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Markus Böhm

25 Jahre Yahoo Vom Netzpionier zum Internetzombie

Markus Böhm
Ein Netzwelt-Newsletter von Markus Böhm
Yahoo wurde heute vor 25 Jahren gegründet und war einst eine der wichtigsten Firmen der Welt. Dann liefen ihr Google und Facebook den Rang ab. Dabei hätte es anders kommen können.

"Lass mich das kurz yahooen..." oder "Yahoo sollte zerschlagen werden, weil es einfach zu mächtig geworden ist": In einem Paralleluniversum, in dem die jüngere Tech-Geschichte nur einen Tick anders verlaufen wäre, könnten solche Sätze durchaus fallen.

Yahoo, Mitte der Neunzigerjahre als beliebter Link-Katalog gestartet, hätte sich dort vielleicht nicht von Google den Rang als Suchmaschine Nummer eins ablaufen lassen: Das von Jerry Yang und David Filo gegründete Unternehmen hätte Googles Suchtechnik einfach eingekauft, als sich ihm nicht nur einmal  die Gelegenheit dazu bot . Und auch Yahoos spätere Käufe hipper Plattformen wie Flickr und Tumblr wären Erfolgsgeschichten geworden - anders als in unserer Welt, wo beide Dienste mittlerweile wieder neue Mutterfirmen haben.

Ein wenig mehr Geschick hätte Yahoo im Paralleluniversum auch 2006 bewiesen, als das Unternehmen mit Mark Zuckerberg über den Kauf von Facebook verhandelte - und dabei offenbar gute Chancen hatte, dessen Start-up zu schlucken. "Zuckerberg war nie deutlicher in Versuchung zu verkaufen als bei Yahoo", schrieb Tech-Journalist Steven Levy gerade in seinem neuen Buch über Facebook. Letztlich jedoch sei der mögliche Milliardendeal wegen Yahoos Verhandlungstaktik geplatzt, so Levy. Im SPIEGEL-Interview sagte der Autor, Zuckerberg habe auch das Gefühl gehabt, Yahoo wisse nicht, was es mit seiner Firma anstellen sollte.

Facebook als Yahoo-Tochter? Ein interessantes Gedankenspiel, wenn auch mehr für Yahoo als für Mark Zuckerberg, muss man rückblickend sagen - erst recht an einem Tag wie heute, an dem Yahoo 25 Jahre alt wird.

Yahoo-Gründer Jerry Yang und David Filo: Ihr Unternehmen war in den Neunzigerjahren eins der wichtigsten der Welt

Yahoo-Gründer Jerry Yang und David Filo: Ihr Unternehmen war in den Neunzigerjahren eins der wichtigsten der Welt

Foto: MARCIO JOSE SANCHEZ/ ASSOCIATED PRESS

Yahoo gehört mittlerweile selbst zur Verizon-Tochter Verizon Media, der Charme der einstigen Kultmarke ist verblasst. Bei älteren Internetnutzern mag der Name Yahoo zwar noch Nostalgie wecken, jüngere hingegen dürften die Marke eher als Internetzombie wahrnehmen.

Wer 2020 noch eine Yahoo-Mail-Adresse hat, muss damit rechnen, verspottet zu werden: Einerseits, weil Yahoo wirkt wie aus der Zeit gefallen, anderseits, weil das Unternehmen in den letzten Jahren zahlreiche Negativschlagzeilen machte. 2017 zum Beispiel wurde bekannt, dass ein Hack vier Jahre zuvor unglaubliche drei Milliarden Yahoo-Konten betroffen hatte. Und 2014 war das Unternehmen erneut Opfer eines großen Hackerangriffs geworden.

Yahoo im Jahr 2020, das ist nur noch ein Schatten seiner selbst, die fleischlose Hülle eines Internetpioniers. Interessant ist das auch, weil sich diese Entwicklung seit Langem abgezeichnet hatte. So schrieb Frank Patalong, einer meiner Vorgänger im Netzwelt-Ressort, bereits 2005 zum zehnten Geburtstag, Yahoo habe unter den Internetunternehmen "noch immer eine Sonderstellung". Das Profil des Unternehmens bleibe "seltsam unspezifisch", kommentierte Patalong damals. "Für manche ist es ein Postdienst, für andere ein Katalog, wieder andere sehen den Suchdienst, die Diskussionsplattformen, die inhaltlichen Angebote. In erster Linie aber ist Yahoo ein vermarktbarer Name."

Heute lässt sich selbst über diesen letzten Satz streiten. In diesem Sinne: Happy Birthday, Yahoo, auf dass irgendwo da draußen alles besser für dich lief.

Seltsame Digitalwelt: Verfluchtes Chamäleon

Das Auto-Fußballspiel "Rocket League" zählt zu meinen Lieblings-Onlinegames. Seit einigen Tagen spiele ich es statt auf der Playstation 4 auf dem PC - das gab mir die Chance, mir im Spiel einen neuen Namen zu geben. Da jenes Pseudonym nach jedem geschossenen Tor prominent auf dem Bildschirm erscheint, wollte ich besonders schlau sein: Ich entschied, meinen Gegnern einen Namen vorzusetzen, der bei ihnen einen quälenden Ohrwurm hervorruft und sie damit aus der Konzentration reißt. Nach kurzem Nachdenken über Namen wie "LifeIsLifeNanananana" oder "ImBlueDaBaDee" landete ich schließlich bei "KarmaChameleon", einer Anspielung auf den Culture-Club-Song von 1983. Nicht zu lang, auf jeden Fall nervig - das ist perfekt, dachte ich mir.

Gute 20 Spielstunden später glaube ich jedoch, dass der Namenswechsel ein Fehler war. Meine Gegner jedenfalls spielen nicht plötzlich schlechter als vorher und, noch schlimmer, dafür habe ich jetzt selbst ständig das blöde "Karma, karma, karma, karma, karma chameleon" im Ohr. Vielleicht habe ich da doch eher meine eigene Schwäche ausgemacht.

App der Woche: "Dota Underlords"

getestet von Tobias Kirchner

Foto: Valve

Das beliebte Strategiespiel "Dota Underlords" ist jetzt in vollem Umfang auf dem Smartphone spielbar. Das Prinzip des Spiels hat sich unter dem Genrenamen "Auto-Chess" etabliert.  Der Spieler stellt sich ein Team aus verschiedenen Charakteren aus dem "Dota"-Universum zusammen und tritt vor allem online gegen andere Spieler an. Der Ablauf erinnert dabei, wie der Name vermuten lässt, stark an Schach. Bei der Zusammenstellung der Helden fängt auch schon die Taktik an. Denn nur eine gut ausbalancierte Truppe hat eine Chance, zu bestehen. In die Kämpfe kann nämlich nicht eingegriffen werden, sie laufen automatisch ab.

Aufgrund des passiven Gameplays eignet sich "Underlords" perfekt für das Smartphone. In der PC-Version gestartete Spiele können zudem unterwegs fortgesetzt werden. Offlinemodi und ein faires Bezahlmodell, bei dem In-App-Käufe für den Erfolg nicht nötig sind, runden das gelungene Spiel ab.

Gratis, von Valve, mit In-App-Käufen: iOS , Android 

Fremdlinks: Drei Tipps aus anderen Medien

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche,

Markus Böhm

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