Fake-Profile bei Ashley Madison Betrogene Betrüger

Eine neue Analyse der Kundendaten des Seitensprungportals Ashley Madison offenbart Skurriles: Auf der Plattform gibt es offenbar kaum Frauen.
Seitensprung-Portal Ashley Madison: Millionen Männer, kaum Frauen

Seitensprung-Portal Ashley Madison: Millionen Männer, kaum Frauen

Foto: CHRIS WATTIE/ REUTERS

Dass ein Seitensprungportal mehr Männer als Frauen anlockt, ist nicht weiter verwunderlich. Offiziell war die Quote bei Ashley Madison 30 zu fünf. 30 Millionen Männer konkurrieren um 5 Millionen Frauen. Doch in Wahrheit war die aktive Nutzergemeinschaft wohl fast eine reine Männerrunde. Das zumindest legt eine Auswertung der gehackten Nutzerdaten  durch das Blog "Gizmodo" nahe.

Nur 12.000 weibliche Profile seien echt und gehörten aktiven Nutzerinnen des Portals, schätzt Annalee Newlitz, die Autorin des Artikels. Für die Analyse wurden jene Daten des Seitensprungportals verwendet, die Hacker Ende Juli veröffentlicht hatten. Sie sollen unter anderem zeigen, dass nur 1492 als Frauen registrierte Nutzer ihre Nachrichten gelesen hätten. Bei den männlichen Nutzern waren es 20 Millionen. Das Chat-System nutzten elf Millionen männliche und nur rund 2400 weibliche Nutzer.

Ob tatsächlich alle weiblichen Profile von Frauen geführt werden und mit welcher Intention sie einmal angelegt wurden, lässt sich nicht nachprüfen. Unter den wenigen Chat-Nutzerinnen dürften auch Männer, neugierige Journalisten oder Ehefrauen auf der Suche nach ihrem möglicherweise untreuen Mann vertreten sein, mutmaßt die Autorin. Letzteren bleibt nun der Trost, dass wohl kaum jemand über das Portal tatsächlich zu einer Affäre gefunden haben dürfte. Stattdessen bezahlten Millionen männlicher Kunden für eine Illusion. Eine Stellungnahme der Betreiber von Ashley Madison zu dem Artikel ist bisher nicht bekannt.

Ehemalige Mitarbeiter berichten von Fake-Profilen

Das legen laut dem Artikel auch die E-Mail-Adressen einiger Profile nahe. Offenbar generierte das Portal mehrere Profile automatisch mit einem ziemlich unausgereiften Bot. Über 9000 angeblich weibliche Accounts wiesen eine "ashleymadison.com"-Adresse auf, so die Analyse. Einige E-Mailadressen waren demnach schlicht durchnummeriert: 100@ashleymadison.com, 200@ashleymadison.com, 300@ashleymadison.com und so weiter. Einige dieser Adressen seien auch männlichen Profilen zugeordnet gewesen.

Die Ergebnisse dieser Analyse passen zu den Aussagen ehemaliger Mitarbeiter des Seitensprungportals. 2013 klagte eine ehemalige Mitarbeiterin  gegen Ashley Madison. Sie gab an, sich beim Tippen von über tausend Fake-Profilen die Handgelenke ruiniert zu haben. Der Fall wurde außergerichtlich beigelegt, das Portal behauptete, die Frau habe niemals gefälschte Profile angelegt.

Ein weiterer Insider, David Evans, gab nun gegenüber der "Washington Post" zu : "Ashley Madison hat Leute dafür bezahlt, Profile zu erstellen. Und sie haben es zugelassen, dass immer mehr Fake-Profile auf ihrer Seite entstanden sind." Evans war als Berater für das Portal tätig und kommentiert die Entwicklungen der Online-Dating-Branche in einem Blog . Viele Seiten erstellten Fake-Profile, so Evans, "das ist nichts Neues".

Für manchen Kunden von Ashley Madison ist das durchaus neu. Sie wären wohl kaum bereit gewesen zu bezahlen, wenn sie gewusst hätten, dass sie beim Versuch zu betrügen selbst betrogen werden.

mos

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