Logan-Symposium in Berlin Hacktivisten aller Länder

Journalist Seymour Hersh: Genau wie Assange zum zweiten Mal dabei
Foto: © Fadi Al-Assaad / Reuters/ REUTERSDas Berlin Congress Center am Alexanderplatz ist ein architektonisches Denkmal der sozialistischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Transparent und klar ist die Architektur, um Transparenz und Klarheit wird es bei einem Kongress gehen, den das Gebäude Anfang März beherbergen wird.
Die zwei Tage im März stehen unter dem Motto: "Challenge Power! Über Bündnisse gegen Geheimhaltung, Überwachung und Zensur " Veranstalter des internationalen Treffens ist das in London ansässige Centre for Investigative Journalism (CIJ ), das Journalisten in zeitgemäßer Recherche ausbildet und sich für Datenschutz und Informationssicherheit sowie den Schutz von Whistleblowern einsetzt. Logan CIJ Symposium heißt die Konferenz, weil die Logan Stiftung aus Chicago sie hauptsächlich finanziert. Auch der SPIEGEL unterstützt das Logan-Symposium.
Der in Chicago geborene Seymour Hersh wird dabei sein, jener legendäre amerikanische Enthüllungsjournalist, der 1969 weltbekannt wurde, weil er das Massaker von US-Soldaten in dem vietnamesische Dorf My Lai aufdeckte. 2004 gehörte er zu den Journalisten, die die Folterung von Irakern durch US-Personal im Bagdader Abu-Ghraib-Gefängnis enthüllten .
Der Doyen des US-Enthüllungsjournalismus war schon beim ersten Logan CIJ Symposium in London im Dezember 2014 dabei. Ebenso Julian Assange , der Herausgeber der Enthüllungsplattform WikiLeaks. Er wird über die aktuelle Arbeit und die Perspektiven von WikiLeaks sprechen.
Weil er nach wie vor die Botschaft Ecuadors in London nicht verlassen kann, wird Assange zu den Teilnehmern des Berliner Symposiums nur via Videolink sprechen. Dafür wird Sarah Harrison, "director of investigations" bei WikiLeaks, persönlich kommen, ebenso der WikiLeaks-Unterstützer und Tor-Programmierer Jacob Appelbaum.
Aufklärung zwischen Kunst, Wissenschaft und Aktivismus
Dass das Logan Symposium von London nach Berlin gewandert ist, begründet Gavin MacFadyen, der Direktor des Centre for Investigative Journalism so: "In Berlin gibt es eine nahezu einzigartige Mischung aus Menschen, die sich bei Computer-Sicherheit, beim Hacken und bei Kreativem aller Art auskennen."
In der Tat leben und arbeiten Hacktivisten wie Harrison oder Appelbaum schon seit einiger Zeit in der Bundeshauptstadt. Hier fühlen sie sich vor der Verfolgung durch amerikanische und britische Geheimdienste sicherer. Hier haben der Chaos Computer Club, Plattformen wie Netzpolitik.org oder Politiker wie Christian Ströbele eine Kultur geschaffen, in der die Sensibilität für Datenschutz vergleichsweise hoch entwickelt ist; in der die von CCC-Gründer Wau Holland ausgerufene Devise hochgehalten wird: Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen.
Reizvoll am Logan-Symposium ist das Interdisziplinäre, die inspirierenden Begegnungen von Aktivisten, Künstlern, Journalisten, Wissenschaftlern und anderen, die im digitalen Zeitalter für Aufklärung und Demokratie kämpfen.
Die Referenten kommen aus allen fünf Kontinenten, aus Australien beispielsweise Gioradano Nanni mit seiner satirischen Rap News Live Show.
Unterstützt wird das Symposium in Berlin neben dem SPIEGEL auch von der Rudolf Augstein Stiftung sowie der taz Panter Stiftung. Gavin MacFadyen, der das Programm maßgeblich zusammengestellt hat, erklärt: "Unser Ziel sind die Unterstützung und der Schutz von Whistleblowern und mutigen Journalisten. Sie haben es nötig."
CIJ Logan Symposium - "Challenge Power! Building alliances against secrecy, surveillance & censorship"; 11.3.-12.3.2016, Berlin, Tickets ab 50 Euro .