Andrea Barisani und Daniele Bianco sind eigentlich keine Hacker. Ihr tägliches Brot verdienen die beiden als Entwickler von Hard- und Software bei der Sicherheitsfirma Inverse Path. Auf der CanSecWest, einer Sicherheitskonferenz in Kanada, stellten sie nun aber ein System vor, mit dem es ihnen gelungen sein soll, gefälschte Mitteilungen an Autoradios und Navigationsgeräte zu senden.
Solche Mitteilungen werden über das sogenannte RDS (Radio Daten System) gesendet. Außer zum Versand von Verkehrsmitteilungen, die innerhalb des RDS im Traffic Message Channel (TMC) gesendet werden, dient dieser Datenkanal des UKW-Rundfunks auch dazu, um beispielsweise den Namen des jeweiligen Senders oder den Titel des aktuell gespielten Musikstücks zu übertragen. RDS-taugliche Radios und Navis entschlüsseln diese Informationen und zeigen sie auf ihrem Display an. Allerdings sind die dazu genutzten Codes nicht frei verfügbar.
TMC-Code entschlüsselt
Wie "Cnet" berichtet, ist es Barisani und Bianco nun gelungen, den TMC-Code zu entschlüsseln. Dabei stießen sie offenbar auf Codes für einige ausgesprochen ungewöhnliche Verkehrsmeldungen. So etwa eine Warnung vor einem Stierkampf oder vor Verkehrsbehinderungen aufgrund eines Straßenfests. Bedrohlicher scheinen jedoch die Codes, die bei Flugzeugabstürzen und Terroranschlägen Alarm schlagen sollen.
Mithilfe eines selbstgebauten UKW-Senders sind die beiden "Hacker" nun in der Lage, eigene TMC-Meldungen über den Äther zu schicken. So könnten sie beispielsweise an einem herrlichen Sommertag vor plötzlichem Nebel, Baustellen oder überfüllten Parkplätzen warnen. Die Reichweite ihres Senders geben sie mit einem Kilometer an.
Nach Einschätzung der italienischen Spezialisten sind sie die ersten, die das System gehackt und einen funktionierende Lösung zum Versenden manipulierter TMC-Meldungen entwickelt haben. Panik, so Barisani und Bianco, sei deshalb aber nicht angebracht. "Wir wollten nur Aufmerksamkeit für dieses Problem erzeugen," sagte Barisani gegenüber "Cnet". Zwar sei die Sicherheitslücke ärgerlich, aber nicht das Ende der Welt. Er empfiehlt Autofahrern, bei verdächtigen Verkehrsmeldungen ruhig zu reagieren und abzuwarten, ob die Meldung in den Nachrichten bestätigt wird.