Computer-Betrug Männer sind doofer
1,67 zu 1 - die Zahl beschreibt keineswegs das Verhältnis im Körpergewicht zwischen Männlein und Weiblein, sondern stellt eine Art Tölpel-Index dar: Für jeden Dollar, um den sich Frauen im Internet betrügen lassen, verlieren Männer 1,67 Dollar. Das ist den neuesten Statistiken des amerikanischen Internet Crime Complaint Center (IC3) zu entnehmen, einer gemeinsamen Meldestelle von FBI und der staatlich finanzierten Cybercrime-Präventionsagentur NW3C.
Interessant daran ist vor allem, dass es eine Zahl ist, die individuelle Schadenshöhen in Relation setzt. Denn natürlich werden Männer auch weit häufiger Opfer von Web-Betrügereien als Frauen: Das Gros der täglichen Spam-Flut ist ausgesprochen "männlich" - mit zahlreichen pornografischen Spams sowie dem nach wie vor florierenden Verkauf blaugefärbter Süßigkeiten, die angeblich die Potenz steigern sollen.
Was Männer aber laut IC3-Report vor allem zu lohnenderen Opfern macht, ist, dass sie anders Shoppen und sich für andere Dinge interessieren als Frauen. So seien es vor allem Männer, die auf Finanzbetrug, die Nigeria-Masche, windige Geschäfts- und Investitions-Offerten sowie Auktionsbetrug mit hochpreisigen elektronischen Geräten hereinfielen. Männer scheinen also nicht nur doofer, sondern auch gieriger zu sein: Die größten Schäden entstehen dann, wenn es um versprochene Reichtümer geht.
Weniger Betrugsfälle, größere Schäden
Bei fallender Zahl erfasster Betrugsfälle (2005: 231.000 Fälle; 2007: 207.000 Fälle) stiegen darum zugleich die durchschnittlichen Schadenshöhen. So kassierten Cyberbetrüger mit ihren diversen Investitions-Tricks durchschnittlich 3500 Dollar von ihren Opfern, Scheckbetrüger sackten im Schnitt rund 3000 Dollar ein, und selbst die seit nun über zwei Jahrzehnten kursierende, eigentlich völlig abgegriffene Nigeria-Masche bringe den Verfassern der archetypischen Spam-Abzocke noch rund 2000 Dollar pro erfolgreichem Versuch, behauptet die Statistik.
Unter dem Strich seien amerikanische Betrugsopfer im letzten Jahr so um 239 Millionen Dollar erleichtert worden - das sind 40 Millionen Dollar mehr als im letzten Jahr. Die Dunkelziffer dürfte allerdings erheblich sein: IC3 erfasst nur Betrugsfälle, die von den Opfern selbst gemeldet werden. Dabei dürfte es vornehmlich um größere Summen gehen - wer meldet dem FBI schon, wenn er (oder sie) um 10 Dollar betrogen wird? Bei den mit Abstand häufigsten Formen des Internet-Betrugs - Auktionsbetrug (35,7 Prozent) und Nichtlieferung von Waren (24,9 Prozent) - geht es aber oft um Bagatellsummen. 15,5 Prozent der gemeldeten Fälle bezogen sich auf Schäden bis 99,99 Dollar. In Wahrheit dürften solche Kleindelikte erheblich häufiger sein.
Amerikas Cybercrime-Statistik: Ein Zerrbild
Was unter dem Strich ein verzerrtes Bild des Erfolges von Cyberkriminellen ergibt und zu entsprechend hohen durchschnittlichen Schadenshöhen führt. So beklagten die Opfer in satten 41 Prozent der gemeldeten Fälle Schäden in Höhe von 100 bis 999 Dollar. 30,7 Prozent der Opfer überwiesen ihren Abzockern 1000 bis 4999 Dollar, und unglaubliche 6,5 Prozent der Abgezockten legten da noch einmal 5000 Dollar drauf.
Noch unglaublicher: Rund 11.000 Amerikaner ließen sich im letzten Jahr von Betrügern um Summen im Bereich zwischen 10.000 und 99.000 Dollar bringen, und 800 zahlten mehr als 100.000 Dollar, für die sie keinen Gegenwert außer einer bitteren Erfahrung erhielten.
Insgesamt aber dokumentierten die Zahlen nicht nur, dass die Betrüger effektiver arbeiteten, sondern auch, dass die Internet-Nutzer immer vorsichtiger würden. Ein gesteigertes Sicherheitsbewusstsein ließe die Zahl der Delikte beständig sinken, allerdings fielen diese immer gravierender aus, analysiert die Studie.
Cybercrime: Eine Umverteilung innerhalb des Landes
Immerhin bleibt das Geld im Lande. Einmal mehr zeigt die aktuelle Studie, dass die USA die Heimstatt des Computerbetrugs-Business sind und bleiben. 63,2 Prozent aller gemeldeten Betrugsdelikte seien von Amerikanern begangen worden, die damit ihre kriminellen Kollegen in Großbritannien (15,3 Prozent), Nigeria (5,7 Prozent), Kanada (5,6 Prozent) und Rumänien (1,5 Prozent) klar auf die Plätze verwiesen. Russland, in Sachen Cybercrime immer wieder als Top-Generalverdächtig genannt, schafft es mit 0,8 Prozent der gemeldeten Fälle nur knapp auf Platz 9 der Haupt-Täterländer.
Innerhalb der USA ist Kalifornien (15,8 Prozent aller Täter kommen daher) führend, umgerechnet auf das Verhältnis Täter zu Einwohnerzahl aber ist die Hauptstadt der USA und ihr Umland nicht zu schlagen: Mit 99 Tätern auf 100.000 Einwohner liegt der District of Columbia klar vor allen anderen Staaten und Regionen.
pat