Juhu! "Babylon Berlin" wird zum Schluss von Staffel 1 richtig spannend
Es hängt doch mehr zusammen, als du bislang dachtest
Noch mal nachlesen, was bisher geschah?
Dieser Beitrag wurde am 28.10.2017 auf bento.de veröffentlicht.
Wir haben dich gewarnt. Hier verraten wir alles. Wenn du die Serie oder den Film noch nicht gesehen hast und das noch vorhast, betrittst du diese Seite auf eigene Gefahr.
Kurz: Babylon Berlin nimmt mächtig Fahrt auf, führt Erzählstränge zusammen, sortiert das Figuren-Chaos und lenkt geschickt Sympathie entlang klarer Konfliktlinien.
Regierungsrat August Benda rückt ins Zentrum des Geschehens. Er kommt dem Giftstoff-Import auf die Spur und nimmt auf Grundlage dessen Alfred Nyssen fest, den er für eine Gefährdung der Demokratie hält. Benda wird als kluger, überlegter Mann gezeigt. Er zieht Gereon Rath im Falle des Giftimports ins Vertrauen und isst mit dem Dienstmädchen Greta in der Küche zu Abend und trinkt Bier.
Die Serie lenkt so geschickt die Sympathien auf Benda, der sich von Nyssen vorwerfen lassen muss, "Marionette einer demokratischen Verirrung, die dieses Land erlebt" zu sein. Hier entsteht eine Identifikationsfigur.
Auch Hauptfigur Gereon Rath, der Verschlossene, sammelt mächtig Sympathiepunkte. In einer riskanten und eiskalt ausgeführten Aktion nimmt er dem im Moka Efti herrschenden Gangsterkönig die Filme ab, die er seit Folge Eins unbedingt finden muss.
Den Abend danach sehen wir durch Gereons zusehendes von Alkohol getrübtes Bewusstsein – bis der Chef vom Moka Efti Gereon schließlich kidnappt und letzter sich nur unter großer Anstrengung aus der Hypnose retten kann.
Die beiden mittlerweile Verbünden Gereon Rath und August Benda entwickeln sich zu jenen so wichtigen Figuren, deren Konflikte und Kämpfe wir mit Spannung anschauen, die wir mögen, verstehen und anfeuern.
Bei den beiden will man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Da ist zum einen Greta, die sich immer mehr zu Fritz hingezogen fühlt und sich über ihre Anstellung im Hause Benda freut.
Und da ist zum anderen Bruno Wolter, der immer noch nicht zu durchschauen, immer noch widersprüchlich ist: Auf der einen Seite scheint er Gereon tatsächlich helfen zu wollen, auf der anderen Seite mutet sein Gedenkabend für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ("Ehre sei ihrem Andenken – das deutsche Heer im Felde unbesiegt! Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!") bedenkliche nationalistisch an.
Die beiden "Babylon Berlin"-Folgen sind meisterhaft erzählt, mit Vor- und Rückblenden, Ausflügen in Gereons Vergangenheit und sein Unterbewusstsein.Trotzdem verliert der Zuschauer nie den Überblick.
Die Verhaftung von Alfred Nyssen, Gretas Glück über ihre Stelle, Gereons Apotheker, ein zitternden Krajewski und ein Fuchs, der vor der Druckerei der Roten Front eine Menschenhand anknabbert, hängen nicht unmittelbar zusammen. Aber zum Klavierspiel von August Benda zusammengeschnitten, machen sie plötzlich doch alle im großen Zusammenhang Sinn.
Über sechs Episoden liefen sehr viele Erzählstränge sehr unübersichtlich nebeneinander her, haben sich hier und da gekreuzt aber nicht wirklich verwoben. Zum Ende der ersten Staffel kommt alles zusammen: Die Filme und das Moka Efti, die Gräfin, der Zug und Alfred Nyssen, Nyssen und Benda, Benda und Greta, Benda und Gereon, Gereon und der Gangsterkönig – und Lotte irgendwie überall mittendrin.
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