehen könnte. Verliert er dagegen heute, ist das Match verloren; spielt er Remis, kann er auch nach dem sechsten Spiel nicht mehr erreichen als ein Unentschieden. So wird die fünfte Partie fast schon zu einer Art Vor-Finale.
Remis endeten auch die letzten Vergleichs-Schaukämpfe, die sich Kramnik wie seine Kollegen Garri Kasparow und Robert Hübner mit kraftvollen Rechnern leisteten. Es dokumentiert, dass die seit langem erwartete Zeit, in der Rechner von Menschen in diesem Denksport nicht mehr zu schlagen sind - jedenfalls nicht mehr von normalen Menschen: Einigen wenigen Schachgroßmeistern werden hier noch Möglichkeiten und Chancen eingeräumt.
Und zu denen zählt der Schach-Stratege Wladimir Kramnik ohne Zweifel. Obwohl Matches Mensch gegen Maschine mit einem echten Großmeisterturnier vielleicht nicht vergleichen sein mögen, kann der Spieler Kramnik hier wieder eindrucksvoll seine Klasse dokumentieren. Unwichtig wird ihm das trotz des doppelten Weltmeistertitels, den er seit Oktober führt, nicht sein: Kramnik hat Kritiker, steht auch im aktuellen Spieler-Ranking des Weltschachverbandes "nur" auf Platz Drei hinter Veselin Topalow und Viswanathan Anand.
Als finanzieller Anreiz winkt Kramnik für den Fall eines Turniersieges eine Prämie von 500.000 Euro, die sich mit dem so oder so garantierten Antrittsgeld auf eine rund Million summieren würden.