Netzkultur Hacker will iPhone geknackt haben
Kaum ist Apples neues Prestigeobjekt in den Läden, stürzen sich die Hacker und Bastler darauf, um ihm all jene Funktionen zu verpassen, die Apple nicht vorgesehen hatte.
Primärziel vieler Hacker und Internet-Hippies ist es, einen Weg zu finden, wie man das iPhone aktivieren kann, ohne sich vertraglich an den Netzanbieter AT&T zu binden. Dieser hat in den USA ein Exklusivabkommen mit Apple: Jeder der ein iPhone kauft, telefoniert automatisch über AT&T. Viele User bezeichnen dieses Vorgehen als "Knebelvertrag".
Der in der Szene gut bekannte Hacker Jon Lech Johansen hat die AT&T-gebundene Aktivierung nun offenbar geknackt. In seinem Blog veröffentlichte er eine Zip-Datei mit einem Softwarepatch namens "Phone Activation Server v1.0" (PAS), einen Host Entry sowie einige kryptische Zahlenreihen namens "Magic iTunes numbers".
Mittels dieser Utensilien, so der Hacker, lasse sich das iPhone aktivieren, ohne dass der User irgendwelche persönlichen Daten preisgeben muss. Zwar könne man mit diesem Software-Bypass die Telefonfunktion nicht nutzen, alle anderen Funktionen wie der iPod oder die W-Lan-Funktion funktionierten aber einwandfrei.
Ob Johansens PAS-Patch funktioniert, kann in Europa mangels iPhone und AT&T-Vertrag nicht nachvollzogen werden. Zahlreiche Kommentare unter dem betreffenden Blog-Eintrag deuten jedoch darauf hin, dass es Usern gelungen ist, mit der Software ihre iPhones zu aktivieren. Ein User schreibt beispielsweise, er habe nun eine Art "Super iPod", mit dem man an öffentlichen Hotspots ins Internet gehen kann.
Johansen hackte bereits Apples DRM-Schutz
Johansen, 23, im Internet auch "DVD Jon" genannt, ist in der Hacking-Szene kein Unbekannter. Bereits 2003 veröffentlichte der Norweger ein Open-Source-Programm, mit dem sich DRM-Verschlüsselungen wie die des iTunes -Musikshops teilweise umgehen lassen. Das Programm speichert Rohdaten von QuickTime-AAC-Medien in einer separaten Musik-Datei. Diese ist allerdings mit den meisten Mainstream-Playern nicht abspielbar.
Johansen stand für seine Hacking-Attacken auf Apple und dessen Partner mehrmals vor Gericht. Sein Programm funktioniert inzwischen nicht mehr, da Apple den Schutz im iTunes Music Store verbessert hat.
Seinen Namen "DVD-Jon" erhielt Johansen, als er als 16-Jähriger die Software DeCSS schrieb, um seine legal erworbenen DVDs auf einem Linux-Computer abzuspielen. Nachdem er das Programm im Internet veröffentlicht hatte, wurde er von der Motion Picture Association of America (MPAA) angezeigt.
Im größeren Umfang machte Johansen zuletzt Ende Oktober 2006 von sich reden, als er verkündete, er habe den Kopierschutz FairPlay der Firma Apple geknackt, der im Musikportal iTunes und auf dem iPod genutzt wird.
Auch in die Sprache ist das iPhone schon diffundiert: Während viele Blogger sich vehement dagegen sträuben das "iWord" in den Mund zu nehmen, schreibt die "Computerworld" über eine um sich greifende "iPhorie" ("iPhoria").
Was die Autoren offenbar nicht wissen: Das Wort IPhOria existiert bereits - und zwar als Akronym für Euphorie und IPO (Initial Public Offering), dem englischen Ausdruck für Aktien-Neuemissionen.