Cloud Computing Werbung für, Warnung vor der Wolke

Serverpark von Facebook im schwedischen Lulea: Von der Outsourcing-Technik des Cloud Computings erhoffen sich Firmen mit starker IT-Infrastruktur zusätzliche Geschäfte
Foto: JONATHAN NACKSTRAND/ AFPBerlin/Bonn - Fotos, Musik oder ganze Festplatteninhalte ins Internet auslagern und sämtliche Anwendungen Web-basiert durchführen - das klingt verlockend. Privatanwender wollen so ihre persönlichen Medieninhalte und Dokumente vor dem nächsten Virenabschuss oder Rechnerverlust schützen. Richtig interessant aber wird Cloud Computing erst in der Unternehmenswelt: Cloud-Anbieter versprechen Firmen, immer nur die Infrastruktur und Leistung bezahlen zu müssen, die gerade wirklich gebraucht wird. Mehr Flexibilität und Skalierbarkeit biete die Datenwolke also, ohne ständig die eigene Infrastruktur an die Auftragslagen anpassen zu müssen, dazu aber natürlich Sicherheit.
Unter dem Strich ist Cloud Computing - auch wenn das keiner so deutlich sagen möchte - also vor allem eine Outsourcing-Technik, bei der bisher typischerweise firmenintern erledigte Aufgaben an ein externes Unternehmen vergeben werden.
Unter den Anbietern finden sich spezialisierte Daten-Hoster, aber auch bekannte Unternehmen wie Amazon, die so aus ihren Serverparks Zusatzgeschäfte kitzeln wollen. Ein Geschäft wittern auch die großen Webhoster, die bisher vor allem mit dem Parken von Websites ihr Geld machten, aber auch Telekommunikationsunternehmen, die beim Datenverschieben per Netzwerk gleich zweifach verdienen können.
Die ganz Großen spielen mit
An vorderster Front aber stehen die üblichen Verdächtigen - und hier wie so oft Google und Microsoft. Der Betriebssystem-Marktführer hat seit Anfang Februar die erste Vollversion seiner nun kostenpflichtigen, sogenannten Windows-Azure-Plattform in 21 Nationen inklusive Deutschland im Angebot. Der Konzern sorgt so mit Software und Dienstleistungen für eine veränderte Unternehmenswelt vor, in der der stationäre Rechner an Wichtigkeit verlieren mag. Um hier von Anfang an einen Fuß in der Tür zu haben, sorgte Microsoft für die Etablierung seiner Plattform durch Verbreitung: Dem offiziellen Start am 5. Februar ging eine lange Betaphase voraus, in der potentielle Partner den Dienst kostenfrei nutzen konnten.
Das wird zumindest für die Wissenschaftler der National Science Foundation (NSF) in den USA auch so bleiben. Auch das ist Teil von Microsofts Erfolgskonzept: Die Nutzung in Firmen, Behörden und Institutionen - im Arbeitsleben also - sicherte schon DOS und später Windows den Spitzenplatz unter den Betriebssystemen.
Die Nase vorn im Cloud-Geschäft hat aber Microsofts Internet-Angstgegner Google. Unternehmenschef Eric Schmidt sorgte vor vier Jahren mit geschickt platzierten Erwähnungen in Interviews gezielt für die Popularisierung des Schlagwortes Cloud Computing, seitdem gehört es zu seinen Dauerthemen. Zuletzt rührte er auf der Mobilfunkmesse in Barcelona kräftig die Werbetrommel für Googles Cloud-Visionen, die weit über Datenparken und -abrufe hinausgehen. Google schwebt die Schaffung von Unternehmensinfrastrukturen vor, die keinen echten Ort mehr haben, sondern überall on demand verfügbar sind.
Sicherheit "ein wolkiges Versprechen"
Cloud Computing ist dabei alles andere als ein neues Konzept, gilt aber erst seit Beginn der flächendeckenden Breitbandversorgung Anfang des neuen Millenniums als realistische Option und wurde auf dem Endverbrauchermarkt erst seit circa 2006 werblich bekannt gemacht. Seitdem grüßt auch auf der Cebit in Hannover alljährlich das Murmeltier: Wie in den vergangenen Jahren wird Cloud Computing dort auch in diesem Jahr einer der Themenschwerpunkte sein.
Doch die bedenkenlose Nutzung des Cloud Computing ruft auch Kritiker auf den Plan. So warnt der IT-Sicherheitsinformationsdienst " mIT Sicherheit " in seiner aktuellen Ausgabe im Internet: "Dass Daten dort vor unbefugtem Zugriff sicher gespeichert und verwaltet werden können, ist ein wolkiges Versprechen." Der Dienst sieht "schwere Sicherheitsprobleme".
Für Unternehmen etwa bedeuteten Cloud-Dienste gegenüber lokalen Rechnern oder eigenen Rechenzentren zwar die kostengünstigere Alternative, doch die Standorte für "sensible Unternehmensdaten" seien häufig unbekannt. Unnötige Betriebsrisiken entstünden auch dadurch, dass Anbieter von Cloud-Diensten ihre Dienstleistungen oft nur unzureichend definierten. "Für den Privatnutzer bestehen ähnlich gelagerte Risiken", heißt es.
Firmen wird geraten, zunächst zu klären, ob die Auslagerung von Daten rechtlich statthaft sei. Auch sei darauf zu achten, dass dem Benutzer ein Backup ermöglicht werde. Von Cloud-Dienstleistern, die keine Auskunft über Server-Standort und Sicherungsmechanismen geben, sei abzuraten. Beim Thema Datenschutz sieht "mIT Sicherheit" ein oft nicht auszuräumendes Problem: Trotz vertraglicher Garantien sei die Einhaltung des vertraulichen Umgangs kaum nachprüfbar.