Potente Wuchtbrummen Röhren-Fernseher meistern HDTV
"Diesel" und "Rennauto" scheinen auf den ersten Blick so viel gemeinsam zu haben wie "HDTV" und "Röhrenfernseher". Dabei sind beide technischen Errungenschaften noch immer für Überraschungen gut: Erst im Juni gewann Audi mit Diesel-Power das 24-Stunden-Rennen in Le Mans, und Philips sowie Samsung machen nun die bereits 1897 entwickelte Bildröhre fit für das hoch auflösende Fernsehen.
Dabei hatte die "European Information, Communications and Consumer Electronics Industry Technology Association" (EICTA) die gute, alte Röhre offenbar gar nicht mehr auf der Rechnung, als dieses Gremium aus nationalen Elektronikverbänden und Herstellern die Kriterien fürs HD-ready-Logo festlegte. Demnach hat das Display mindestens 720 Zeilen.
Die lassen sich bei einem Plasma- oder LCD-Gerät ganz problemlos zählen, aber eben nicht bei einer Röhre: Theoretisch kann eine Bildröhre jede Auflösung haben, dazu muss nur der auf der Innenseite zeilenweise wandernde Elektronenstrahl entsprechend angesteuert werden. Da vor der Phosphorschicht jedoch noch eine Lochmaske angebracht ist, gilt deren Lochabstand als Limit für die maximale Auflösung.
HD-ready oder nicht?
Samsung verpasst seinem WS-32 Z 409 T trotz dieser etwas unklaren Lage das HD-ready-Logo, Philips agiert dagegen vorsichtig. Weil die Bildröhre keine tatsächliche Auflösung wie ein Plasma- oder LCD-Fernseher habe, verdiene sie bestenfalls die Bezeichnung "HD-prepared" ("vorbereitet für HD"), aber nicht "HD-ready".
Da drängt sich die Vermutung auf, dass Grundlage dieser Zurückhaltung nicht nur die Bescheidenheit der Niederländer ist, sondern wohl auch Marktpolitik wer ein Gerät mit HD-ready-Logo will, soll bitteschön einen Flat-TV für 1500 Euro oder mehr kaufen. Und nicht einen Röhren-TV für 800 Euro, denn damit kosten die wuchtigen Röhrengeräte rund die Hälfte eines vergleichbaren LCD-TVs.
Für die sichtbare Bilddiagonale von 76 Zentimetern braucht der Elektronenstrahl im Hals der Röhre allerdings genügend "Anlauf", um zielsicher die Phosphorschicht an der Innenseite der Frontscheibe zu treffen. Bei Philips sind dies rund 50 Zentimeter, Samsung entwickelte die Kurzhals-Röhre namens "Slimfit" und sparte so in der Tiefe zehn Zentimeter. Da aber durch den kürzeren Hals der Elektronenstrahl stärker gebogen werden muss, ist die Gefahr von Verzerrungen größer.
Wie für HDTV-Geräte üblich, bringen die Fernseher neben zwei Scartbuchsen noch je eine YUV- und eine HDMI-Schnittstelle mit. Somit finden alle gängigen Bildquellen Anschluss.
Einfache Handhabung
Die Bedienkonzepte beider Geräte verraten deutlich, dass die günstigen Röhrenfernseher in einer anderen Liga spielen als die teureren LCD- oder Plasma-Geräte. Die Bildmenüs sind zwar ähnlich aufgebaut, aber deutlich schmuckloser als bei den flachen Pendants.
Dennoch lassen sich die Wuchtbrummen recht einfach steuern. Beim Samsung tauchen hier und da unverständliche Begriffe im Bildmenü auf welcher Laie kommt schon drauf, dass LNA für "Low Noise Amplifier" steht und die Wiedergabe schwacher Sender verbessern soll? Hier ist der Philips etwas zugänglicher.
Auch die Fernbedienung des Testsiegers ist besser gelungen. Der schlanke Geber liegt gut in der Hand und steuert neben dem Fernseher auch noch andere Geräte von Philips. Die Samsung-Fernbedienung ist zwar übersichtlich, manche Tasten sind aber arg klein geraten und für Funktionen vorgesehen, die dieses Fernseher-Modell gar nicht unterstützt.
Opulenter Sound
Im Tontest boten die Röhren-Kandidaten dank ihrer großen Gehäuse deutlich opulenteren Klang als die Mini-Speaker der meisten Flat-TVs. Hier gibts eben genug Resonanzraum für kräftige Bässe. Das reichte zwar nicht für eine Vorstellung, die auch den HiFi-Enthusiasten beglückt, aber für Fernseher in der Klasse bis 1000 Euro klangen beide Kandidaten schon ganz knackig. Samsung trumpfte dank "Virtual SRS Tru Surround Sound XT" obendrein durch eine besonders räumliche Wiedergabe auf.
