Breitband-Ausbau Deutlich mehr Bürger können jetzt Glasfaser-Internet nutzen

Bis Jahresende sollen in Deutschland rund 7,5 Millionen reine Glasfaser-Anschlüsse betriebsbereit sein. Aber die Mehrheit der Anwohner verzichtet bisher auf die Nutzung – was an den Preisen liegen könnte.
Telekom und Land Berlin wollen Glasfasernetz ausbauen

Telekom und Land Berlin wollen Glasfasernetz ausbauen

Foto:

Sina Schuldt / picture alliance / dpa

Immer mehr Bundesbürger könnten daheim eine sehr leistungsstarke Internetverbindung nutzen – wenn sie wollten und dafür zahlen würden. Bis Jahresende seien in Deutschland schätzungsweise 7,5 Millionen reine Glasfaser-Anschlüsse betriebsbereit, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie von Dialog Consult im Auftrag des Telekommunikations-Branchenverbandes VATM. Im vergangenen Jahr waren es 5,4 Millionen. »Das ist ein erheblicher Zuwachs«, sagte Studienautor Torsten Gerpott. »Trotz Corona-Einschränkungen ist massiv gebaut worden.« Die Deutsche Telekom und Wettbewerber wie die Deutsche Glasfaser kamen dabei gut voran.

Es geht um »Fiber to the Home« (FTTH) oder »Fiber to the Building« (FTTB) – also Glasfaser, die auch auf der letzten Strecke bis zur Wohnung oder zumindest bis zum Gebäude liegt und nicht nur bis zum grauen Schaltschrank am Straßenrand. Solche Verbindungen gelten als besonders schnell und stabil. Bei anderen Übertragungsarten ist ebenfalls Glasfaser verbaut, aber nicht auf der kompletten Strecke, daher spricht man bei FTTH und FTTB von »reinen« Glasfaseranschlüssen.

Allerdings ist nur ein Drittel der bereitliegenden reinen Glasfaser-Anschlüsse aktiviert – bei den anderen verzichten die Bewohner auf eine Nutzung. Der Telekommunikations-Professor Gerpott rechnet aber damit, dass künftig deutlich mehr Menschen von der Möglichkeit eines Glasfaser-Internetvertrags Gebrauch machen werden.

Experte: Gigabit ist gut für Gamer

Nicht nur mit FTTH oder FTTB ist beim Surfen Gigabit-Tempo möglich, sondern auch mit Fernsehkabeln, die mit der Docsis-3.1-Technologie aufgerüstet wurden. Hierauf setzen Vodafone und andere Firmen. Die Zahl der über diese Technologie erreichbaren Haushalte steigt der Studie zufolge in diesem Jahr um 1,2 Millionen auf 23,9 Millionen. Fast vier Millionen Haushalte haben sogar die Auswahl zwischen reiner Glasfaser und Fernsehkabeln, um Gigabit-Geschwindigkeiten zu bekommen. Rechnet man diese Dopplungen heraus, haben insgesamt 27,5 Millionen Haushalte die Möglichkeit, sehr schnelles Festnetz-Internet zu bekommen – also zwei Drittel aller Haushalte.

Aus Gerpotts Sicht zeigen die Ausbauzahlen, dass Deutschland beileibe keine »digitale Wüste« ist. Nicht das Netz sei schwach, sondern die Anwendungsebene, sagte er und verwies auf eine mangelhafte Digitalisierung der Verwaltung und der Schulen. »Da haben wir wirklich Defizite.«

FTTH/FTTB hat gegenüber den Fernsehkabeln den Vorteil, dass die Übertragungsraten nicht sehr stark absinken, wenn abends die ganze Nachbarschaft im Internet ist und große Datenmengen braucht. Allerdings ist Fernsehkabel-Gigabit deutlich günstiger: Laut Preisvergleichsportal Verivox sind Gigabit-Tarife über Kabel schon ab etwa 40 Euro im Monat zu haben, bei FTTH liegt die Preisspanne im normalen Tarif in der Regel bei 70 bis 90 Euro, mit Ausreißern nach oben.

Was ist besser? »Das hängt vom individuellen Anforderungsprofil ab«, sagt Gerpott. »Bin ich der große Gamer, der nicht immer niedergestreckt werden will vom Gegner mit seiner Maschinenpistole, dann spricht viel für einen FTTH-Anschluss.« Gehe es dem Kunden hingegen mehr um Videostreaming, dann sei vorteilhaft, dass er direkt vom Anbieter noch ein Videopaket buchen könne.

Die VATM-Studie zeigt auch, dass der Datenbedarf der Internetnutzer weiter stark steigt: 2021 werde voraussichtlich ein Datenvolumen von 102 Milliarden Gigabyte über das Festnetz abgewickelt, schätzen die Autoren. Wie schon im Vorjahr ist das ein Plus von etwa einem Drittel. Auf jeden Festnetzanschluss entfallen damit monatlich durchschnittlich 230,7 Gigabyte.

pbe/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten