"Chef-Masche" Nigerianische Behörden nehmen Verdächtigen fest
Ihre Opfer überwiesen ihnen teils Summen in Millionenhöhe: Nigerias Behörden haben nach monatelangen Ermittlungen einen Mann festgenommen, der mit E-Mail-Betrug im großen Stil Hunderte Opfer um ihr Geld gebracht haben soll.
Der 40-Jährige wird verdächtigt, Kopf einer internationalen Betrügerbande zu sein, die umgerechnet mehr als 54 Millionen Euro ergaunert haben soll. Dies teilten die internationale Polizeibehörde Interpol und die nigerianische Kommission für Wirtschaftskriminalität EFCC jetzt mit.
Die Betrüger gingen nach Angaben des IT-Sicherheitsanbieters Trend Micro nach der so genannten "Chef-Masche" vor, die auch in Deutschland verbreitet ist. Dabei fordern die Betrüger als vermeintlicher Chef oder Finanzchef vom zuständigen Buchhalter dringend eine größere Überweisung für wichtige Transaktionen an.
Der Mitarbeiter wird zur Geheimhaltung verpflichtet. Geht das Geld auf den Konten der Betrüger ein, werden diese sofort geleert. Die nötigen Informationen besorgen sich die Betrüger meist auf öffentlich zugänglichen Seiten im Internet und über Social-Media-Accounts. Zudem nutzen sie gefälschte E-Mail-Adressen und Prepaid-Handynummern.
Ein Opfer überwies rund 14 Millionen Euro
Die Bande konzentrierte sich laut Interpol vor allem auf kleine und mittlere Betriebe, unter anderem in den USA, Australien, Südafrika, Thailand und Rumänien, deren Mail-Server sie infiltrierten. Ein Opfer habe den Betrügern knapp 14 Millionen Euro überwiesen. Nigeria ist schon lange als Standort für Internetkriminalität berüchtigt. Die US-Botschaft in Nigeria bekommt eigenen Angaben zufolge täglich Anfragen von US-Bürgern, die Opfer von Betrügern geworden sind.
Der als "Mike" bekannte Hauptverdächtige sei bereits im Juni in der nigerianischen Stadt Port Harcourt verhaftet worden, teilte Interpol weiter mit. Er habe ein Netzwerk von mindestens 40 Komplizen angeführt, die von Nigeria, Malaysia und Südafrika aus agierten.
Daneben hatte "Mike" laut Interpol auch Helfer in Europa, den USA und China. Diese hätten Bankdaten zur Verfügung gestellt. Über diese Konten sei das erbeutete Geld gewaschen worden.
Betrügereien auch mit Online-Datingseiten
Nach der Verhaftung des mutmaßlichen Drahtziehers zeigte sich laut Interpol, dass er in eine "ganze Reihe von kriminellen Aktivitäten" verwickelt war. So soll er auch an Betrügereien mit Online-Datingseiten beteiligt gewesen sein.
Gemeinsam mit "Mike" wurde den Angaben zufolge ein 38 Jahre alter mutmaßlicher Komplize verhaftet. Beiden drohen nun Anklagen unter anderem wegen Computerkriminalität, Verschwörung und des Erschleichens von Geld.