Umfragetool Twitter lässt nur noch zahlende Abokunden abstimmen

Elon Musk (am 17. März 2023)
Foto:JIM WATSON / AFP
Update, Mittwoch, 8.50 Uhr: Kurz nach der Bekanntgabe von Einschränkungen für die kostenlose Nutzung von Twitter rudert Elon Musk in einem wichtigen Punkt zurück. Dabei geht es darum, wessen Tweets im »Für dich«-Feed auftauchen. In seinem ursprünglichen Tweet in der Nacht zum Dienstag schrieb Musk, dass in dem Bereich vom 15. April an nur Beiträge zahlender Abo-Kunden angezeigt werden. Keine 24 Stunden später behauptete er nun: »Vergaß zu erwähnen, dass Accounts, denen man folgt, auch in ›Für dich‹ sein werden.« Schließlich wollten Nutzer ja ausdrücklich Tweets dieser Accounts lesen.
Es folgt die ursprüngliche Meldung in unveränderter Form.
Gerade erst hat Besitzer Elon Musk einräumen müssen, dass Twitter unter seiner bisherigen Führung erheblich an Wert verloren hat. Mehr als 20 Milliarden US-Dollar, um genau zu sein. Da überrascht es wenig, dass Musk händeringend nach Einnahmequellen sucht. Er setzt dabei vor allem auf zahlende Kunden und macht jetzt den nächsten Schritt, um Nutzer zum Abschluss eines Bezahlabos zu bringen.
So sollen vom 15. April an nur noch Tweets zahlender Abokunden im »Für dich«-Bereich auftauchen, in dem die Beiträge von Software ausgesucht werden. Das sei »der einzige realistische Weg«, um sich gegen eine Flut automatisierter Bot-Accounts zur Wehr zu setzen, argumentierte Musk in der Nacht zum Dienstag.
Starting April 15th, only verified accounts will be eligible to be in For You recommendations.
— Elon Musk (@elonmusk) March 27, 2023
The is the only realistic way to address advanced AI bot swarms taking over. It is otherwise a hopeless losing battle.
Voting in polls will require verification for same reason.
Der Schritt könnte die Reichweite der Tweets von Nutzern ohne das acht Euro im Monat teure Abo verringern. Allerdings sind keine Zahlen dazu bekannt, wie viele Nutzerinnen und Nutzer sich die Beiträge vom Algorithmus statt der chronologischen Reihenfolge anzeigen lassen.
Auch an Twitter-Umfragen sollen nach dem 15. April nur noch zahlende Abokunden teilnehmen können. Musk hatte unter anderem darüber abstimmen lassen, ob er mehr Aktien des von ihm geführten Elektroautoherstellers Tesla verkaufen sollte oder ob der Account des Ex-Präsidenten Donald Trump entsperrt werden soll.
Auch sprachen sich Nutzer im vergangenen Jahr in einer von Musk angestoßenen Umfrage dafür aus, dass er den Chefposten bei Twitter aufgeben soll. Er versprach, dem zu folgen – sagte später aber, dass sich die Chefsuche bis Ende dieses Jahres hinziehen dürfte.
Musk spricht von »verifizierten Accounts«, denen die Funktionen vorbehalten bleiben sollen. Allerdings wird das bekannte Verifikationshäkchen bei Twitter bald eine andere Bedeutung haben als früher. Vor der Übernahme durch Musk vergab Twitter die blauen Symbole nach einer Überprüfung persönlicher Daten an Prominente, Politiker oder Journalisten.
Persönliche Identifikation nicht geplant
Es bedeutete, dass der Account tatsächlich einer bestimmten Person oder einem bestimmten Unternehmen gehört. Diese früher vergebenen Häkchen sollen ab dem 1. April verschwinden, wie Musk jüngst ankündigte.
Stattdessen sollen nur noch Kunden des Aboangebots »Twitter Blue« die genauso wie bisher aussehenden Symbole in ihren Accounts haben dürfen. Nach einem Chaos mit Fakeaccounts bei Vergabe der ersten Bezahlhäkchen im November gibt es zwar höhere Hürden dafür. Etwa muss ein Account mindestens 90 Tage alt sein und darf das Profilfoto nicht kürzlich geändert haben. Eine persönliche Identifikation ist aber laut den Regeln weiterhin nicht vorgesehen.
Musk hatte Twitter im vergangenen Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Nach einem Einbruch der Werbeeinnahmen will er stärker auf Aboerlöse setzen.