Netzwelt-Ticker Abraham Lincolns Facebook-Patent ist gefälscht

Abraham Lincoln (zeitgenössische Darstellung)
Foto: dpa/ picture-alliance/ dpaNein, Abraham Lincoln, der im April 1865 bei einem Attentat ums Leben gekommene 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hat den Internetdienst Facebook nicht erfunden. Die entsprechende Geschichte, die in den vergangenen Tagen die Runde in sozialen Netzwerken (wie Facebook) machte, ist nur ein aufwendiger Scherz , hat Megan Garber vom US-Magazin "The Atlantic" nach intensiven Recherchen bewiesen.
Die Geschichte lief folgendermaßen ab: Nate St. Pierre, ein Blogger aus der US-Stadt Milwaukee, hat an seinem freien Tag in der Lincoln-Bibliothek in Wisconsin einen Patentantrag Lincolns entdeckt, mit dem jener im Jahr 1845 die Idee für eine Art Zeitung schützen lassen wollte, mit der man "Leute über das Treiben anderer Stadtmitbewohner auf dem neusten Stand halten" können sollte; Profil-Daten und Status-Aktualisierungen inklusive. Ein Scan eines Probeexemplars einer solchen Zeitung , der Anhang des angeblichen Patents, sollte es beweisen.
Oder die Geschichte auffliegen lassen. Der Scan ist eine Fälschung, die schöne Anekdote eine Lüge - und die über 16.000 Facebook-Likes, fast 1200 Tweets und knapp 300 Google+-Plusse, die der Blog-Eintrag Nate St. Pierres bekam, reine Verschwendung.
Ein Fotodruck, wie er in der angeblichen Zeitung zu sehen ist, wurde erst knapp vierzig Jahre später erfunden; vom "Atlantic" befragt, antwortete die Lincoln-Bibliothek: "Ein kompletter Hoax, eine Lügengeschichte." Blogger Nate St. Pierre: ein bekannter, notorischer Scherzbold. "Ich wollte einfach nur etwas haben, das mich zum Lächeln bringt", erklärte er, mit den Gegenbeweisen konfrontiert.
Facebook macht App Store auf
Es erscheint mehr als überfällig: Facebook hat jetzt seinen eigenen App Store. Im größten Social Network der Welt heißt der jetzt App Center und soll es leichter für Entwickler machen, ihre Produkte den Nutzern des Netzwerkes feilzubieten. Die Präsentationsmöglichkeiten für die zahllosen Apps, die sich innerhalb des Netzwerks verwenden lassen, waren zuvor eher dürftig, entsprechend aufgeregt reagiert die US-amerikanische Tech- und Entwicklerszene . Im App-Center sollen künftig auch kostenpflichtige Apps angeboten werden - mittelfristig macht Facebook damit innerhalb seines eigenen Angebotes nun auch den App-Stores der Handy-Betriebssysteme iOS und Android Konkurrenz. Nur dass Facebook-Apps eben nur innerhalb von Facebook laufen. Dass das App Center auf den Mobilmarkt zielt, zeigt schon die Präsentationsseite für Entwickler - Screenshots der mobilen App-Center-Variante nehmen dort eine prominente Position ein. (cis)
Apple veröffentlicht OS X Lion 10.7.4
Apple hat Version 10.7.4 des Betriebsystems OS X Lion veröffentlicht - und damit unter anderem den laut "9to5mac" "furchtbaren Bug" behoben, durch den essentielle FileVault-Passwörter im Klartext gespeichert wurden und damit all ihre Schutzkraft verloren. Außerdem passé: Probleme bei einigen Netzwerk-Funktionen und einige Sicherheitslücken im Apple-Browser Safari, den das Update auf Version 5.1.6 aktualisiert, und die Option "Fenster beim Neustart wiederherstellen" merkt sich endlich, was man ihr schon beim letzten Mal erklärte.
Interessant: Gleich nach dem großen Update lieferte Apple noch eine neue Safari-Version nach - 5.1.7 - die rigoros alle älteren Flash-Versionen löscht, um "den Mac sicher zu halten". Ein Link zur aktuellsten Version soll Mac-Nutzer zur Datenreinheit ermuntern. Wer bei einer älteren Flash-Version bleiben will, kann diese aber manuell aktivieren. 5.1.7. ist außerdem noch schneller und bleibt nach dem Zwei-Finger-Zoom nicht mehr beim Website-Rendern hängen.
Interface der Zukunft: Magnetische Kugeln
Viel wird in den letzten Wochen wieder über neue Interfaces gesprochen, also Methoden, um mit Maschinen und Computern interagieren zu können. Über Touché, das jedes leitende Material zu einem Multi-Touchpad macht oder über Microsofts SoundWave-Versuche , mit zwei Schreibtischlautsprechern und einem Mikro einen günstigen 3D-Sensor zu entwickeln. Jetzt stellt das Media Lab des MIT noch einen neuen Ansatz vor: mit frei schwebenden Kugeln soll Kontakt zum Computer aufgenommen werden.
Was am Donnerstag sonst noch in der Netzwelt wichtig war
- Software-Hersteller Adobe hat mehrere heftige Sicherheitslücken in der Profi-Software Photoshop CS 5.5 entdeckt - und behebt sie nur im 270 Euro teuren Update auf Version CS 6 . Heise.de kann's immer noch nicht fassen , und schon gar nicht die Heise-Foristen .
- Südkorea hat schwer unter einer uninformierten IT-Entscheidung der Regierung zu leiden: Als sich das Land Ende der neunziger Jahre einen eigenen Verschlüsselungsalgorithmus zulegte, setzten die Entwickler ganz auf ActiveX , einen Bestandteil des Internet Explorers. Das ist auch heute noch so - und kettet den kompletten E-Handel in dem Land an den IE.
- Als erster Mitgliedstaat der EU haben die Niederlande die Netzneutralität , also die Gleichbehandlung aller Datenpakete in allen Datenleitungen, ins Gesetz geschrieben. Ein Grund zum Feiern, meint "The Verge": Nun dürfen etwa Mobilfunk-Betreiber keine Extragebühren mehr für Skype-Telefonate verlangen - oder VoIP gleich ganz verbieten.
- Spieleverlag Activision hat im vergangenen Geschäftsjahr die eigenen Erwartungen übertroffen, schreibt der "Gamesmarkt" - machte aber im Vergleich zum Vorjahr weniger Gewinn. Trotzdem liegt Activision damit vor dem kriselnden Branchenführer EA - der, Achtung!, künftig auch Spiele im "Ubuntu Software Center" verkaufen wird.
- Wie ticken Piraten? Die "Pirate Bay" hat in Zusammenarbeit mit der schwedischen Lund University eine Umfrage unter Software- und Medienpiraten gestartet, um eine alternative Datenbasis für die Gesetzgebung anbieten zu können.
- Mit einer automatischen Gesichtskontrolle haben die Rotterdamer Verkehrsbetriebe für Unruhe unter Bürgerrechtlern gesorgt. Jetzt sorgt ein Journalist für noch mehr Aufregung, nachdem er die Bahn beim Abhören von Passagieren erwischt haben will.