Netzwelt-Ticker MySpace hat Würmer

In Hongkong sollen Kinder Raubkopierer denunzieren, MySpace wurde am Wochenende Wurm-Opfer, E-Mail ist die neue Schneckenpost, Gerüchte über eine Apple-Videothek - das und mehr im Überblick.

Kinderscouts gegen Raubkopierer

Vorsicht, Film– und Musikkopierer! Verstoße in einem Forum in Hongkong gegen das Urheberrecht und Du könntest von einem elfjährigen Pfadfinder der Hand des Gesetzes übergeben werden. Denn das hat die "New York Times" erfahren : In Hongkong sollen zukünftig 200.000 Jugendliche Diskussionsforen im Internet nach illegalen Kopien von Songs und Filmen durchforsten. Die sogenannte Jugend-Botschafter-Kampagne soll heute mit 1600 Jugendlichen beginnen, die in einem Stadion vor Film– und Musikstars aus Hongkong ihren Eid schwören. Letztlich sollen aber alle Pfadfinder und Pfadfinderinnen und Jugendliche von neun anderen Jugendgruppen im Alter von 9 bis 25 an der Aktion teilnehmen.

Bürgerrechtlern kommt da natürlich die Galle hoch - Kinder als verlängerter Arm des Gesetzes? Die Jugendlichen scheinen da allerdings eher auf andere Probleme zu stoßen: Auf dem Schulhof ist es einfach nicht cool, Polizist und Petze zu sein…

MySpace unter Flash-Wurm-Attacke

Übers Wochenende wurden einige Profile von MySpace von einem Wurm angegriffen, der eine Sicherheitslücke in Macromedia Flash ausnutzt, die Adobe erst letzte Woche schloss. Der Wurm pflanzt sich jedesmal fort, wenn ein MySpace-User ein infiziertes Profil besucht. Wer sein Flash-Plugin schon auf die neuste Version 9.0 updatete, war nicht gefährdet. Wessen "About me"-Seite vom Wurm verunstaltet wurde, wird angehalten, die Infektion durch ein wenig Editing rückgängig zu machen. Dazu klicke man auf "Edit Profile" und lösche einige Code-Zeilen. Wie das funktioniert, zeigt das Blog der "Washington Post" .

E-Mail ist die neue Snailmail

Sind die Zeiten von E-Mail angesichts von Instant Messaging und Communityportalen schon wieder gezählt? Nicht ganz, aber ebenso, wie Briefkästen fast nur noch Werbepost, Rechnungen und hin und wieder eine Urlaubspostkarte empfangen, landen in elektronischen Posteingängen neben Spam, Newslettern und Massenmails immer seltener private Nachrichten. Instant Messenger und Websites wie MySpace oder Facebook überholen die gute alte E-Mail, wie einst die E-Mail den Brief. Und auch im Job werden die superschnellen Kommunikationsmittel immer wichtiger. Anstatt das Alte allerdings abzulösen, das stellt ein Artikel im "Sydney Morning Herald" klar  heraus, ist heute der geschickte Mix aus verschiedenen Tools wichtig. Anpingen mit Messenger, Anhänge mit E-Mail, Anflirten auf MySpace.

Frau bloggt, fliegt, klagt

Eine 33-jährige englische Sekretärin hat einen Musterprozess vor einem französischen Arbeitsgericht begonnen, nachdem sie von ihrer Firma wegen eines Weblogs über ihren Alltag in Paris gefeuert wurde. Das Blog berichte bis zu 3000 Lesern täglich über die Arbeit der "Petite Anglaise", über Beziehungen und die Mühen einer alleinerziehenden Mutter. Im April jedoch sollte sie vor ihren Vorgesetzten im pariser Büro der englischen Firma Dixon Wilson erscheinen, wo sie wegen extrem schlechtem Betragen gefeuert wurde: Sie habe die Firma in Verruf gebracht. Außerdem konnten die Manager der Firma, so berichtet die AFP , ihrem Blog entnehmen, dass sie zweimal Probleme mit einer Babysitterin vorgeschoben hat, um blau zu machen. Zudem könne sie nicht zur Arbeitszeit den Firmencomputer zum Blogschreiben benutzen.

Jetzt wird also geklagt, der Ausgang ist ungewiss. Klar ist jedoch, dass das Weblog www.petiteanglaise.com  nun noch populärer wurde – und sich noch viel mehr Leser über Pannen auf Weihnachtsfeiern, die Socken ihres Bosses und Ausschnitt-lastige Videokonferenzen amüsieren werden.

YouTube nimmt Künstler aus

Nachwuchskünstler, die bei YouTube.com ihre Werke veröffentlichen, könnten ein böses Erwachen haben, warnt das Blog von Wired.com. Die neuen Nutzungsbedingungen übertragen der Video-Plattform alle Rechte am hochgeladenen Material. Das sei besonders ärgerlich, da diese Rechte auch auf eine Firma übergehen würden, die die populäre Website aufkaufen könnte. Wired sieht schon  eine Indie-Reggae-Band vor sich, die unfreiwillig und unbezahlt plötzlich Werbung für ein neues SUV (Geländerfahrzeug) macht – das Symbol für Konsumismus und Mainstream-Blödheit.

Wird Apple Leihvideos auf der WWDC ankündigen?

Wie Thinksecret.com exklusiv erfahren haben will , wird Steve Jobs in seiner Keynote-Rede anlässlich von Apples weltweiter Entwicklerkonferenz WWDC eine iTunes-Erweiterung um Leihvideos ankündigen. Ein eingebautes Haltbarkeitsdatum soll Download-Videos nach der Leihfrist unbrauchbar machen. Viel interessanter ist jedoch, dass, wenn Thinksecret Recht behält, sich damit ein Einknicken auf Apples Seite offenbart. Denn Leihvideos wollte Apple nie . In zähen Verhandlungen versuchte Jobs, den Filmstudios die Vorteile von Festpreis und Kaufvideos beizubringen – ein Modell, das Apple in Sachen Musik großen Erfolg und der Musikindustrie großes Kopfweh einbrachte…

Die Jagd nach dem schlimmsten Ton

Fingernägel kratzen langsam über die Schultafel, nasse Finger schrubbeln über Styropor und Nachbars Töle wimmert waidwund. Die Hölle, das sind die Geräusche der anderen. Welcher Ton jetzt aber quasi der Wolf unter den Antilopen der Soundsteppe, der pangalaktische Donnergurgler unter den Fenchelteetönen, der Zidane unter den Moll-Materazzis ist, versucht eine Angst, Schrecken und Gänsehaut erzeugende Website des Acoustic Research Centers der Salford University herauszufinden . Das Prinzip ist ganz einfach: Die Seite spielt einen schlimmen Ton vor und wer danach noch dazu in der Lage ist, soll ihn auf einer Skala von Nicht Schrecklich bis Schrecklich einordnen und weitermachen, bis die Ohren bluten. Mit einem Mixer für schlimme Sounds und Klingeltönen aus quietschenden Violinen und schreienden Babys können die Ergebnisse dann auch gleich an den Kollegen im Großraumbüro (Lautsprecher aufdrehen!) oder bei der Heimfahrt in der U-Bahn ausprobiert werden.

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