Geheimdienste Regierung verweigert Auskünfte über CIA-Projekt in Deutschland

Fast alles rund um das Projekt 6 ist geheim: Die Bundesregierung hat auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag zur Zusammenarbeit von CIA und BND auf deutschem Boden reagiert - konkrete Antworten liefert sie aber kaum.
CIA-Logo in der Zentrale in Langley (2005): Der US-Geheimdienst arbeitet eng mit dem BND zusammen

CIA-Logo in der Zentrale in Langley (2005): Der US-Geheimdienst arbeitet eng mit dem BND zusammen

Foto: Dennis Brack / EPA / dpa

Der US-Geheimdienst CIA hat mit dem Bundesnachrichtendienst und dem Verfassungsschutz über Jahre hinweg eine geheime Anti-Terror-Einheit in Neuss bei Düsseldorf betrieben. Das enthüllte der SPIEGEL Anfang September. Was genau in Neuss geschah, wollte die Bundestagsfraktion der Grünen von der Regierung wissen. Insgesamt 47 Fragen hatte der Grünen-Netzpolitiker Konstantin von Notz in seiner Kleinen Anfrage aufgeführt. Antworten bekam er vom Innenministerium nur auf vier davon. Und eine der Antworten verweist lediglich auf eine vorangegangene Textstelle.

Bezüglich der übrigen 43 Fragen heißt es im öffentlich einsehbaren Antwort-Dokument , "dass die erbetenen Auskünfte einzeln und insbesondere in der Zusammenschau geheimhaltungsbedürftig sind." Die entsprechenden Informationen seien als Verschlusssache mit dem Verschlussgrad "VS-Geheim" an die Geheimschutzstelle des Bundestags übermittelt worden.

In Notz' Fragenkatalog ging es um die geheime Anti-Terror-Einheit Projekt 6, die der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz gemeinsam mit dem US-Geheimdienst CIA betrieben haben. Wie es in einer Vorbemerkung zu den Antworten heißt, ist das Projekt im Jahr 2010 eingestellt worden: "Software und Hardware wurden physikalisch in Deutschland durch deutsche Behörden vernichtet."

Details zum Projekt 6 hatte der SPIEGEL Anfang September bekannt gemacht. Herzstück der Operation war eine Datenbank, in die die Dienste Daten von mutmaßlichen Dschihadisten und Terrorunterstützern eintrugen.

"Pauschal Aufklärung verweigert"

Anfragesteller Notz kritisiert das Stillschweigen der Regierung: "Trotz öffentlicher Diskussionen über mutmaßlich rechtswidriges Verhalten der Dienste verweigert die Bundesregierung weiter pauschal Aufklärung und eine öffentliche Debatte", schreibt er im Netzpolitik-Blog der Grünen . "Wir halten dieses Vorgehen angesichts der Bedeutung für Rechtsstaat und Demokratie für schlicht skandalös und werden alle möglichen - auch rechtlichen - Schritte sehr gewissenhaft prüfen."

Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierungsantworten auf Anfragen zur Geheimdienstaffäre unbefriedigend ausfallen. Schon vergangenen Monat war eine Anfrage der Grünen nur zum Teil beantwortet worden: Damals ging es um die "Überwachung der Internet- und Telekommunikation durch Geheimdienste" . Konstantin von Notz hatte Mitte September, 100 Tage nach der Prism-Enthüllung, kommentiert: "Selbst die NSA hat inzwischen mehr Informationen zu ihrer Praxis an die Öffentlichkeit gegeben."

mbö
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten