Alina Volik
»Man hört die Sirenen drei bis vier Mal am Tag. Die russische Invasion hat uns die Freiheit genommen.«
Alina Volik schildert ihren Alltag im Krieg – auf TikTok.
Bevor Wladimir Putin seinen Angriff auf die Ukraine begann, war die App hauptsächlich eine Tanz- und Spaßplattform. Seit Panzer Richtung Kiew rollen, hat sich das schlagartig verändert. Auch die 18-jährige Alina postete früher Videos aus dem Urlaub in Madrid und Valencia. Nun erklärt sie ihren Followern, was sie tagtäglich in Saporischschja erlebt.
Alina Volik
»In den ersten Tagen habe ich Tiktok nicht aufgemacht und ich habe nicht daran gedacht, Videos zu posten. Aber dann habe ich verstanden, wie irreal das alles ist. Ich habe den ganzen Tag Nachrichten geguckt, konnte mein Handy nicht weglegen. Und dann entschied ich mich, Videos zu machen, die zeigen, wie es gerade wirklich ist, in der Ukraine zu leben.
Die Fotos, die ich in meinem Video zeige, wie der Notfall-Rucksack, die versiegelten Fenster, die habe ich ursprünglich nur für mich gemacht, ich wollte sie nicht posten. Aber dann habe ich sie in einem Video gezeigt und das hat auf einmal 14 Millionen Views auf Tiktok.«
Informationen in sozialen Medien sind in diesem Konflikt so bedeutungsvoll geworden, dass der ukrainische Präsident Selenskyj in einer Rede speziell an Tiktoker appellierte, sie könnten helfen, den Krieg zu beenden. Alina hat noch eine andere Motivation.
»Ich denke, die Rolle junger Menschen in diesem Konflikt ist, die russische Propaganda zu widerlegen. Denn die Mehrheit der Russen weiß nicht, was in der Ukraine los ist.«
Und dann ist es sicherlich auch der Versuch, für einen Moment den Ernst der Lage, zu verdrängen.
»Meine Ziele halten mich am Laufen. Ich hoffe, dass ich ein Stipendium für ein Auslandsstudium bekomme. Ich habe nie erwartet, berühmt in dieser schlimmen Situation zu werden. Ich habe auf einmal 22.000 Follower auf Instagram. «
Weltweit hat Tiktok derzeit eine Milliarde aktiver Nutzer. Nun trägt die App einen inoffiziellen zweiten Namen: WarTok.