Nagetier als erfolgreicher Trader Hamsterkäufe live im Internet

So sieht es aus, wenn der Hamster Mr. Goxx Kryptowährungen verkauft
Foto: Goxx Capital / TwitchDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Für einen Neuling hat es Mr. Goxx auf dem Kryptowährungsmarkt schon erstaunlich weit gebracht. In den vergangenen knapp vier Monaten erzielte er zwischenzeitlich prozentual höhere Gewinne als zum Beispiel Berkshire Hathaway , die Holding von Investorenlegende Warren Buffett. Internationale Medien interessieren sich für ihn, und sein erstes YouTube-Video hat mehr als 100.000 Aufrufe. Interviews allerdings gibt er nicht. Was in erster Linie daran liegt, dass Mr. Goxx ein Hamster ist.
Seit dem 12. Juni lässt ihn sein deutscher Besitzer in verschiedene Kryptowährungen investieren, darunter Bitcoin, Ether und Doge. Dazu hat er dem Hamster zusammen mit einem Studienfreund ein eigenes Büro gebaut, mithilfe eines 3D-Druckers, eines Lasercutters, Mikrocontrollern und Software. In diesem Video werden der Aufbau und die Herstellung erklärt.
Im Büro stehen unter anderem ein »Intention Wheel« sowie zwei Tunnel. Das »Intention Wheel« ist eine Mischung aus Laufrad und Glücksrad – wenn sich Mr. Goxx ausgetobt hat, bleibt ein elektronischer Zeiger auf einer von rund 30 Kryptowährungen stehen. Die Tunnel stehen für »Kaufen« und »Verkaufen«. Läuft der Hamster durch einen davon hindurch, wird automatisch die entsprechende Aktion für die zuvor ausgewählte Kryptowährung ausgelöst.
Bisher zahlt sich das aus. Aus 330 Euro Startkapital wurden zwischenzeitlich knapp 500 Euro, und zumindest bisher liegt Mr. Goxx im Plus.
Der CEO von Goxx Capital

Das Büro vom CEO
Foto: Goxx CapitalDie beiden Macher des Projekts wollen anonym bleiben. Sie werden derart mit Presseanfragen überhäuft, schreiben sie dem SPIEGEL, dass sie erst einmal keine weiteren Auskünfte geben möchten, weil das ihrem »Dasein sicher nicht zuträglich« wäre. Sie haben aber nichts dagegen, wenn der Hamster im Rampenlicht steht.
Das tut er vor allem auf der Streamingplattform Twitch. Hier werden seine »Entscheidungen« live übertragen, der Kanal hat 10.000 Follower. Gestartet und automatisch auf Twitter sowie Reddit angekündigt wird der Stream, sobald Mr. Goxx aus seinem eigentlichen Käfig in sein »Büro« läuft – beide sind miteinander verbunden und Mr. Goxx kann kommen und gehen, wann er will. Er ist schließlich der CEO von Goxx Capital. Meist ist er nachts aktiv, die Kamera arbeitet deshalb mit Infrarotlicht.
Mr. Goxx placed a sell order for 0.0076 ETH at 22.36 EUR (+11.44 %)https://t.co/2a3RgDOiIV
— Mr. Goxx (@mrgoxx) October 3, 2021
Order: #182
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Ende der Achtzigerjahre entstand die Legende vom Affen, der Dartpfeile auf den Aktienteil des »Wall Street Journal« geworfen und mit dieser eigenwilligen Form der Auswahl besser gelegen haben soll als Anlageprofis. Die Geschichte stimmt so nicht, aber eine darauf beruhende Studie ergab, dass eine Zufallsauswahl beim Spekulieren mit Aktien – eine Horde virtueller Affen sozusagen – höhere Gewinne einbringt als hoch bezahlte Fondsmanager. Mr. Goxx ist eine Art moderne Version des Gedankenexperiments, allerdings eine sehr anschauliche und gelegentlich putzige.

Mr. Goxx im »Intention Wheel«
Foto: Goxx Capital / TwitchDas Projekt ist nicht gedacht, um Anlagetipps zu geben, im Gegenteil. Die Macher warnen stets davor, die Entscheidungen des Hamsters als Anlagetipps zu betrachten. Offiziell gibt es gar keine Botschaft: »Eine klare Zielsetzung für das Projekt gibt es in der Tat nicht, wir schauen einfach, wo es sich hin entwickelt«, schreiben die beiden.
Es lässt sich aber natürlich als Kommentar auf den zumindest gelegentlichen Irrsinn des Kryptowährungsmarkts mit seinen manchmal dramatischen Kurssprüngen und manchmal windigen Protagonisten verstehen. Der Name Mr. Goxx ist schließlich eine Anspielung auf die skandalumwitterte Bitcoin-Handelsbörse Mt.Gox, deren Chef 2019 wegen Dokumentenfälschung verurteilt wurde.
Für die Zukunft planen die beiden Bastler noch einige Erweiterungen. So soll Mr. Goxx seine Ordergrößen irgendwann selbst bestimmen können – bisher sind sie fest im Code verankert. Natürlich könnte Mr. Goxx vorher pleitegehen, wenn er sich verzockt. Da er nach dem Verkauf einiger NFTs aber mittlerweile deutlich mehr Kapital zur Verfügung hat, müsste er schon einige folgenschwere Entscheidungen treffen.
Natürlich könnte er aber auch einfach sterben, seine Lebenserwartung liegt schließlich bei nur zwei bis drei Jahren.