Neue Business-Handys "Was ich nutze, das bin ich"
Hamburg - Sind Manager verspielte Technikliebhaber? Oder eher Workaholics, die unterwegs telefonieren und gelegentlich einen Text tippen? Marketing-Experten sind sich uneins. Die einen sagen: Der Geschäftsmann wolle sein Mobiltelefon nicht nur als effizientes Arbeitsgerät nutzen. Für ihn sei es fast genau so wichtig wie für einen Handy-begeisterten Teenager, dass er Fotos schießen, kurze Filmchen drehen oder Musik hören kann.

Für den Bilderspaß: Das Nokia 6670 hat eine 1-Megapixel-Digitalkamera sowie ein Programm zur Bildbearbeitung. Über den Internet-Browser lassen sich PDF-Dateien öffnen. Wer mehr Schreibkomfort genießen will, kann sich zusätzlich eine drahtlose Tastatur kaufen. Per Bluetooth kann der Benutzer Dokumente oder Fotos direkt vom Handy ausdrucken.

Das Ding mit dem Drehkreuz: Beim Siemens SK65 kann der User eine größere Tastatur ausklappen - für das Zehn-Finger-System ist sie allerdings ungeeignet. Dafür hat der Benutzer auf bis zu 30 Megabyte Platz für persönliche Daten wie E-Mails, Klingeltöne oder Java-Applikationen zur Verfügung.Auf das Adressbuch passen bis zu 2000 Einträge.

Flacher als ein Flunder: Das Motorola V3 ist einen halben Zentimeter tief und so breit wie eine Kreditkarte. Klappt man es auf, kommt eine relativ große Tastatur zum Vorschein. Außerdem bietet das Handy eine Kamera mit 4-fach-Digitalzoom. Doch das schlanke Gerät hat seinen Preis: 749 Euro wird es nach Herstellerangaben kosten.

Die Vorteile am Motorola E1000: 1,3-Megapixel-Kamera mit 8-fach-Digitalzoom, MP3-Player, Push-and-Talk-Funktion. Bluetooth und Java sorgen außerdem dafür, dass Daten problemlos übertragen werden können. Die Nachteile: Wegen der zahlreichen Funktionen ist der Akku bereits nach 150 Stunden Standby leer. Außerdem wiegt das Gerät stolze 140 Gramm.

Der kleine Bruder des Laptops: Manche Modelle der Communicator-Serie wirkten so sperrig, dass sich mancher User gefragt haben dürfte, ob man damit überhaupt telefonieren kann. Der neue Nokia Communicator ist dagegen kleiner und leichter als seine Vorgänger. Er ist mit Symbian-Software ausgestattet, unterstützt aber auch Microsoft-Formate ab Office 97. Eine Digitalkamera ist nicht integriert.

