Bildbearbeitung So machen Sie aus Ihrem Selfie das perfekte Porträt

Gesichter sind auf Selfies in der Regel verzerrt. Ein neuer Algorithmus kann diesen Effekt blitzschnell korrigieren - und Porträtaufnahmen sogar in 3D-Bilder umwandeln.
Paar macht Selfie

Paar macht Selfie

Foto: imago

Es gibt schon sehr gute Gründe, warum der Selfiestick erfunden wurde. Die Selbstporträts am langen Arm lassen den Fotografen immer irgendwie deformiert aussehen: Die Stirn flieht, das Gesicht ist schmaler als in der Realität, die Nase hingegen deutlich größer. Ein "seriöses" Selbstporträt lässt sich so nicht aufnehmen.

Verantwortlich für die unvorteilhaften Verzerrungen sind zwei Dinge: Zum einen die feste Brennweite der eingebauten Linsen. Zum anderen, dass die Smartphone-Kamera beim klassischen Selfie einfach zu nah dran ist am Gesicht.

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Mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop lässt sich das nachträglich kaum ausbügeln. Durch das perspektivische Herumkorrigieren an der Kopfform etwa geraten unweigerlich andere Proportionen mit aus der Balance. Das wirkt unnatürlich - das menschliche Auge ist nämlich höchst sensibel bei der Beurteilung von Gesichtern und einer stimmigen Geometrie.

Eine glaubwürdige Manipulation von Porträtfotos ist also nur möglich, wenn der Algorithmus auf 3D-Informationen zurückgreifen kann. Das müssen aber nicht die Daten der tatsächlich abgebildeten Person sein. Es reicht ein ungefähres Modell, wie ein menschliches Gesicht strukturiert ist.

Selfie-Verzerrungen herausrechnen oder vornehmen

Die Idee, konkrete 2D-Bilder mit verallgemeinerten 3D-Daten aufzupeppen, ist momentan unter Computergrafik-Spezialisten populär. Ohad Fried von der Princeton-Universität  hat die bisherigen Konzepte noch einmal verbessert: Bei seinem Programm  kann man im zugrundeliegenden 3D-Modell nachträglich die Kameraposition verändern. Deswegen kann der Algorithmus die Verzerrungen aus den Selfies herausrechnen - mit sehr realistischen Resultaten.

Auch das Gegenteil ist möglich: die Selfie-Simulation. Außerdem kann man die Gesichter per Slider sogar ein Stück weit nach links oder rechts oder nach oben und unten schauen lassen.

3D-Modell eines Selfies

3D-Modell eines Selfies

Mit einer Rot-Grün-Brille wird schließlich aus dem ursprünglichen Foto ein Mini-3D-Film. Ausprobieren lässt sich das alles auch mit eigenen hochgeladenen Bildern . In Kürze soll auch der Programmcode zur Verfügung stehen. Damit dürfte eine App oder ein Software-Plugin nicht allzu lange auf sich warten lassen. Die Arbeit wurde unter anderem von Adobe finanziell unterstützt. Zunächst einmal ging es den Entwicklern um ein Tool, das sich rasch und unkompliziert in der Praxis einsetzen lässt.

Noch mehr Manipulationen vorstellbar

Aber natürlich sind noch viele Erweiterungen denkbar, so Informatiker Ohad Fried: "Man könnte versuchen, auch den Rest des Kopfes per hinzuspekuliertem 3D möglichst plausibel zu ergänzen, mit Haarmodellen etwa. Oder die Blickrichtung der Augen mitwandern zu lassen. Oder vielleicht sogar die Mimik zu manipulieren - all dies sind Konzepte, an denen auch von vielen anderen Computergrafik-Experten eifrig geforscht wird ."

Die Vision, alte 2D-Porträts zu neuem 3D-Leben zu erwecken, ist übrigens nicht nur für Hobbyfotografen und Selfie-Knipser spannend: Auch Hollywood und die Pornofilmbranche sind interessiert.

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