Amazon verklagt "Spoofer" Spam macht Bezos böse

Fast jeder hat sie schon bekommen: E-Mails, angeblich von Amazon oder anderen etablierten Firmen, mit oft haarsträubenden Angeboten. Amazon lässt sich das nicht mehr bieten und verklagt solche "Spoofer" auf Millionensummen. Das Ziel: Abschreckung.

Dass Frechheit durchaus nicht immer siegt, will Amazon durch eine Welle von Klagen in den USA und Kanada beweisen: Elf Firmen und Einzelpersonen erhielten Mitte August Post vom Staatsanwalt. Der Inhalt der Briefe: Benachrichtigungen über Klagen von Amazon.com, dem weltgrößten Online-Versandhaus.

Das hat gute Gründe, seine Anwälte von der Leine zu lassen. Eine besonders perfide Form der Spam-Mail, unverlangt die E-Mail-Fächer flutetende Werbemails, nutzt die Namen etablierter Unternehmen, um windigige Angebote an den Mann zu bringen. "Spoofing" nennt sich die Technik, und sie ist ein Kinderspiel: Der "Spoofer" nennt einfach eine falsche Absenderadresse und verschickt seinen Müll, der damit bessere Chancen hat, durch Spam-Filter zu rutschen - und Kunden zu finden.

Elf besonders emsige "Spoofer" outete Amazon nun öffentlich und reichte Klage ein. Schon gibt es erste Resultate: Das Unternehmen Cyebye.com sagte Bye-bye zum Spoofing, nachdem es in New York dazu verdonnert wurde, zum einen die Spoofing-Praxis aufzugeben, zum zweiten allen Marketing-Mail-Verkehr für zwei Jahre dokumentieren und vorlegen zu müssen, zum dritten die bescheidene Strafe von 10.000 Dollar an den Staat New York zu zahlen. Was Cyebye allerdings hinter den Kulissen an Amazon zahlen musste, verraten beide Unternehmen nicht: Sie einigten sich außergerichtlich, und Amazon ließ die Klage fallen.

Denn Jeff Bezos geht es vor allem um Abschreckung. Zehn weitere Klagen sind anhängig, und Amazon fordert Millionen. "Spoofing ist Betrug, und wir werden den Spoofern mit allen gesetzlichen Mitteln zu Leibe rücken", sagt dazu David Zapolsky, Justitiar und Vice-President von Amazon. Ab jetzt gelte "no tolerance".

Amazon hat unter "stop-spoofing@amazon.com" eine Adresse eingerichtet, über die E-Mail-Nutzer das Unternehmen über windige Offerten und identifizierte Müll-Marketer informieren können.

Manche von denen sind alte Bekannte: Auf der Liste der durch Amazon verklagten Spam-Werber findet sich auch Edward Davidson, den AOL bereits vor fünf Jahren aus gleichem Grund verklagte. Der Großprovider war auf Davidson aufmerksam geworden, weil damals rund 150.000 Kundenbeschwerden über den E-Mail-Versender vorlagen.

Denn Spoofing ist kein neues Phänomen. Auch andere bekannte Unternehmen wie Yahoo, eBay oder Citibank sind davon betroffen und haben sich teils bereits mit gerichtlichen Mitteln gegen solche Spoofer gewehrt. So leiteten AOL, Yahoo, Microsoft und andere im Juli eine Kampagne gegen Spammer, gegen den Missbrauch von Freemail-Adressen und Spoofer ein. Microsoft klagt derzeit gegen 15 identifizierte E-Mail-Betrüger.

Der amerikanische Direktwerber-Verband Direct Marketing Association DMA hat auf den wachsenden Druck reagiert und versucht, sich durch die im nächsten Monat beginnende Kampagne "Operation Slam Spam" von der Masse der schwarzen Schafe zu distanzieren. In Deutschland hatte dieser legale, im Rahmen der Gesetze operierende Direktvertrieb von Werbung per Postwurfsendung, E-Mail und per Telefon ein Marktvolumen von 21,2 Milliarden Euro.

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren