Nach Abstimmung Briten googeln, was der Brexit bedeutet

"Was passiert, wenn wir aus der EU austreten?" Diese Frage interessierte sehr viele Briten - nach der Brexit-Abstimmung. Wussten sie nicht, wofür sie votierten?
Nachfragehoch am Donnerstagabend

Nachfragehoch am Donnerstagabend

Foto: Google Trends
Der schnelle Überblick

Das ist passiert:• 51,9 Prozent der britischen Wähler haben für den Austritt des Landes aus der Europäischen Union gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei mehr als 70 Prozent.

• Premier David Cameron hat seinen Rücktritt für Oktober angekündigt.

• Politiker aus Schottland und Nordirland wollen in der EU bleiben.

• Das Pfund verliert dramatisch an Wert, Aktienkurse weltweit stürzten ab.

• Rechtspopulisten in ganz Europa freuen sich und fordern nun ebenfalls Volksabstimmungen über die EU.

Mit dieser Meldung sicherte sich Google in der Nacht zum Freitag reichlich Aufmerksamkeit: Morgens um 2:28 Uhr twitterte der Statistikdienst Google-Trends , dass es in Großbritannien am Donnerstagabend einen starken Anstieg von Suchanfragen nach den Folgen eines EU-Austritts gebe. Wussten die Briten zuvor womöglich nicht, worüber sie abstimmen?

Genau das ist die Schlussfolgerung, die einige Kommentatoren aus Googles Statistik zogen: Erst wurde abgestimmt, dann hat man sich informiert, was das Kreuz, dass man gerade gemacht hatte, eigentlich bedeutet.

Aber ganz so einfach ist es nicht.

Zum einen waren es beileibe nicht alle Briten, die sich da am Abend über mögliche Folgen der historischen Abstimmung informierten. Für die Zeit zwischen 20 und 22 Uhr beispielsweise, als die Zahl der Anfragen besonders hoch war, zeigt Google Trends rund 1000 Suchanfragen nach der Phrase "what happens if we leave the EU" an. Nur eine Bruchteil der rund 64 Millionen Briten also.

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Zum anderen kann Google Trends nicht aufschlüsseln, wer danach gegoogelt hat und warum.

Waren es wirklich uninformierte EU-Gegner, die plötzlich Hosenflattern bekamen? Oder doch eher EU-Befürworter, die wissen wollten, wie ihre Zukunft aussehen könnte, falls sich die Mehrheit doch gegen den Verbleib entscheidet? Schließlich ist es am Ende genauso gekommen.

Google Trends hat zum Thema Brexit eine eigene Webseite eingerichtet , auf der man sich ausführlich informieren kann, wo und wann in Großbritannien und dem Rest der Welt nach welchen Fragen zum EU-Ausstieg gegoogelt worden ist. Dort findet sich auch eine Karte, die zeigt, dass die große Mehrheit der Briten schon lange vor der Abstimmung -zwischen dem 31. Mai und dem 7. Juni - Fragen zum Austritt  gegoogelt hat.

Eine weitere Google-Grafik zeigt, dass es seit März in Großbritannien eine deutliche Zunahme von Suchanfragen gegeben hat, die den Brexit betreffen. Demnach interessierte die Nutzer die Frage danach, wie viel Großbritannien in die EU einzahlt. Auch Prognosen nach dem wahrscheinlichen Ausgang der Abstimmung zogen viel Interesse auf sich.

Mit weitem Abstand am Häufigsten fragten Briten Google allerdings: "Was ist die EU? ". Aber das war auch vor der Diskussion um einen Brexit schon so.

Apropos: Das SPIEGEL-ONLINE-Erklärformat "Endlich verständlich" zum Brexit gibt es auch auf Englisch  (und natürlich auf Deutsch).

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