Business und Spielzeug in einem: Das Motorola MPx220 hat einen 64 MB großen Speicher für Fotos. Außerdem ermöglicht Java den Download von Spielen. Gleichzeitig verfügt das Smartphone über typische Office-Features wie Versand und Empfang von E-Mails. Tippen muss der User allerdings auf einer ganz gewöhnlichen Handy-Tastatur.
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"Die Trennung zwischen Beruf und Privatleben", so Häbel, "darf man nicht so scharf ziehen." Rein beruflich betrachtet: E-Mail sei die wichtigste Funktion eines Business-Handys. Mit dem neuen Motorola-Smartphone MPx220 kann der Benutzer auch Word- oder Powerpoint-Dateien empfangen und versenden.
Gleichzeitig betont der Hersteller in der Produktbeschreibung jedoch die Spielereien, mit denen das Gerät ausgestattet ist: 1,3-Megapixel-Kamera, Java-Software für den Download von Spielen, Media-Player für das Abspielen von Musik-Clips.
Im Gegensatz dazu will Siemens seinen Kunden Modelle bieten, die "möglichst maßgeschneidert" sind, wie Sprecher Axel Schafmeister erklärt. Deshalb verzichtet das neue SK65 auf eine Digitalkamera - das sei schließlich kein klassisches "Business-Feature".
"Keiner will für etwas bezahlen", so Schafmeister, "was er nicht haben will". Dafür verfügt das Handy, das im November auf den Markt kommt, über ein Drehkreuz: Dreht man die Unterseite um 90 Grad, kommt links und rechts des Displays eine Tastatur zum Vorschein - dadurch will Siemens den Tipp-Komfort erhöhen.
Die Mobilfunkindustrie hat den Begriff "Smartphone" geschaffen - für das vermeintlich intelligente Telefon, das je nach Betriebssystem beispielsweise Powerpoint-Präsentationen abspielen kann. Synchronisation nennt die Mobilfunkindustrie die zunehmende Verknüpfung von PC und Handy. Damit wird das Mobiltelefon dem Handheld, dem tragbaren Mini-Computer, immer ähnlicher.
Diesen Grundgedanken teilen Hersteller wie Motorola, Siemens oder Nokia . Allerdings räumt Siemens-Sprecher Schafmeister ein: "Viele User wissen nicht über die Möglichkeiten des Business-Handys Bescheid." Beispielsweise würden E-Mail-Funktionen bisher "relativ wenig genutzt". Ohnehin könnten erst in naher Zukunft größere Datenmengen verschickt werden: wenn der UMTS-Standard etabliert sei.
Abzuwarten bleibt auch, ob sich die so genannte Push-and-Talk-Funktion durchsetzen wird, die sowohl Siemens mit dem dem CX70 als auch Motorola mit dem E1000 anbieten wollen: Wie bei einem Walkie-Talkie kann der User per Knopfdruck mehrere Empfänger gleichzeitig ansprechen. Das System werde vor allem in den USA auf Baustellen verwendet, erklärt Schafmeister.
"Die nächste Olympiade sehen wir auf dem Handy"
Was Manager damit anfangen sollen, bleibt hingegen unklar - die Funktion, so der Siemens-Sprecher, sei ebenfalls "kein typisches Business-Feature". Trotzdem kündigte der Konzern an, dass ab 2005 alle Siemens-Handys ab der Mittelklasse "Push-and-Talk-fähig" sein sollen.
Sinn oder Unsinn - in Smartphones, so Motorola-Marketingleiter Häbel, "wird alles reingepackt, was die Industrie kann". Denn was den Manager schließlich doch von vielen anderen Handybesitzern abhebt: Er hat mehr Geld und folglich eine höhere Zahlungsbereitschaft. Manche Business-Handys, etwa der aufklappbare Communicator 9300 von Nokia, erinnern bereits an einen kleinen Laptop. Ein Manko im Vergleich zum PC: Die Bedienung über die Mini-Tastatur ist gewöhnungsbedürftig und weniger komfortabel.
Ständig arbeiten Elektronikunternehmen an Neuentwicklungen. Es gibt laut Häbel innovationsfreudige Kunden, die stets nach dem neuesten Trend schielen - schließlich gelte beim Handy der Grundsatz: "Was ich nutze, das bin ich." Sein Unternehmen entwickelt momentan ein Mobiltelefon mit GPS-Navigationssystem, das im Frühjahr auf den Markt kommen soll. Wem ein Stadtplan nicht genügt, der kann sich künftig unterwegs von seinem Handy zu bestimmten Adressen leiten lassen.
Der kommende Trend nach Häbels Ansicht: Fernsehen auf dem Display des Mobiltelefons. "Die nächste Olympiade werden wir uns auf dem Handy ansehen können", prognostiziert der Motorola-Marketingchef. Das entsprechende System nennt sich "Digital Video Broadcasting for Handhelds" (DVB-H). Bis spätestens 2008, so Häbel, sei DVB-H als flächendeckender Standard eingeführt.
Dagegen weist Siemens-Sprecher Schafmeister darauf hin, dass Fernsehen zu Hause mit einem konventionellen TV-Gerät bequemer sei - und dass Technik-Freaks, für die ein solches Angebot in Frage käme, nicht die breite Masse der Kunden darstellten.
Nur eines steht trotz aller möglichen Zukunftsvisionen und Bedenken fest: Die Grundfunktion des Handys soll erhalten bleiben. Denn der durchschnittliche Anwender, so Häbel, "macht in erster Linie Sprachtelefonie".