Netzwelt-Ticker Apple kann verschlüsselte iCloud-Daten einsehen

Wir verschlüsseln - so wirbt Apple für seinen Serverdienst iCloud. Allerdings behält sich der Konzern vor, die Kundendaten jederzeit zu entschlüsseln und weiterzugeben, wenn dies "angemessen" sei. Außerdem im Überblick: Yahoo entlässt 2000 Mitarbeiter.
iCloud-Fehlermeldung: Apple kann auch Verschlüsseltes mitlesen

iCloud-Fehlermeldung: Apple kann auch Verschlüsseltes mitlesen

Der US-Fachdienst "Ars Technica" hat sich die Sicherheitsvorgaben von Apples Online-Speicherdienst iCloud näher angeschaut - und beunruhigende Erkenntnisse  zutage gefördert. Zwar schreibt Apple in seinem "Überblick über Sicherheit und Datenschutz ", dass Dokumente, Backup-Daten, Kontakte, Kalender und Standortdaten verschlüsselt in der iCloud gespeichert würden.

Allerdings kann Apple diese Daten jederzeit entschlüsseln, wie der Konzern auch in den Nutzungsbedingungen  darlegt. Dort heißt es:

"Sie erklären sich damit einverstanden, dass Apple, ohne Ihnen gegenüber zu haften, auf Ihre Kontoinformationen und Ihre Inhalte zugreifen, diese nutzen, aufbewahren und/oder an Strafverfolgungsbehörden, andere Behörden und/oder sonstige Dritte weitergeben darf, wenn Apple der Meinung ist, dass dies vernünftigerweise erforderlich oder angemessen ist, wenn dies gesetzlich vorgeschrieben ist oder wenn Apple einen hinreichenden Grund zu der Annahme hat, dass ein solcher Zugriff, eine solche Nutzung, Offenlegung oder Aufbewahrung angemessenerweise notwendig ist, ...".

Der Sicherheitsexperte Jonathan Zdziarski kommentiert das gegenüber "Ars Technica" so: "Die iCloud-AGB sind ziemlich aufschlussreich, was Apples Möglichkeiten angeht, und legen nahe, dass (Apple) in jede Art Inhalt Einblick nehmen kann. (...) Wären die iCloud-Daten völlig verschlüsselt, könnten sie deren Inhalt nicht überprüfen, den Strafverfolgungsbehörden zuleiten oder versuchen, Urheberrechtsverletzungen zu ermitteln."

Wer großen Wert auf Sicherheit, gar Anonymität seiner Daten gegenüber staatlichen Autoritäten lege, der solle besser nicht das iCloud-Angebot nutzen, so das Fazit nach Befragung einer Reihe von mit der Materie vertrauten Experten. Apple hat bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht auf eine Anfrage zum Zugriff auf verschlüsselte iCloud-Daten geantwortet.

Yahoo wirft 2000 Mitarbeiter raus

Der kriselnde Internetkonzern Yahoo setzt bei seinem nächsten massiven Stellenabbau 2000 der verbliebenen 14.000 Mitarbeiter vor die Tür. Damit sollen rund 375 Millionen Dollar im Jahr eingespart werden, teilte Yahoo am Mittwoch mit. Die betroffenen Mitarbeiter sollen über den Wegfall ihrer Jobs oder einen schrittweisen Übergang unterrichtet werden. Die Belegschaft hat bereits mehrere Runden von teilweise massiven Einschnitten hinter sich.

Der Internetpionier kämpft schon seit Jahren gegen den Rückgang der Werbeumsätze an. Rivalen wie Google und Facebook nehmen Yahoo Marktanteile weg. Im Herbst wurde nach rund zwei Jahren Konzernchefin Carol Bartz gefeuert, jetzt soll der frühere Ebay-Manager Scott Thompson die Wende schaffen. Die neuen Kürzungen werden zunächst 125 bis 145 Millionen Dollar vor Steuern für Mitarbeiterabfindungen kosten.

Das zum "Wall Street Journal"-Netzwerk gehörende Blog "All Things Digital " berichtet, die geplanten Stellenstreichungen seien erst "die Spitze des Eisbergs", in den kommenden Monaten würden weitere große Kürzungen folgen. (lis/dpa)

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Web-Portal: So sah Yahoo früher aus

Auch das noch:

  • Instagram gibt's jetzt auch für Android.  Die bisherige iOS-Foto-App bekommt jetzt eine Android-Schwester. Mit der Gratis-Anwendung können Fotos bearbeitet und auf sozialen Netzwerken verbreitet werden.
  • Facebook droht "TechCrunch"-Kommentator Klage an.  Der Mann hatte seine Meinung unter einen Artikel gesetzt, der über die Chrome-Extension "Defaceable" berichtet hatte, mit der auf Facebook anonym kommentiert werden konnte. Facebook ergriff rechtliche Schritte gegen die Programmierer - und zudem gegen den "TechCrunch"-Kommentator. Sein Pech: Seine Anmerkung war als einzige mit seinem Foto erschienen, das er auch als Facebook-Profilbild in einem Kommentarstrang benutzt hatte, in dem eine mit "Defaceable" erstellte Bemerkung aufgetaucht war. Daraus schlossen die Facevook-Anwälte messerscharf Verantwortlichkeit und Klagewürdigkeit.
  • Gesichtserkennung mit Altersschätzung.  Der israelische Hersteller einer Gesichtserkennungs-Software behauptet, sein Programm könne nicht nur Männlein von Weiblein unterscheiden, sondern auch recht treffsicher erraten, wie alt der Proband sei. Demnächst also die strenge Tür an der Disco nur noch vollautomatisch?
  • China gibt bei Online-Zensur wieder etwas Leine.  Vor ein paar Tagen legten Pekings Wächter nach grassierenden Putschgerüchten die Kommentare bei zwei großen Microblogging-Diensten lahm. Jetzt wurden die Bannflüche wieder aufgehoben, Weibo.com und t.qq.com mit nach eigenen Angaben 700 Millionen Nutzern funktionieren nun wieder.
  • iPhone 5 im Juni?  Das nächste Apple-Handy wirft seine Schatten voraus und sorgt beim Zulieferer Foxconn für Neueinstellungen. Angeblich würden für den Auslieferungsbeginn im Juni bis zu 18.000 Arbeitskräfte eingestellt. "Es sieht so aus, als ob es im Juni in den Verkauf geht", soll es aus dem Foxconn-Personalbüro geheißen haben.
  • Al-Qaida-Seiten seit einer Woche lahmgelegt.  War das ein Hack? Vom 23. März an sollen die Web-Seiten, mit denen sich die Terrortruppe sonst an die Öffentlichkeit wendet, für mehrere Tage stillgelegen haben.
  • Bis zu 25 Jahre Knast für Internet-Trolle in Arizona.  Nur die Unterschrift der Gouverneurin fehlt, dann müssen alle, die in Online-Foren, Social Networks und Co. ihren Zeitgenossen mit Beleidigungen, Mobbing oder Stalking auf die Nerven gehen, im Falle einer Anklage und Verurteilung mit bis zu 25 Jahren Knast rechnen. Kritiker sehen die Meinungsfreiheit in Gefahr.
  • Amazon ermöglicht die Bezahlung direkt über Apps.  Darüber freuen sich auch die Entwickler, da sie nun Preiskontrolle über ihre Produkte erhalten. Wer braucht da noch PayPal?

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