Polnisch-deutscher Grenzverkehr Über die Oder ins Internet
Das Klischee will es eigentlich umgekehrt: Die Deutschen, so stellt man sich das vor, fahren ab und zu hinüber nach Polen, um Geld einzusparen. Einen ganzen Ort mit preiswerten Frisörsalons gibt es kurz hinter der Grenze zum Beispiel. Und billigen Sprit und günstige Zigaretten sowieso.
Das Internet aber ist nicht billig in Polen: Der lokale Provider in Slubice etwa, ein paar Kilometer Luftlinie von Frankfurt an der Oder entfernt, will pro Monat Internetzugang zwischen 89 und 153 Zloty das sind etwa 23 bis 40 Euro. Das entspricht laut Reuters dort etwa einer halben studentischen Monatsmiete.
Jenseits der Oder dagegen, an der Viadrina, der Universität von Frankfurt/Oder, kostet der Netzzugang nichts. Deutsche Studenten sollen schließlich auf die Information der Welt zugreifen können, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen. Der Zugang ist nicht nur in Bibliotheken und anderswo möglich, sondern überall in der Nähe der entsprechenden Hotspots drahtlos, versteht sich.
Und so machen sich laut Ewa Bielewicz-Polakowska, der Sprecherin des Collegium Polonicum in Slubice, regelmäßig "etwa 100 Studenten" auf den Weg: Den Laptop unterm Arm überqueren die Bildungsreisenden die Oder, suchen sich ein Plätzchen in der Nähe der Viadrina und surfen los. Es koste "etwa 20 Minuten, nach Deutschland hinüberzugehen, um dort Internetrecherchen zu machen oder E-Mails zu lesen", so Bielewicz-Polakowska.
Irgendwie passt das ganz wunderbar: Schließlich trägt die Viadrina den ganz offiziellen Beinamen "Europa-Universität".
cis/rtr