
Bahram Sadeghi: Der niederländische Journalist bei seinem Anruf bei der NSA
Foto: YouTubeSie haben eine wichtige E-Mail unwiederbringlich gelöscht? Da könnten doch US-Geheimdienste helfen. Ein niederländischer Journalist ruft einfach die NSA-Zentrale an, bittet um ein Backup - und bekommt Tipps von erstaunlich hilfsbereiten Menschen.
Die NSA ist leicht zu erreichen: Die Telefonnummer der Zentrale für Öffentlichkeitsarbeit steht im Netz. Als der niederländische Journalist Bahram Sadeghi anruft, dabei gefilmt von seiner Freundin, nimmt in der NSA-Zentrale in Fort Meade auch gleich jemand ab.
Sadeghi stellt sich höflich vor ("Ich rufe aus Amsterdam in Holland an."), versichert sich noch einmal, dass da wirklich die NSA ist ("mhmmm", bestätigt die Frauenstimme), dann erklärt er sein Anliegen:
"Ich habe vor ein paar Tagen eine E-Mail bekommen und sie aus Versehen für immer gelöscht."
Sadeghi erzählt weiter: Die E-Mail sei wichtig, er brauche sie unbedingt, habe sich in einem Computerladen in Amsterdam beraten lassen. Dort habe man ihm gesagt, die NSA könnte da vielleicht etwas machen, die speichere ja E-Mails. Leutselig fragt der Journalist: "Könnten Sie mir da vielleicht helfen?" Der Anflug eines Lächelns huscht über sein Gesicht.
Die Dame am Telefon verneint bedauernd: "Da können wir leider nicht helfen." Sie ist hilfsbereit, rät: "Wer ist denn Ihr E-Mail-Anbieter? Die müssen Sie kontaktieren."
So leicht lässt sich Sadeghi nicht abwimmeln. Er fragt immer wieder nach, erklärt:
"Ich lebe seit 26 Jahren in Amsterdam, aber geboren wurde ich in Iran. Einige meiner Freunde arbeiten bei Medien, ich reise viel. Die im Computerladen haben gesagt, ich sei vielleicht eine interessante Person für die NSA. Sie speichern wirklich nicht meine E-Mails?"
Es geht hin und her, nach lustigen Dialogen wird Sadeghi verbunden und es meldet sich eine andere Stimme:
"Ich glaube, jemand erlaubt sich einen schlechten Scherz mit Ihnen."
"Sie überwachen also nicht den Internetverkehr?"
"Nicht so, wie Sie das meinen. Ich werde jetzt auflegen. Vielen Dank."
Das Video haben inzwischen Zehntausende auf der niederländischen Plattform Dumnpert.nl und bei YouTube gesehen.
Sadeghi sagt SPIEGEL ONLINE, er habe bis jetzt nichts von der NSA gehört. Viele Freunde fürchten, dass er nun Probleme bekommen wird. Sadeghi sagt dazu: "Soll ich mich wegen eines arglosen Anrufs wirklich vor einer Regierungsorganisation fürchten? Wenn jedermann das glaubt, dann haben wir wirklich ein Problem."