Weiter in Teil 2: Die erstaunliche Bildqualität der HD-Röhren
Mit besonderer Spannung erwarteten die Tester freilich die Bildprüfung. Zunächst fütterten sie beide Röhrengeräte mit analogem Kabelfernsehen und sahen ähnliche Bilder wie mit einem LC- oder Plasma- Display: Beide Kandidaten zeigten etwas matschige und unruhige Szenerien, die integrierte Rauschunterdrückung tilgte sämtliche Details in bewegten Bildern.
Wurde diese Funktion abgeschaltet, störte dagegen auf dem ganzen Bildschirm heftiges Rauschen. Nur bei sehr rauscharmen Kanälen war das Ergebnis annehmbar.
In die Röhre geschaut
Bekamen die TVs ihre Signale von einem digitalen Satelliten-Receiver, boten sie deutlich mehr Qualität. Die Bilder erhielten Brillanz und die nötige Schärfe, wobei gerade in der Detailzeichnung der Philips die Nase vorn hatte. Dagegen verrieten die Linien eines Fußballfelds, dass der Samsung Probleme mit der geometrisch korrekten Darstellung hat bei Schwenks von einem Tor zum anderen verbog er die Linien deutlich. Auch die zu den Ecken zunehmende Unschärfe geht aufs Konto der schlanken Röhre.
Beim Philips störte dagegen die etwas rucklige Wiedergabe, langsame Schwenks über die Bandenwerbung in den WM-Spielen liefen nicht gleichmäßig über den Schirm. Schuld daran ist die Digital Scan-Funktion. Sie sorgt zwar für schön ruhige Standbilder, aber eben auch für die unruhige Wiedergabe bewegter Motive.
Als nächster Signal-Lieferant musste ein HD-Receiver mit "Premiere"-Empfang ran. Weil die meisten Spiele der WM gleichzeitig in Standardauflösung und in High Definition ausgestrahlt wurden, war ein direkter Vergleich der für TVs anspruchsvollen Sportübertragungen möglich.
Dabei schlugen sich beide Röhren recht wacker, gerade im Vergleich mit den dreimal teureren LCD-Referenzen. Dank seiner "Pixel Plus"-Schaltung bot der Philips HDTV mit 1080 Zeilen klar schärfer als der Samsung. Der Pferdefuß: Wie schon bei TV-Signalen in PAL-Auflösung ruckelten die Bilder bei langsamen Schwenks in der Totale.
Aber auch der Samsung zeigte die gleichen Bildfehler wie bei den Tests mit Standard-TV. Trotz heruntergeregelter Schärfe zeichnete er um kleine Motive Doppelkonturen, die das Bild unschärfer wirken ließen. Die Kontrastdarstellung gelang dem Koreaner aber in allen Testsituationen etwas besser als dem Niederländer, der besonders in dunklen Bildpartien weniger Grauabstufungen zeichnete.
Aller Kritik zum Trotz beide Röhrengeräte erreichten locker den Kontrast von 1500 Euro teuren Plasma-TVs. Und auch die Farbwiedergabe gelang den beiden Testkandidaten geradezu grandios, hier spielten die Dickerchen ihre flachen Konkurrenten geradezu an die Wand.
Fazit
Von Vielen wurden sie schon tot geglaubt, aber siehe da: Röhren-TVs sind zwar immer noch ziemlich fette Brocken, aber ansonsten fit fürs hoch auflösende Fernsehen und obendrein sehr günstig. Natürlich haben sie unabhängig von der Auflösung mit systembedingten Schwierigkeiten zu kämpfen wie Großflächenflimmern sowie Fehlern in der Bildgeometrie und Farbdeckung.
Doch abgesehen davon können sie mit besonders natürlichen Kontrasten und knackigen Farben begeistern. In diesem Test schneidet der günstigere Philips etwas besser ab, im Bildtest gelangen dem Samsung nur Bewegungs- und Kontrastdarstellung etwas besser. HDTV für den kleinen Geldbeutel ist also durchaus möglich.
