

Happy End mit drei Wochen Verspätung: Im November war der alte Werbevertrag zwischen Google und der Mozilla-Stiftung ausgelaufen. Die Abmachung sicherte den Machern des Firefox-Browsers allein 2010 vermutlich Einnahmen in Höhe von 101,6 Millionen Dollar, immerhin 84 Prozent der Einkünfte aus sogenannten Royalties, also Verträgen mit Firmen, deren Angebote in der Firefox-Suchbox eingebunden sind. Für das Geld wird Google als Standard-Suchmaschine im Firefox voreingestellt.
Nun teilte Mozilla mit, die neue Vereinbarung mit Google werde "um mindestens drei weitere Jahre verlängert". Damit werde Google für Hunderte Millionen Firefox-Nutzer auch weiterhin die Standard-Suchmaschine sein. Weitere Details zum neuen Vertrag seien allerdings Bestandteil der üblichen Verschwiegenheitsregeln. Es stehe nicht im Ermessen Mozillas, Einzelheiten zu veröffentlichen. An einer Verlängerung des Vertrags waren letzthin Zweifel aufgekommen, weil Google, anders als noch zum Zeitpunkt des letzten Vertragsabschlusses vor drei Jahren, mit Chrome über einen eigenen erfolgreichen Browser mit wachsendem Marktanteil verfügt. Es schien unlogisch, dass sich der Suchmaschinenbetreiber mit einem Mozilla-Deal gleichsam selbst Konkurrenz macht.
Dass sich die Finanzverantwortlichen bei der Mozilla-Stiftung nicht hundertprozentig auf Google verlassen, zeigen Kooperationen auch mit anderen Anbietern. So gibt es eine alternative Variante mit Bing, außerdem basteln die Mozilla-Programmierer an einem eigenem mobilen Betriebssystem.
Dass sich das Verhältnis zwischen Google und Mozilla abgekühlt hat, zeigt nach Ansicht mancher Beobachter auch die Einstellung der Entwicklung der Google Toolbar für Firefox. Gleichzeitig veröffentlichte Mozilla die Version 9.0 des Firefox. Die neue Browser-Ausgabe soll vor allem bei der Verarbeitung von JavaScript schneller geworden sein. Angeblich ist die Geschwindigkeit um bis zu 30 Prozent gestiegen. Außerdem soll die Kompatibilität zu Mac OS X Lion verbessert worden sein. Wer in seinem Firefox nicht sowieso schon die automatische Aktualisierung aktiviert hat, kann sich das Update auch direkt bei Mozilla abholen.
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Kein Fuchs: Der "Kleine Panda" unter den Browsern ist ein Open-Source-Projekt. Das ist Teil der Erklärung seines Erfolges: Für viele symbolisierte er das Aufbegehren der Netz-Community gegen die Wirtschaftsmacht der Großkonzerne, die Gestalt und Nutzungsbedingungen des Webs zunehmend dominierten. Doch Firefox' Wurzeln reichen weit zurück...
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