"Antennagate" Blogger kritisieren Apples Krisenmanagement

Apple-Chef Jobs: "Das alles wurde so überbewertet, das ist unglaublich"
Foto: Paul Sakuma/ APFrustrierte Benutzer des neuen iPhone 4 haben Apple-Chef Steve Jobs im Umgang mit dem in den USA als "Antennagate" bezeichnete Problem mit der iPhone-Antenne Arroganz vorgeworfen.
"Wir haben nicht das Gefühl, dass wir ein riesiges Problem haben, das wir lösen müssen", hatte Jobs auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz gesagt. "Das alles wurde so überbewertet, das ist unglaublich", so Jobs weiter.
Zudem hatte Jobs angekündigt, an die Nutzer des Smartphones eine kostenlose Schutzhülle auszugeben, die Empfangsprobleme beheben werde. Allerdings sei das Ausmaß der Schwierigkeiten übertrieben dargestellt worden. "Wir sind nicht perfekt", sagte Jobs am Freitag im kalifornischen Cupertino. "Telefone sind nicht perfekt."
Diese Aussagen Jobs' stießen bei Bloggern auf wenig Verständnis. Auf der Seite Techradar.com schrieb Gary Marshall, Jobs hätte lieber via Blog oder Twitter auf die wütenden Reaktionen der enttäuschten iPhone-Kunden reagieren sollen, anstatt altmodisch eine Pressekonferenz einzuberufen. "22 Tage. So lange hat Apple gebraucht, um das Problem in den Griff zu bekommen", schrieb Marshall. "Steve Jobs denkt ernsthaft, das sei schnell - da liegt er falsch."
Jobs hatte zuvor mitgeteilt, man habe 22 Tage kontinuierlich gearbeitet, um das Problem mit der iPhone-Antenne zu lösen. Begleitet wurde dies auf einer Hintergrundprojektion mit den Worten "22 days - working our butts off".
Neue Schutzhüllen als Lösung des Problems
"Gute Firmen versuchen, ein Problem zu lösen. Schlechte Firmen versuchen, ein Problem zu vertuschen. Apple hat lange geschwiegen, das ist Firmenkultur", äußerte sich Mitch Wagner auf Computerworld.com kritisch zu der Strategie des Herstellers.
Auch Michael Arrington von TechCrunch.com machte seinem Ärger über Jobs Auftritt Luft. "Es gab bei der Pressekonferenz zwei zentrale Aussagen. Die erste ist, es gibt kein Problem mit der Antenne des iPhone 4. Die zweite lautet: Obwohl es kein Problem gibt, bekommt jeder Besitzer eine Gratishülle, damit das nicht-existierende Problem verschwindet."
Auslöser des Ärgers sind die Empfangsbalken, die stark zurückgehen, wenn der Nutzer mit der Hand die untere linke Ecke des iPhone abdeckt. Das Edelstahlband, das am Rand um das iPhone verläuft, dient nicht nur der Stabilität, sondern fungiert auch als Antenne. Daher kann der Empfang gestört sein, wenn das Smartphone mit der bloßen Hand gehalten wird.
Mit den neuen Schutzhüllen wird das Problem behoben. Die Gratisetuis werden an alle ausgegeben, die schon ein iPhone 4 gekauft haben oder dies bis zum 30. September tun, wie Jobs erklärte. Wer bereits eine Schutzhülle erworben hat, bekommt den Kaufpreis von 29 Dollar erstattet. Jobs sagte, allerdings hätten sich in der Garantieabteilung von Apple nur rund fünf von 1000 Nutzern beklagt. Weniger als zwei Prozent hätten ihr Gerät zurückgegeben.
"Wir versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen"
Apple hat im Juni empfohlen, das iPhone so zu halten, dass die schwarzen Trennungsstreifen nicht abgedeckt werden, oder eine Schutzhülle zu benutzen. Jobs betonte, kein Mobiltelefon erreiche perfekten Empfang. Er zeigte ein Video mit Konkurrenzprodukten, darunter der BlackBerry von Research in Motion, der ebenfalls Signalstärke verliert, wenn er auf eine bestimmte Art gehalten wird.
Das Verbrauchermagazin "Consumer Reports" wollte das iPhone wegen der Empfangsprobleme den Kunden nicht empfehlen. Es forderte Apple auf, die Käufer zu entschädigen und das Problem zu beheben.
Apple hat erklärt, die Hauptschwierigkeit liege in der Software, nicht im Design der Antenne. So sei erst kürzlich bemerkt worden, dass die iPhones mehr Empfangsbalken anzeigten als sie sollten. Die Nutzer seien daher natürlich verärgert, wenn trotz vieler Balken das Signal verloren gehe.
Seit Donnerstag ist ein Update auf dem Markt, mit dem die Anzahl der Empfangsbalken korrigiert wird. Jobs kündigte an, man werde alles tun, um die Kunden glücklich zu machen. "Wenn wir sie nicht glücklich machen können, werden wir ihnen den vollen Kaufpreis erstatten und sagen, dass es uns sehr leidtut, dass wir ihnen solche Umstände gemacht haben. Wir versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen."