Blog-Tipps Apple bekommt Windows

Video der Guerilla-Aktion: Windows-Logo an der Apple-Fassade
An der Binnenalster in Hamburg ist seit Wochen ein zweistöckiges Geschäft in Sahnelage mit schwarzen Paneelen abgeschirmt. Hier entsteht ein großer Apple-Laden, auch wenn das Unternehmen das natürlich nicht einmal ansatzweise kommentieren mag. Oder ist es am Ende doch kein Apple-Store?
Am Freitagmorgen prangte zumindest kurzfristig gut sichtbar ein Windows-Logo an der dunklen Verkleidung. Mit Schutzwesten in Signalfarbe, einem Absperrgitter und einer hohen Leiter ausgerüstet, hatten sich zwei junge Männer ans Werk gemacht:
Kurz darauf kamen allerdings echte Mitarbeiter und entfernten das Logo der Konkurrenz wieder, wie "Edible Apple" berichtet. Aber Windows kommt zurück: Wenn erst die schwarzen Platten weg sind und eine Glasfassade den Blick auf die Alsterschwäne freigibt.
Zähneputzen und Leergutflirt
Nein, dieses Internet: Neulich traf ich, ganz in echt, einen sympathischen Herren. Man trank Pilsener, aß frischen Salat, und wie sich herausstellte, war der gute Mann Blogger. Das passiert ja nun nicht alle Tage. (Sehr wahrscheinlich gibt es in Deutschland mehr organisierte Fliegenfischer als Blogger, aber das ist nur eine Vermutung.)
Mit klarem Kopf, also deutlichem zeitlichen Abstand, las ich im "Boschblog" von André Krüger. Und zwar eine kleine Geschichte über einen Leergutflirt, bei dem eine angebrochene Flasche Gin offenbar zu einem hervorragenden Abend führt. Oder über das Zähneputzen, was mit einem Zitat von Thomas Bernhard und dem Foto dentalhygienischer Instrumente eingeleitet wird.
In Zeiten von Mikroblogs, Linkschleudern und Tumblr-Drittverwertungsmaschinen ist das Boschblog wahnsinnig old school. Nicht einmal Werbebanner oder Lobeshymnen auf merkwürdige Socken stören die "nutzlosen Schönschreibübungen jenseits von Relevanz und Reichweite", wie es in der Selbstbeschreibung heißt.
Wäre das Boschblog eine Band, man würde diese Art von Gymnasiasten-Blog wohl Hamburger Schule nennen: Kommt alle her, ich erzähl Euch von dem, der sich dachte.
Hacker Hall of Fame
Der eigentliche Spaß währte nicht lange: Die Gruppe LulzSec hatte eine Meldung über den angeblich quicklebendigen Rapper Tupac Shakur auf eine Nachrichtenseite geschmuggelt, wenig später war der Hachker-Hoax schon wieder gelöscht. In den meisten Fällen sind solche manipulierten oder gar völlig umgestalteten Websites (man nennt so etwas dann "Defacement") nach kurzer Zeit offline oder schon wieder im Originalzustand.
Internet to the rescue: Aktuell sammelt "Zone-H" Kopien angegriffener Seiten. Sogar Hitlisten gibt es, in denen die Anzahl der verunstalteten Websites nach Hacker-Gruppe aufgeschlüsselt werden. Aber ist das alles nur Spaß? Die jüngsten Verbalattacken von Regierungschefs und Militärs auf Hacker lassen böses ahnen. Das Internet ist ihnen ein Schlachtfeld - die Netz-Vandalen könnten es künftig mit Cyber-Soldaten zu tun bekommen. Nicht, dass sie das nun schwer beeindrucken würde.
"Guardian"-Blogger Dan Gilmore weist aber darauf hin, dass die falsche Tupac-Meldung ja nun ziemlich harmlos sei. Dennoch sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine von Hackern eingeschleuste Story auf einer großen Nachrichtenseite ernste Konsequenzen nach sich ziehen werde - eine Börsenpanik oder die Eskalation eines ohnehin aufgeladenen Konfliktes. Kleiner Vorgeschmack: Im Oktober 2008 wackelte der Kurs der Apple-Aktie, weil im Internet die (unwahre) Meldung von einer Herzattacke des Firmenchefs die Runde machte.
Das auch noch
Verwüstete Vorgärten, niedergetrampelte Zäune, brennende Mülleimer, ein verletzter Polizist, elf Festnahmen: Am Freitag hatte sich ein Facebook-Flashmob aufgemacht, um die Geburtstagsfeier von Thessa zu stürmen. Die Hamburgerin hatte eine Einladung versehentlich für alle sichtbar mit ihrer Adresse im Internet veröffentlicht. Rund 15.000 Spaßvögel kündigten ihr Kommen an - jeder Zehnte stand dann tatsächlich im Wohngebiet :
Bei aller Häme, bei allem Spott: Dass sich mehr als 10.000 Party-People dann aber doch nicht persönlich in den Hamburger Nordosten begeben haben, um Thessas Geburtstag zu feiern, ein Großteil der Facebook-Nutzer also noch bei Trost ist - das ist doch schon wieder eine beruhigende Nachricht.