Mit Kampfpreis gegen Apple, Spotify & Co. Aldi wird Musik-Discounter

Kann Aldi mit einem günstigen Preis im Musikstreaming-Geschäft durchstarten? Der Discount-Riese erreicht zumindest Kundengruppen, bei denen sich die Anbieter bisher schwertun.
Aldi Life Musik: Musikkatalog von Napster, Preis vom Lebensmittelhändler

Aldi Life Musik: Musikkatalog von Napster, Preis vom Lebensmittelhändler

Foto: MEDION

Aldi hat sich mit Napster zusammengetan. Mit einem Angebot zum Kampfpreis wollen der Streaming-Dienst und der Discounter den deutschen Markt für Musik aus dem Netz aufmischen. Unter dem Namen Aldi Life Musik kündigte der Handelskonzern am Dienstag einen Streaming-Dienst an, bei dem die Kunden für 7,99 Euro pro Monat Zugriff auf eine riesige Musikbibliothek bekommen.

Das Aldi-Angebot ist damit zwei Euro günstiger als die ähnlichen Dienste von Unternehmen wie Spotify und Apple. Auch Napster selbst, dessen Musikangebot Aldi mit seinem Angebot vermarktet, verlangt eine Monatsgebühr von 9,95 Euro. Aldi hatte sich mit einem Preisvorteil bereits in den Mobilfunkmarkt gekämpft. Der neue Musikdienst soll am Donnerstag starten.

Beim Streaming wird die Musik direkt aus dem Netz abgespielt. Genauso wie Napster gibt es von Aldi Life Musik keine werbefinanzierte Gratis-Variante. Der Handelskonzern bietet aber den Musikdienst aber auch in Kombination mit seinem Mobilfunk-Angebot Aldi Talk an. Diese bieten neben Freiminuten 200 oder 500 Megabyte Datenvolumen und den Zugang zu Aldi Life Musik an. Die Preise dafür betragen 9,99 Euro pro Monat beziehungsweise 14,99 Euro pro Monat.

Aldi Life Musik gibt es als App für iOS, Android, Windows Phone und als Web Client im Browser. Wie auch beim Kooperationspartner Napster können Songs gestreamt oder zum späteren Hören heruntergeladen werden. Bei der Qualität von Streams und Downloads lässt sich stufenweise zwischen 64 und 320 Kilobit pro Sekunde auswählen.

Streaming ist ein Wachstumsmarkt

Den Namen Napster trug früher die größte illegale Musiktauschbörse. Inzwischen betreibt der US-Streaming-Dienst Rhapsody sein internationales Geschäft unter dieser Marke. Napster lag im deutschen Musikstreaming-Geschäft bisher an dritter Stelle hinter dem globalen Marktführer Spotify und dem französischen Konkurrenten Deezer. Zudem kam im Sommer Apple Music auf den Markt. Der Dienst des iPhone-Konzerns befindet sich aber noch in der kostenlosen Probephase, die für die ersten Kunden am 30. September endet.

Die Streaming-Einnahmen in Deutschland schossen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 87 Prozent in die Höhe. Ihr Anteil am 686 Millionen Euro schweren Gesamtmarkt stieg dadurch auf 12,8 Prozent. Vor einem Jahr waren es erst 7,7 Prozent. Den Großteil ihrer Einnahmen erwirtschaften Plattenfirmen in Deutschland nach wie mit dem Verkauf von CDs.

Erstaunlicher Preisverfall

Für Napster könnte sich der Abschlag von einigen Euro beim Anwerben neuer Kunden lohnen: Weitere Nutzer bedeuten in dem Geschäft kaum zusätzliche Kosten, helfen aber, die Investitionen in die Infrastruktur und die Organisation des Dienstes wieder einzuspielen. Zugleich landen meist über 70 Prozent der Einnahmen der Streaming-Services bei den Musikkonzernen. Die Dienste tun sich bei ihrer aktuellen Größe schwer damit, Geld zu verdienen. Im deutschen Markt hat bereits eine Auslese begonnen: So übernahm Deezer die Kunden des Konkurrenten Simfy.

Der Preis, auf den sich Napster beim Aldi-Deal einließ, ist auch aus einem weiteren Grund interessant: Aus der Branche wurde nachdrücklich vor einer Aufweichung des Preisniveaus gewarnt, als Spekulationen über günstigere Konditionen der Musikkonzerne für Apple die Runde machten. Apple Music kostet jedoch, wie die Konkurrenzangebote auch, 9,99 Euro im Monat.

mak/dpa
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