Neue Regeln für Produktbewertungen Amazon räumt auf

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Foto: Uli Deck/ dpaBei Amazon ist nicht alles Gold, was bei den Kunden glänzt. Denn viele der Nutzer gaben bisher auch aus Eigennutz positive Produktbewertungen ab. Viele Anbieter bewarben ihre Produkte auf dem Online-Portal jahrelang mit Rabatten, kleinen Belohnungen oder kostenlosen Beigaben - Kunden bekamen diese aber nur, wenn sie bestimmte Produktbewertungen abgaben. Wie aus einem Bericht des Analyse-Unternehmens ReviewMeta hervorging, fielen diese dann meist überdurchschnittlich gut aus.
Das Unternehmen hatte sieben Millionen Bewertungen auf Amazon.com untersucht. Demnach scheinen die Käufer tendenziell dazu zu neigen, "anreizbasierte" Produkte weitaus besser zu bewerten, als regulär angebotene Artikel. Für viele Dritthändler kann das zum Problem werden, denn: Je mehr Sterne ein Produkt erhält, desto höher ist auch die Chance, dass sich Kunden online dafür entscheiden.
"Anreizbasierte" Bewertungen fallen häufig durch folgenden Satz auf, heißt es in dem ReviewMeta-Bericht: "Ich habe dieses Produkt umsonst oder mit einem Rabatt im Gegenzug zu meiner ehrlichen, unvoreingenommenen Kritik erhalten." Aufgrund der bisherigen Amazon-Richtlinien hatten viele Händler einen solchen Hinweis von den Käufern gefordert, denen sie Geschenke mitschickten.
Amazon verbietet bezahlte Rezensionen
Bis vor kurzem waren derartige Rezensionen mit den entsprechenden Hinweisen bei Amazon also erlaubt - oder zumindest nicht explizit verboten. Die Folge war allerdings, dass viele Produktbewertungen nur wenig Aussagekraft hatten.
Mit neuen Richtlinien will Amazon die Glaubwürdigkeit der Rezensionen nun wieder erhöhen: Bezahlte oder "anreizbasierte" Rezensionen sich auf der Plattform jetzt offiziell nicht mehr erlaubt. Bei Amazon.com wurde die Neuregelung bereits im Oktober dieses Jahres eingeführt. Auf der deutschen Website Amazon.de wurden die Richtlinien für Kundenrezensionen Ende November aktualisiert.
Eine Ausnahme macht das Unternehmen allerdings für sich selbst, zum Beispiel wenn Käufer einen von Amazon angeforderten Beitrag veröffentlichen. Das ist etwa bei "Amazon Vine - Club der Produkttester" der Fall. Dort dürfen ausgewählte Kunden auch weiter neue und noch nicht veröffentlichte Artikel kostenlos testen, um sie anschließend auf der Seite zu bewerten.

Nur ein Stern: So mies können Online-Bewertungen sein
Rezensionen werden nun gekennzeichnet
Unklar bleibt bei Amazons Reform allerdings, wie die Plattform erkennen will, ob bestimmte Rezensionen nicht doch bezahlt oder mit Anreizen auf den Weg gebracht werden. Nach Informationen der Tech-Seite "Golem" hat Amazon seine Kunden zumindest aufgefordert, Rezensionen zu melden, die sich nicht an die Neuregelungen halten. Anschließend würden diese geprüft.
Geprüfte Rezensionen, bei denen ein vorangegangenes Tauschgeschäft ausgeschlossen werden kann, wird Amazon künftig mit dem Zusatz "verifizierter Kauf" kennzeichnen, heißt es vom Unternehmen. Kunden müssten sich darauf einstellen, nur noch maximal fünf nicht-verifizierte Produktbewertungen pro Woche veröffentlichen zu dürfen.

Spaßige Bewertungen: So lustig können Rezensionen auf Amazon sein
Gegen bezahlte Rezensionen, die bereits veröffentlicht worden waren, ist Amazon kürzlich schon vorgegangen: Wie "TechCrunch" berichtet , wurden rund 500.000 Produktbewertungen von Amazons US-Portal gelöscht. Über 70 Prozent der Bewertungen seien bezahlte Rezensionen gewesen.