Flut an Fake-Angeboten Die falschen Versprechen der Brennholz-Betrüger

Die Energiepreise steigen, Kriminelle passen ihre Masche an: Im Netz wird vielerorts Brennholz angeboten, das nie geliefert wird. In der Branche hält man die Lage für »katastrophal«.
Jede Menge Brennholz: Die Preise sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen

Jede Menge Brennholz: Die Preise sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen

Foto: Sven Simon / IMAGO

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Brennholz für 60 oder 70 Euro pro Schüttraummeter, mit kostenloser und bundesweiter Lieferung binnen 24 Stunden? Wer dieser Tage im Netz auf solche Schnäppchenangebote trifft, sollte skeptisch sein. Schon seit Wochen warnen Polizeibehörden vor Fake-Shops, die im Zuge der steigenden Energiepreise versuchen, Verbraucherinnen und Verbraucher mit angeblichen Sonderpreisen für Brennholz und Pellets auszutricksen. Nach der Polizeidirektion Bad Segeberg  und dem Polizeipräsidium Niederbayern  sah sich diesen Montag nun auch die Kreispolizeibehörde Wesel in der Verantwortung, gezielt auf diese Betrugsversuche aufmerksam zu machen .

Die Masche dreht sich um fiktive Onlinehändler mit real existierenden, vom Namen her unverdächtigen Websites. Über Seiten, die zum Beispiel brennholz-fabrik.com und top-brennholz.com heißen, bieten Kriminelle Produkte wie Brennholz und Pellets an. Die Preise und die Lieferzeiten sind oft auffallend gut, in der Regel suggeriert auch ein Impressum samt Kontaktmöglichkeiten Seriosität. Zugleich jedoch werden Interessenten dazu verleitet, die Ware im Voraus zu bezahlen oder zumindest eine Anzahlung zu leisten.

Ist Geld geflossen, endet der vermeintliche Deal bereits: Das über die Fake-Shops georderte Brennholz wird nie geliefert, die Kriminellen machen sich mit ihren Einnahmen aus dem Staub.

Versuche, den Shop-Anbieter nach einigen Tagen Warten zu erreichen, laufen ins Leere, auf ihre Anrufe oder E-Mails bekommen Kunden keine Reaktion mehr. Oder, auch so etwas kommt vor, sie landen bei einer echten Brennholzfirma, die ihnen aber nicht weiterhelfen kann. In diesen Fällen haben die Betrüger dreist die Kontaktdaten eines etablierten Unternehmens kopiert und sie in ihre Lock-Websites und Fake-Bestellabläufe verbaut.

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Die Kreispolizeibehörde Wesel berichtete am Montag von »einem typischen Fall«, in dem eine 34-Jährige bei einem Fake-Shop »zwei Raummeter Buche-Brennholz« kaufen wollte. »Als sie ihre Daten im Bestellformular eingab, wurde sie für die Überweisung direkt auf ein französisches Konto verwiesen«, heißt es. »Nach der Überweisung wählte die Dinslakenerin eine Telefonnummer, die auf der Webseite angegeben war, um einen Termin für die Lieferung abzusprechen. Doch die Nummer war nicht vergeben.«

Um andere Brennholz-Suchende vor solchen Ärgernissen zu bewahren, rät die Weseler Behörde, sich vor einer Bestellung über den Shop zu informieren. »Seriöse Shops zeichnen sich dadurch aus, dass sie sichere Zahlungsmöglichkeiten mit Käuferschutz oder den Kauf auf Rechnung zur Verfügung stellen«, betont sie. Wer Opfer eines Onlinebetrugs werde, solle Anzeige erstatten.

Auch das Polizeipräsidium Niederbayern riet vergangene Woche dazu, vor einem Kauf in einem bis dato unbekannten Shop online nach Erfahrungen anderer zu suchen – oft stoße man so bereits auf Warnhinweise. Und auch in Niederbayern rät man zur Vorsicht, wenn ausschließlich per Vorkasse bezahlt werden kann.

Diese Websites helfen, Fake-Shops zu entlarven

Das Problem der Fake-Angebote betrifft verschiedene Branchen, von der Unterhaltungselektronik bis zur Mode. Beim Entlarven mancher Fake-Shops helfen können zum Beispiel der »Fakeshop-Finder« der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen  und die »Liste problematischer Online-Shops«  auf der Website von Watchlist-Internet.

Will man wissen, welches Ausmaß die Abzocke diesen Sommer bereits erreicht hat, ist der Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion (BuVBB) der richtige Ansprechpartner. Schon Mitte Juli schrieb jener Branchenverband auf seiner Website , dass ihm »immer wieder« Betrugsfälle gemeldet würden.

Seit Veröffentlichung jener Mitteilung jedoch sei die Lage »noch schlimmer« geworden, regelrecht »katastrophal«, sagt am Dienstag Gerd Müller, der Leiter der BuVBB-Geschäftsstelle, dem SPIEGEL. Gerade erst habe ihm ein Händler berichtet, dass er pro Tag 15 bis 20 aufgebrachte Anrufe bekomme – weil eine gefälschte Internetseite einfach behauptete, sein Betrieb sei eine lokale Lieferstelle, die zu ihr gehöre. »Bei dem echten Händler beschweren sich nun Leute, die den Fake-Shop bezahlt haben und auf ihre Ware warten«, sagt Müller, der mehrere ähnliche Fälle kennt. »Für die betroffenen Unternehmen ist das Ganze unheimlich lästig und rufschädigend.«

Gefragtes Gut Brennholz: »Bei Preisen unter 100 Euro pro Schüttraummeter würde ich vorsichtig sein«

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Foto: localpic / IMAGO

Müllers Verband zufolge gehen die Betrügereien auch weit über klassische Websites und Bestellformulare hinaus. So soll es etwa Kriminelle geben, die mit Facebook-Anzeigen um Aufmerksamkeit buhlen. Recht verbreitet ist es offenbar auch, dass Bestellungen per WhatsApp aufgegeben werden.

Die Betrüger sind schneller als die Aufklärer

Der BuVBB versucht derzeit auf zwei Wegen, des Problems Herr zu werden: Er hat eine Art Positivliste geprüfter Mitgliedsbetriebe  online gestellt. Zudem veröffentlicht er die Namen bekannter Fake-Shops , darunter sind Angebote wie top-brennholz.com, plessner-holz.com, qualitätsbrennholz.com und mkw-energieholz.com. Ein Teil der genannten Websites steht auch nach wie vor online. Andere Angebote aus der Liste dagegen sind offline, mit verändertem Namen könnten sie aber auch schon wieder neu aufgesetzt worden sein.

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Gerd Müller sagt, er komme gar nicht nach, all die gefälschten Shops aufzulisten, die ihm gemeldet werden. Jeden Tag kämen neue dazu. »Die Leute rufen mich auch erst dann an, wenn ihr Geld schon weg ist«, klagt er.

Er als Branchenkenner sagt, die meisten Fake-Angebote für Brennholz könne man schon am Preis entlarven. »Bei Preisen unter 100 Euro pro Schüttraummeter würde ich vorsichtig sein«, sagt Müller und verweist auf die derzeitige Marktsituation, »und wenn jemand dann noch behauptet, Kleinmengen kostenlos und überall in Deutschland auszuliefern, kann das nur ein Nepp sein.«

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