Zur Tabelle mit den Testergebnissen
Testergebnisse
Hersteller | Philips | Samsung |
Typ | 32 PW 9551 | WS-32 Z 409 T |
Preis | 800 Euro | 900 Euro |
optimale Bildeinstellungen | ||
Die Angaben entsprechen den | Kontrast: 73 % | Kontrast: 62 % |
einzustellenden Werten im Menü | Helligkeit: 36 % | Helligkeit: 52 % |
des jeweiligen Fernsehers. | Farbsättigung: 31 % | Farbsättigung: 31 % |
BILDTEST max. 40 Punkte | SEHR GUT 32 | SEHR GUT 30 |
Bildnatürlichkeit (30%) | sehr gut | sehr gut |
Bewegungsdarstellung (20%) | gut | sehr gut |
Schärfe (20%) | sehr gut | gut |
Bildfehler (20%) | sehr gut | gut |
Bildrauschen (10%) | sehr gut | sehr gut |
TONTEST max. 20 Punkte | SEHR GUT 16 | SEHR GUT 16 |
Sprachverständlichkeit (40%) | hervorragend | sehr gut |
Musikwiedergabe/Klang (40%) | gut | sehr gut |
Störgeräusche (20%) | gut | gut |
MESSLABOR max. 20 Punkte | BEFRIEDIGEND 12 | BEFRIEDIGEND 12 |
Relative Auflösung (15%) | hervorragend 94 % | gut 83 % |
Farbtemperatur (5%) | gut 9420 K | hervorragend 7110 K |
Farbabweichung (10%) | sehr gut fast neutral | sehr gut fast neutral |
Linearität (15%) | ausreichend 94 % | hervorragend 98 % |
Konvergenz (15%) | ungenügend 6,5 Pixel | ungenügend 13,8 Pixel |
Geometrie (10%) | ausreichend 19 Pixel | mangelhaft 21 Pixel |
Relative Auflösung Tuner (10%) | sehr gut 84 % | gut 77 % |
Helligkeitsrauschen Tuner (10%) | sehr gut 56,0 dB | gut 55,3 dB |
Farbrauschen Tuner (10%) | befriedigend 56,0 dB | befriedigend 54,6 dB |
Stromverbrauch Standby | 0,9 Watt | 2,1 Watt |
Betrieb Werk-/video-Einstellung | 121/108 Watt | 154/134 Watt |
BEDIENUNG max. 10 Punkte | GUT 6 | BEFRIEDIGEND 5 |
Benutzerführung (40%) | gut | befriedigend |
Fernbedienung (30%) | gut | befriedigend |
Bedienungsanleitung (20%) | gut | befriedigend |
Installation (10%) | befriedigend | gut |
AUSSTATTUNG max. 10 Punkte | GUT 6 | BEFRIEDIGEND 5 |
URTEIL max. 100 Punkte | GUT 72 | GUT 68 |
PREIS/LEISTUNG | SEHR GUT | GUT |
Die "Video"-Redaktion kürte das Philips-Gerät zum Testsieger.
Weiter zur Tabelle mit der Ausstattung der Geräte
Ausstattung
Hersteller | Philips | Samsung |
Typ | 32 PW 9551 | WS-32 Z 409 T |
Telefon | 01805 / 35 67 67 | 06196 / 660 |
Internetadresse www. | philips.de | samsung.de |
Garantie | 24 Monate | 24 Monate |
Technik | Röhre | Röhre |
sichtbare Bildschirmdiagonale | 76 cm | 76 cm |
Format | 16:09 | 16:09 |
Maße B x H x T | 86 x 55 x 53 cm | 91 x 57 x 42 cm |
Maße Tuner-/Anschl.-Box B x H x T | | |
TV-EMPFANG | ||
vollautomatische Installation | ja | ja |
Sendertabelle | ja | ja |
Automatischer Senderabgleich mit VCR | ja | |
EPG/Timer-Steuerung VCR | / | / |
Bild-im-Bild (TV+PC/AV/2. Tuner) | // | // |
Sat-Tuner nachrüstbar analog/digital/Twin/Pay-TV | /// | /// |
DVB-T nachrüstbar/integriert | / | / |
DVB-C nachrüstbar/integriert | / | / |
Videotext Page Catching/Themen-Menü | / | / |
FERNBEDIENUNG | ||
Steuerung VCR/DVD | ja/ja | / |
Geräte anderer Marken/lernfähig | / | / |
FUNKTIONEN | ||
Progressive Scan intern/von extern | ja/ja | ja/ja |
NTSC-Wiedergabe (3,58/4,43) | ja/ja | ja/ja |
HDTV-Signalverarbeitung/HD-ready | ja/ | ja/ja |
14:9-/16:9-Zoom | ja/ja | ja/ja |
Rauschreduktion | ja | ja |
Farbtemperaturwahl/per RGB | ja/ | ja/ |
Virtual Dolby/Dolby Speaker | / | ja/ |
Lautsprecher/abnehmbar/optional | ja// | ja// |
ANSCHLÜSSE | ||
Scart/davon S-VHS/davon RGB | 2/1/1 | 2/1/1 |
YUV-Ein (Cinch/BNC/VGA) | 1// | 1// |
RGB-Ein (Cinch/BNC/VGA) | // | // |
HDMI | 1 | 1 |
DVI/mit HDCP | / | / |
Cinch-AV-/Hosiden-Ein | / | / |
Cinch-Audio-Aus | ja | ja |
Front-AV Cinch/Hosiden/VGA/DVI | ja/ja// | ja/ja// |
Lautsprecher-/Kopfhörer-Aus | /ja | / |
Photo Viewer über SD-Card/Memory Stick/Compaq Flash | // | // |
USB/PC-Card | / | / |