Posterous Twitter schließt seine Blog-Plattform

Homepage von Posterous: Nun 100 Prozent für Twitter
Es hat noch fast ein Jahr gedauert, bis die Gründer der Blog-Plattform Posterous es offiziell machten. Dabei waren die Hinweise schon deutlich: Als der Blog-Dienst im März 2012 von der 140-Zeichen-Nachrichtenfirma Twitter gekauft wurde, war das Schicksal von Posterous bereits absehbar.
Jetzt steht fest: Zum 30. April wird Posterous dichtgemacht. Dann wollen die Mitarbeiter "100 Prozent unseres Einsatzes auf Twitter konzentrieren", schreibt Firmengründer Sachin Agarwal . "Wir bauen dort Hilfsmittel, damit ihr entdecken und teilen könnt, was in der Welt passiert."
Agarwal hatte schon vor einem Jahr im Firmen-Blog Hinweise gegeben : "Wir werden Nutzern rechtzeitig Bescheid geben, wenn wir Änderungen an dem Dienst vornehmen." Er kündigte Anleitungen an, wie die eigenen Inhalte gesichert oder auf einen anderen Blog-Dienst übertragen werden können.
Zuvor hatte Posterous einen beachtlichen Aufstieg hingelegt, 10 Millionen verschiedene Nutzer verzeichnete die 2008 gegründete Seite pro Monat, wie Daten von Quantcast zeigen . Die im Jahr zuvor gestartete Blog-Plattform Tumblr funktioniert ähnlich, wuchs aber stärker als Posterous, was unter anderem an Promis und Pornos liegen könnte .
Viele Nutzer von Posterous wechselten nach der Übernahme durch Twitter zu anderen Plattformen. Wordpress.com zum Beispielverzeichnete einen rasanten Anstieg an Wechslern . Dort können Nutzer ohne eigenen Serverplatz ähnlich wie bei Posterous unkompliziert ein eigenes Blog betreiben. Wie man Posterous-Einträge herunterlädt und zu wordpress.com überträgt, wird hier erklärt . Wer nicht wechselt, verliert alles, was er bei Posterous veröffentlicht hat.
Das Schicksal von Posterous ist damit auch eine Warnung. All die schönen kostenlosen Internetdienste, auf denen Millionen Menschen ihre Fotos, Vorlieben und Likes teilen, könnten irgendwann schließen und damit das eigene digitale Archiv mit ins Vergessen ziehen. Sascha Lobo beschwor daher vergangenes Jahr noch eine "Renaissance des selbstkontrollierten Blogs", bei der die Blogger selbst die Hoheit über ihre Inhalte behalten. Das eigene Blog als kleine Insel im Netz, auf der man selbst Herr ist, "alles andere ist unterhaltsames, nützliches, schmückendes Beiwerk".
Wem der Inselbau zu anstrengend ist, der kann sich immer noch an die neuen Netzwerke der Kuschelphilosophie wenden. Ein solches hat einer der Posterous-Gründer gerade ins Leben gerufen, berichtet TechCrunch . Posthaven heißt der neue Blog-Anbieter. Der Vorteil: "Wir werden uns nie aufkaufen lassen", behaupten zumindest die Gründer .